Artur Brauner, Chef der Berliner CCC-Film, hat 1953 die Nutzungsrechte an der Figur Dr. Mabuse von Schriftsteller Norbert Jacques erworben und schliesslich im Fahrwasser der Rialto Edgar Wallace - Krimis konzipiert; konnte bei Die Tausend Augen des Dr. Mabuse sogar auf den ursprünglichen Regisseur Fritz Lang zurückgreifen, der 1922 Doktor Mabuse, der Spieler gedreht hat.
Da man bei Constantin an weiteren Mabuse-Filmen interessiert war erschien bereits im nächsten Jahr unter Harald Reinl die Sequels Im Stahlnetz des Dr. Mabuse und Die Unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse; 1962 folgte das Remake des 1933er Das Testament des Dr. Mabuse. Paul May dreht im Jahr darauf Scotland Yard jagt Dr. Mabuse.
1964 erweist sich der letzte Teil Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse als künstlerischer und [ schwerwiegender ] finanzieller Flop, wonach erstmal keine weiteren Filme realisiert wurden; bis 1972.
Dr. M schlägt zu entstand aus einem bisher unverfilmten Drehbuchentwurf, der noch aus den 60er Jahren stammt und knüpft mit seinem deutschen und vor allem spanischen Titel La Venganza del doctor Mabuse an die sechs Dr. Mabuse-Filme an, obwohl diese Figur selber nicht vorkommt; die sozialkritischen Aspekte der allerersten Episoden werden natürlich aussen vorgelassen.
Der Film wurde in Spanien realisiert und coproduziert, kam in Deutschland nie ins Kino und fand seine Premiere erst Jahre später bei ZDF.
Die Geschichte nach einem Skript von Brauner und Regisseur Jess Franco dreht sich auch hierbei um einen Superverbrecher, der je nach Quelle auf den Namen Dr. Krenko, Farkas oder Dr. Franco hört, aber sichtlich als Mabuse - Kopie herhalten muss. Dr. M also [ Jack Taylor] ist auch Verbrechergenie mit dem Streben der Weltherrschaft und arbeitet auch bevorzugt mit den Mitteln der Hypnose, aber bleibt natürlich ähnlich wie der Film auf deutlich kleinerem Rahmen; hierbei bekommt er sogar Aufträge aus dem Hintergrund. So soll er für eine geheime Organisation Dokumente zur Entwicklung einer Superwaffe stehlen, die über Satelliten tödliche Laserstrahlen zur Erde sendet und ganze Landstriche verwüsten kann.
Zu dem Zweck entführt er eine Mitarbeiterin des entwickelnden Instituts und hypnotisiert diese, so dass er von einem Transport der Pläne erfährt. Dr. M lässt diesen überfallen, steht dann aber ohne Entschlüsselungscodes da, worauf er sich an den leitenden Wissenschaftler Orloff [ Siegfried Lowitz ] wendet.
Währenddessen kommt ihm Inspector Thomas [ Fred Williams ] durch die Zeugin Jennifer Paganini, geborene Hering [ Ewa Strömberg ] auf die Schliche...
Jazzmusik zur Mordattacke.
Inhaltlich sind also genügend Konstellationen gesetzt, vor allem wenn man bedenkt, dass noch ein Frankenstein - Verschnitt durch die Gegend tappst und sich der Showdown als blutiger Überfall auf das Institut darstellt.
Es scheitert dann aber natürlich an dem Unvermögen Francos als Autor und Regisseur, was Gescheites daraus zu machen; so dass allein wieder mal ein Trashwerk über bleibt, dass je nach Gusto Gefallen finden kann oder nicht.
Da es für ein richtiges Skript scheinbar nicht ausreichte, improvisierte man und gab den Darstellern Schmierzettel als Hinweise; entsprechend sinnentleert stellen sich die meisten Dialoge und Aktionen dar. Besonders Sheriff Thomas lässt deutlich durchscheinen, warum er noch nie einen Fall gelöst hat; selbst simple Zeugenbefragungen arten zu allerhöchstens psychedelischen Wortfetzen aus. Die gesamte Logik geht sehr schnell flöten, so dass die meisten Aktionen als Einzelakte und nie als verbindende Handlungen erscheinen, wodurch die Erzählung natürlich nur einen sehr geringen Fluss hat und sich eher als abgetrennte Sketchparade darstellt.
Zumindest kommt es zu einigen Höhepunkten in dieser ganz eigenen Ökonomie: Die zweifache Autoverfolgungsjagd Polizei / Gauner bei Tag - und Nachtgleiche zu Dudu - Geräuschen ist der aufwendigste davon; der fauchende Stripauftritt von Jennifer [ I'm a tigress. I'm a sex kitten ] und die kopfschüttelnde Reaktion eines Zuschauers [ "Also mir gefällt sowas nicht" ] sicherlich der erotisch geplante.
Retten tun die paar Brüste dann auch nichts mehr, Regisseur Franco beherrscht das Handwerk von Motion und Emotion einfach nicht und versucht, durch möglichst ausgefeilte Kameraeinstellungen einen vermeintlich visuellen Bilderrausch zu inszenieren. Dabei entstehen dann die ständig verzerrten Weitwinkel, die die Location noch leerer fegt, die Darsteller noch kälter und unbewegter zeichnet und die Atmosphäre komplett ihrem vielleicht vorhandenen Charme beraubt.
Vieles was sonst möglicherweise wegen seiner unfreiwilligen Lächerlichkeiten sympathisch machen würde, verdreht sich hier nur in einen abschreckenden Kontext; es entstehen einfach keine liebenswerten Hommagen, sondern höchstens Phantasien einer überreizten und milde untalentierten Psyche. Es sieht alles ganz furchtbar aus, der Film ist in seiner Isolation vereinsamt, allerdings dann nicht ganz so quälend wie Der Todesrächer von Soho vom gleichen Stab.
Trotzdem hat Dr. M dazu und analog zu der einen flüchtenden Geisel gemein: Wer so langsam läuft und dann noch hinfällt, der hat nichts anderes verdient.