Enttäuschend...23.11.2009
Um in die richtige Stimmung für diesen Film zu kommen, habe ich mir erst kürzlich den Vorläufer, Banlieu 13, erneut angesehen. War ein toller Film, damals, und ist auch heute immer noch gut konsumierbar. Und nachdem die beiden männlichen Hauptdarsteller auch im Folgefilm wieder mit an Bord sind, konnte eigentlich nichts schiefgehen. Doch wie so oft ist der zweite Teil in keiner Situation besser als der Vorläufer, im Gegenteil, er ist an vielen Stellen sogar deutlich schwächer und zielt eindeutig auf den sechzehnjährigen Kinogänger mit einer Vorliebe für arabisch infizierte Hiphop- oder Rapmusik. Produzent Besson hält sein Klientel aber offensichtlich für sehr dumm, denn selbst einfachste Zusammenhänge der ohnehin nicht sehr komplexen Story werden ein ums andere Mal wiederholt, gerne auch in Großaufnahme und mit wortreicher Erklärung. Das ist nicht nur nervig, sondern demonstriert auch eine gewisse Überheblichkeit und befremdliche Geisteshaltung seitens der Verantwortlichen.
Nun bin ich schon ein bißchen älter als das Hauptklientel des Streifens, habe aber dennoch über all die Jahre meine Vorliebe für das Actiongenre nicht abgelegt. Aber ich frage mich schon, ob die Eindimensionalität, mit der viele Nebenfiguren hier geschildert werden, wirklich sinnvoll ist. Alle Menschen, die im nach wie vor abgeriegelten Problemdistrikt 13 in Paris leben, sind kriminell, können Kampfsport, tragen betont weite und lässige Kleidung, haben Ganzkörpertätowierungen und große Mengen an Waffen...das ist einfach zu übertrieben. Und schlimm wird es am Ende des Films, wo mal eben alle Anführer der fünf großen, schwerstkriminellen Banden des Ghettos in den Elyseepalast eindringen, eine gemeine Aktion gegen das Viertel verhindern und schließlich mit dem Präsidenten eine Zigarre rauchen. Wo ist die Polizei? Was ist mit den begangenen Verbrechen? Amnesie? Das ist von der moralischen Seite her sehr ärgerlich und bringt den stark startenden Film zu einem häßlichen und vor allem unterdurchschnittlichen Ende.
Dabei hätte es angesichts der ersten halben Filmstunde doch so schön sein können, denn diese dominiert noch allein die Action. Die dazu gehördende Story ist schnell erzählt. Immobilienspekulanten möchten das Banlieu 13 plattmachen und danach dort schöne neue Mittelschichthäuser bauen. Um dieses Ziel umzusetzen, benutzt man die supergeheime und nur dem Präsidenten allein vermeintlich gehorchende Sondereinheit DISS. Doch man hat die Rechnung ohne die beiden Helden aus dem Original, Damien und Leito, gemacht. Zunächst muß indes der Polizist Damien vom im Ghetto lebenden Leito aus der Haft befreit werden, in die man ihn mit untergeschobenen Beweisen gesteckt hat. Sodann folgt die Verbrüderung mit den fünf Hauptgangs des Ghettos und natürlich in letzter Sekunde die Entlarvung der fiesen Machenschaften des DISS, von denen der Präsident nichts gewußt hat. Hier geht es immer mehr um politisch simples Ränkespiel, welches, wie eingangs erwähnt, dem zusehends gelangweilten Zuseher volles Pfund aufs Aug' gedrückt wird. In den Hintergrund geraten dabei die kaum mehr stattfindenden Parcours - Verfolgungen, man kloppt sich halt auf immer gleiche Art mit Polizisten oder anderen Gegnern. Das ist zwar zumeist nett anzusehen, wird aber irgendwann öde, zumal das große Finale - DER Bestandteil des Actionfilms - komplett wegfällt.
Man möge mich nicht falsch verstehen, denn schlecht ist der Film nicht, zum Glück auch nicht hektisch geschnitten, doch das Gangmachotum, die dazu passende unpassende musikalische Untermalung des Films sowie die zahlreichen Stereotypen auf allen Seiten sorgen für genügend negative Momente. Der Film bleibt zunächst in meinem Regal stehen, muß aber sicher weichen, wenn der Platz von anderen beansprucht wird. Angesichts der Flaute im Actiongenre kann das allerdings noch ein Weilchen dauern...6/10.