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„Lesbische Vampire…“ – „Nicht schlecht!“

„‚Shaun of the Dead‘ with tits!“ hätte es laut Hauptdarsteller James Corden („Was geschah mit Harold Smith?“) werden sollen, im Idealfall hätte man eine satirische Hommage an die altehrwürdigen Lesbo-Vampir-Filme der britischen „Hammer“-Produktionsschmiede davon erwarten dürfen, was der englische Regisseur Phil Claydon („Alone“) mit seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm im Jahre 2009 fabriziert hat. Der deutsche Verleih versuchte dann auch gleich noch, trendgerecht eine Verbindung zur „Twilight“-Saga herzustellen, indem er den furchtbaren Titelzusatz „Bis(s) zur Morgenlatte“ vergab. Das Resultat wurde stattdessen ein bemühter, klamaukiger Beitrag zum modernen Freiwilligen-Trash, der nicht so recht zünden will. Die konstruierte Handlung liest sich wie folgt:

Das Verlierer-Duo Jimmy (Mathew Horne, „Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit“) und Fletch (James Corden) hat es nicht leicht: Jimmy wurde einmal mehr von seiner Freundin verlassen und Fletch hat seinen Job als Clown verloren, nachdem er einen kleinen Rotzlöffel nonverbal maßregelte. Zeit für einen Urlaub, das Ziel bestimmt der Dartpfeil: Dieser entscheidet, dass das entlegene Örtchen Cragwich Urlaubsadresse der beiden Freunde wird. Dort jedoch wurden die Einwohner einst von Vampirkönigin Carmilla (Silvia Colloca, „Van Helsing“) verflucht, seither werden alle Mädchen des Dorfs just an ihrem 18. Geburtstag zu lesbischen Vampiren. Den Fluch zu brechen und Carmilla auferstehen zu lassen ist ausschließlich ein direkter Nachfahre der Mörder Carmillas imstande. Jimmy und Fletcher unterdessen ahnen noch nicht viel davon, als sie sich darüber freuen, zusammen mit vier attraktiven Studentinnen eine kostenlose Unterkunft zugewiesen zu bekommen – das Haus der Vampirkönigin…

„Nächstes Mal werd‘ ich von ‘nem dicken schwulen Werwolf angemacht!“

Auch ohne einen das Vampirerotik-Subsubgenre persiflierenden „Shaun of the Dead“ zu erwarten, ist „Lesbian Vampire Killers“ leider selbst für mich, der ich ein großes Herz für derlei Blödsinn habe, enttäuschend ausgefallen. Den Witz eines „Shaun…“ erreicht er ebensowenig wie dessen Hommagen-Charakter, stattdessen beleidigt er nicht nur genreaffine Zuschauer mit seinem platten Witz und seiner versprochenen, doch nie eingelösten Erotik. Seinen anfangs nicht uninteressanten Stil, die beiden Freunde als Fremdkörper durch ein respektabel ausgestattetes Gothic-Horror-Ambiente zu schicken und mittels der dadurch entstehenden Kontraste für Amüsement zu sorgen, kann Claydon nicht konsequent beibehalten, so dass er sich immer stärker auf langweilige CGI-Effekte, jugendfreies Gesplatter mit weißem statt rotem Vampirblut (ganz tolle Idee…), austauschbare Blondchen als „lesbische Vampire“, peinliche Flachwitze innerhalb Unmengen fremdschämpotentiellen Gelabers Fletchs und weitere Anzüglichkeiten auf pubertärem Niveau (Pimmelschwert…) verlässt.

„Lesbian Vampire Killers“ tönt beständig „seht her, wie lustig, selbstironisch und trashig wir doch sind“ und ist in seiner abgeschmackten Kalkuliertheit und seiner anbiedernden Aufmerksamkeitshascherei rein gar nichts davon. „Lesbian Vampire Killers“ hofft, mit ein paar Oberweiten charakterloser Püppchen und dümmlichen Lesbenklischees wie aus stupiden Hetero-Softpornos ein ebenso klischeehaftes Publikum bedienen zu können, was im Zweifelsfall auch gelingen mag, von anregender Erotik aber ebensoweit entfernt ist wie von provokativer filmischer Sexualität, im Gegenteil beinahe wie einziges Zugeständnis an biedere US-Mainstream-Richtlinien wirkt. Exploitation mit angezogener Handbremse, die niemandem wehtun möchte, mit permanentem zwanghaftem Augenzwinkern um Sympathie buhlt, damit jedoch nur seine Unsicherheit und Mutlosigkeit zu überspielen versucht.

Immerhin ist bereits nach rund 80 Minuten Schluss und ein paar Schmunzler konnten mir die Dialoge abringen, auch der Schlussgag wusste innerhalb seines Kontexts zu gefallen. Ansonsten erscheint mir Claydons Filmchen mehr uninspiriert zusammengeklaubt (u.a. werden Erinnerungen an „Tanz der Teufel“ wach) denn als leidenschaftliche Ehrerbietung (egal woran) konzipiert, definiert gewissermaßen die Bedeutung des Wörtchens „bemüht“ und lässt mich mich zum Lachen lieber in meinen Sarg zurücklegen, als dem Film eine weitere Runde zu gönnen.

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