1973: Nach mehrjähriger Gefangenschaft kehrt Major Rane aus dem Vietnamkrieg in seine texanische Heimatstadt zurück. Von den lokalen Honoratioren öffentlichkeitswirksam als Held gefeiert, stellt man ihm sogar einen neuen Cadillac vor die Tür. Hinter dem schönen Schein ist Rane jedoch ein gebrochener Mann, der privat nur Tiefschläge einstecken muss, die er emotionslos entgegennimmt. Die entfremdete Beziehung zu Frau und Sohn findet ein jähes, brutales Ende, als diese bei einem Einbruch ermordet werden. Rane überlebt schwerverletzt und bereitet seinen Rachefeldzug gegen die Täter vor...
Zu den vielzitierten Favoriten von Quentin Tarantino zählend (der Maestro benannte sogar sein kurzlebiges VHS-Label nach dem Originaltitel), bietet DER MANN MIT DER STAHLKRALLE eine durchaus packende Mischung aus Kriegsheimkehrer-Drama und Grindhouse-Actioner. Eigentlich als großer Studiofilm im Vertrieb von Twentieth Century-Fox geplant, fiel der Film ob seiner Drastik angeblich bei den Bossen in Ungnade und landete bei der für derartige Sausen einschlägig bekannten Independent-Klitsche American International Pictures.
Der Streifen steuert mit ruhigem Erzähltempo und kleinen Action-Einschüben ab der zweiten Hälfte auf das drastische und bleigeladene Finale zu. Dass es zuvor dennnoch nicht öde wird, ist der dichten Atmosphäre, dem gelungenen Spannungsaufbau und der Darstellung Devanes zu verdanken, der zunächst mit schlafwandlerischer Gleichgültigkeit ziellos durch den Alltag driftet, bis er schließlich das gute alte Mordhandwerk wieder aufnehmen kann.
Zwar würde ich den MANN MIT DER STAHLKRALLE inhaltlich nicht in zu hohe Wolken heben wollen, die effektive Nüchternheit der Inszenierung nach dem Drehbuch von Co-Autor Paul Schrader (TAXI DRIVER) transportiert dennoch zahlreiche gelungene Zwischentöne über dieses Kapitel amerikanischer Zeitgeschichte. Da man sich hier nie krampfhaft um falschen Anspruch bemüht, bleibt die Verknüpfung des Films mit seiner herrlichen Bahnhofskino-Action zugleich weitgehend souverän. Letztlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch Tommy Lee Jones mit von der Partie ist und die dicken Wummen zücken darf.
Einen Dauerfeuer-Reißer sollte man also nicht erwarten, wohl aber einen staubtrockenen Rache-Thriller aus den 70ern, der sich Zeit für seine Figuren und ihre Beziehungen nimmt, es jedoch auch gehörig krachen lässt.
Cooler Shit, der den Stempel Kultfilm ohne Allüren verdient, wahrscheinlich aber ohnehin einen Dreck darauf gibt. Oder wie es der katholische Filmdienst sagen würde: "Ein blutrünstiger Film, der das Vietnam-Trauma für eine spektakuläre Selbstjustizgeschichte ausschlachtet."