Review

<!--StartFragment -->Von den Gedanken her direkt angesiedelt im The Fast & the Furious Universum, von der Bequemlichkeit wegen ohne eigene Benennungen und Zeichen und auch nicht dem Vorteil einer etwaig landestypischen Bearbeitung. Die Russen kommen, haben den Film aber strikt im internationalen Ansatz, im Stil seiner Vorgänger mitsamt aller übrigen Zeichen der Tablatur gehalten, ihm keine eigene Würze, sondern in gänzlicher Schwächung nur vorgeschilderte Geschehnisse beigegeben.

Mehr hinderlich als förderlich ist wiedermal das Drumherum, die Wiederholung all der hinlänglich bekannten Zierraten, ohne die diese Arbeiten wohl nicht auskommen. Die Goldketten um die Herren der Schöpfung, ihre aufgeplusterten Jacken, das nahezu komplette Fehlen eines Charakters außerhalb der Fahrkonsole, das zum Klischee erstarrte Schwelgen von Freiheit, Geschwindigkeit und dem Erreichen des Horizonts als Sehnsuchtsort; wobei abseits der obsessiven Konsumideologie rein gar nichts in diesen Vorstellungen ist, dass man für ein wirkliches Gefühl halten kann. Rasanz eventuell ja, Rausch nie und nimmer:

Stepan Mohkov [ Aleksey Chadov ] kehrt nach dem Militärdienst zurück zur Werkstatt seines Vaters [ Aleksey Guskov ] und des jüngeren Bruder Mishka, wobei er durch Zufall als Mechaniker in die Fänge der aufreizenden Katerina [ Marina Aleksandrova ] gerät, die ihn zugleich in die Fahrgemeinschaft ihres Ex-Freundes Docker [ Stanislav Bondarenko ] einführt. Die natürlich illegalen, aber dennoch vermeintlich harmlosen Rennen in den Gassen von und den breiten Landstraßen um Petersburg entpuppen sich jedoch schnell als Tarnung für kriminelle Geschäfte, in die auch Katerinas Vater [ Nikolaj Chindyajkin ], der ermittelnde Polizist und sein Vorgesetzter Petrovich [ Lev Prygunov ] hineingezogen werden.

Einzig zwei der Darsteller stechen aus dieser transkulturellen Zone der Farb- und Naivitätschlacht heraus, Chadov und Chindyajkin, nicht in ihren Einzelszenen, aber einer gemeinsamen Konferenz, bei der sich für einen Moment gar etwas Greifbares, vielleicht nicht gleich Gehaltvolles, aber zumindest Persönliches in der sonstig leer stehenden Handlung spüren lässt. Eine Unterhaltung am Esstisch, vom uniformierten Schwiegervater in spe zum momentanen Freund seiner Tochter, der erste Treff zweier auf verschiedenen Seiten stehender Männer, die aber durchaus die gleichen Ansichten teilen und dieses grundsätzliche Verständnis zueinander wenig pompös bei einem Käsebrot mit Tomate genießen.

Im Grunde genommen überaus profan, aber eben auch alltäglich in seiner Einfachheit, ganz anders als die widrigenfalls nervende und zugleich langweilende Anhäufung von dünnem Schaugepränge in Klarlackschicht; künstlich prestigeträchtig, visuell knallig, aber mit seinem schnell sättigenden Anblick und der materiellen Hohlformel schon seit Jahren im Gebrauch von Euro Trash Einheitsbrei. Sowieso häufen sich die Einflüsse in der Wundertüte, wird sich in dem belanglos währendem Schauspiel zudem auf Gone in 60 Seconds ebenso bezogen wie auf die Arbeiten von Gérard Pirès, das Anstrengen der Aufmerksamkeit auf die vollständige Nachahmung als einzige durchgreifende Einheit.

Als Zugeständnis an die Autoren muss man festhalten, dass sie anders als bei dem nahezu beiläufig verlautbarten KL Drift Evolution [ Malaysia 2008 ] immerhin die Beschaffenheit unterschiedlicher Absichten in ihr Drehbuch hinein kopiert und das carmageddon - Motto ansatzweise verstanden haben; weder erreicht die Handlung – [ mal abgesehen von dem scheinbar auch ritualisierten und dabei noch unfassbar beschämenden Liebesgeplänkel ] – eine unnötige Weitläufigkeit noch wird es fern aller Regeln angeordnet. Eine unmittelbare Gemeinschaft, die Einen sind gut, die Anderen die Bösen, vor allem weiteren Umständlichkeiten sicher eingeschlossen. Inwendig werden die Probleme bis zum Totalschaden ausgetragen, und da die Komsomolunternehmer hier nicht physisch kämpfen wollen oder können, wird sich auf das Phallussymbol bonbonfarbener Equipagen verlassen.

Schon der Einstieg zeigt eine Wettfahrt, ein Elefantenrennen auf freiem Feld, bei dem sich zwei Malyshev T-80 BV Panzer bekriegen; bald ausgewechselt von einer Horde wahrscheinlich schnittiger, aber abgesehen von ihrer ertönten, nach Maniküre erinnernden Verschalung auch irgendwie alle gleich aussehender Edelkarossen in Überproduktion, die final in allen ihren brüchigen Einzelteilen durch die Lüfte krachen. Wie auch bei der zerbrechlichen Konkurrenz vom Tigerstaat viel Toyota, ob nun Celica, Corolla oder MR 2, in malerischer Anordnung flankiert von Subaru, Mazda, BMW, Mercedes-Benz. Aus den heimischen Kreisen kommt die Flotte der Polizeiwagen in Form hunderter Lada Samara aus dem Wolga-Automobil-Werk zu ihrem Auftritt, was angesichts der veranstalteten Peinlichkeiten damit weder für die Ordnungshüter noch deren Pkw eine allzu willkommene Werbetätigkeit darstellen dürfte. Der Milizionär an sich wird fern jeder Kreml-Propaganda als entweder zutiefst korrupt und dabei auch noch recht unfähig, oder als gleich unfähig und dann als Lachfigur und so unzertrennlicher Aufhänger für allerlei Gags beschrieben, sieht den ausgemachten Feind eigentlich immer nur von hinten und kann als Karambolage-Clown auch nicht richtig geradeaus lenken. Hase und Wolf.

So wird zwischen staffelweise Karikatur, Eigensinn und Selbstverleugnung, den Monologblüten "Cruising for a bruising" und "My way or the highway", dem ungeheuerlichen Geturtel wahlweise am Strand oder in der Werkstatt und den wenigen [barbusigen] Freizügigkeiten des weiblichen Personals einzig durch die Action selber und ihren Begebenheiten auf der Straße eine gewisse Absonderung verschafft. Die Großmacht der rollenden Rubel für genug Protz, Masse und Formprägnanz auf dem Asphalt ist offenkundig vorhanden, werden auch mal Wagen von Brücken in vorbeikutternde Ausflugsdampfer gedrückt, auf dem Airport zwischen brennenden Öltonnen und startenden Flugzeugen herumgekurvt, besetzte Parkhäuser von innen heraus demoliert oder auf den Chauseen zum Donner der Maschinengewehre die Lastwagen geentert und gekentert. Entspricht in den jeweiligen Ausrufezeichen schon den Maßgaben moderner Inszenierung und kann gerade auch im exzessiven Showdown mit einer aggressiv-zelebrierten Gestaltung der Stunts überraschen, weist für sein maschinenverstärktes Funkenschlagen allerdings nur wenig dynamisierenden Rhythmus auf und ist zuallerletzt leider bis in alle Poren mit einer ausnehmend indisponierten und stetig repetierenden Musikuntermalung zugekleistert. The Rasmus ?! Nix karascho.

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