Genau wie Kollege Renny Harlin hat Regisseur John McTiernan ein großes Problem – ihm haftet inzwischen das Stigmata eines Flop-Regisseurs an. Den lukrativen „Die Hard: With a Vengeance“ und „The Thomas Crown Affair” stehen so prominente Flops wie „Last Action Hero”, „The 13th Warrior”, jüngst „Basic” und eben „Rollerball” gegenüber. Während selbst diese finanziellen Bruchlandungen noch Schauwerte besaßen, versinkt letzter nun leider völlig im unteren Mittelmaß. Da kann die Schuld nicht nur im schwachen Skript gesucht werden. Wenn ein Film vor seinem Release hektisch auf ein PG-13 heruntergeschnippelt wird, muss etwas richtig falsch gelaufen sein.
Und so wirkt „Rollerball“ auch, als hätte McTiernan überhaupt keine richtige Lust verspürt mal wieder einen richtigen Actionknaller abzuliefern. Zu unmotiviert ist seine Inszenierung, zu lustlos ist die Umsetzung des Skripts. Jeder andere Regisseur mit weit weniger Talent hätte das Remake so umsetzen können.
Vielleicht lag es ja auch am arg kastrierten Plot, dass „Rollerball“ zu so einem uninspirierten Unterfangen geriet. Einzig und allein das Spiel an sich wurde aus dem Original übernommen. Der Stellenwert des Spiels ist ein anderer und auch die Gesellschaftskritik wurde auf ein Minimum reduziert. Dafür wurden altbackene Klischees, die eigentlich seit dem Kalten Krieg keiner mehr auszugraben wagte, wieder entstaubt. Ein fürchterlich schlecht schauspielender und völlig überdrehter Jean Reno („Léon“, „Ronin) gibt hier den osteuropäischen Medienmogul Alexis Petrovich, der prominente Sportler aus aller Welt anlockt, damit sie „sein“ Spiel spielen – Rollerball. Ursprünglich sollte es nur zur Unterhaltung dienen, um die von ihm ausgebeuteten Minenarbeiter bei Laune zu halten. Inzwischen ist das Spiel jedoch über die Grenzen hinaus bekannt und Investoren stehen angesichts der TV-Rechte Schlange. Je größer die Einschaltquote, desto höher die Prämien und so setzt Petrovich mittels getürkter Unfälle alles daran seine Geldgeber bei Laune zu halten.
Das Hauptaugenmerk sollte eigentlich auf dem Spielfeld liegen. Ein fetziges, hartes Spektakel wird erwartet, doch McTiernan enttäuscht auf ganzer Linie. Er macht sich weder die Mühe die Regeln einmal richtig zu erklären, noch Zwischenstände anzuzeigen, um zumindest etwas Spannung in das Spiel zu bekommen. Das Game selbst wird von ihm furchtbar unspektakulär und mit viel zu wenig guten Stunts umgesetzt. Unbegreiflich warum dem Mann hier einfach jegliches Gespür abhanden kommt und es ihm einfach nicht gelingt auch nur einen spannenden Spielzug zu präsentieren. Durch das wilde Gewusel auf dem Spielfeld steigt doch kein Mensch durch, geschweige denn findet es adrenalinfördernd.
Chris Klein, genau der liebe Oz aus den ersten beiden „American Pie“ – Filmen, ist als Star Jonathan Cross ein Totalausfall sondergleichen. Dem Jungen fehlt es völlig an Ausstrahlung und Charisma, als das er dieses Spektakel zu tragen vermag. LL Cool J („Deep Blue Sea“, „Mindhunters“) und Rebecca Romijn-Stamos („Godsend“, „Femme Fatale“) können hier zwar auch nicht zu glänzen, liefern aber wenigstens noch ordentliche Leistungen ab.
Ganz auf visuelles und akustisches Brimborium setzend, stopft McTiernan „Rollerball“ mit schicken Autos, Frauen, bunten Locations und, zugegeben passenden und gelungenen, Rocktönen voll, um von den inhaltlichen Mankos abzulenken. Was ihn geritten hat eine nächtliche Actionsequenz minutenlang nur per Restlichtverstärker zu zeigen, weiß wohl auch nur er. Mag kreativ gemeint sein, schadet hier aber, weil Details der Action permanent kaum zu erkennen sind.
Die wenigen intelligenten Elemente werden so flux wie möglich abgehandelt. Die Korruption und Unterdrückung der verarmten Bevölkerung wird nur an ein paar aufrührerischen Szenen deutlich gemacht. Ansonsten will McTiernan uns seine Message am liebsten direkt aufs Auge drücken. Man beachte in dem Zusammenhang Cross Gespräch mit seinen Aufpassern und den Besuch in einer verwahrlosten Wohnung.
Das Finale in der Arena soll dann der krönende Abschluss sein, enttäuscht dann nur leider durch Aderlass. Cross steht am Ende zwar blutüberströmt vor Petrovich, warum sieht man jedoch kaum und so passt sich der Showdown, inklusive Verabschiedung des Oberbösewichts, mühelos dem Rest an.
Während der gesamten 90 Minuten wird man hier nie das Gefühl los, gerade mal mainstreamtaugliche Actionkost für zwischendurch vorgesetzt zu bekommen. Das ist gemessen an dem Namen John McTiernan leider viel zu wenig. Aus dem ohnehin schlechten Skript vermag er kaum Substanz zu extrahieren, um zumindest auf dem Spielfeld (Wie wäre es denn mal mit spektakulären Slowmotionstunts oder ähnlichem gewesen?) ein Feuerwerk abzubrennen. Der sich nach Testscreenings schon ankündigende Flop bewahrheitete sich zurecht.
Fazit:
Langweiliges, schwach inszeniertes Remake, dass auf ganzer Linie enttäuscht. Fehlbesetzungen, ein hundsmiserabler Plot und die schwache, völlig desinteressierte Regie geben „Rollerball“ den Rest. Da können auch die optischen und akustischen Leckereien nichts mehr reißen. Der mit Abstand schlechteste McTiernan-Film.