Review

Die Gelegenheit, das Geschehen intensiv anzuheizen, hat Regisseur Gordon Chan in seinem Frühwerk Inspector Pink Dragon oft genug; anders als seine auch den Titel verleihende Hauptfigur sucht er hierbei aber weder Alle Blicke auf sich ziehende Aufmerksamkeit noch manövriert er sich mit tapsigen bis grob motorischen Vorgehen in die unabdingliche Situation des Mittelpunktes. Gerade für Chan, der zwar mit leichten bis seichten Komödien die ersten Jahren seiner Regiekarriere auf dem festen Sand der sicheren Bank baute, aber eigentlich und schlechterdings den auch heute noch darauf beruhenden Bekanntheitsgrad mit schwergewichtigen Actionfilmen erlangte und bestätigte, ist das vorliegende Werk das eines dahinplätschernden Plausches, ohne dass das fröhliche Treiben darin jeweils seinen Höhepunkt erreicht. Die angenehme, aber nicht weiter belangvolle oder in Erinnerung zu behaltende Morgenunterhaltung, kurz nach dem Aufstehen, in dem die Sinne im anhaltenden Dämmerzustand für Aufnahme und Wiedergabe noch nicht so geschärft für vom Start weg Hundertprozentiges sind, aber der kommende Ernst des Tages auch noch gut und gerne mit ein wenig eben nicht so Substantiellem hinausgezögert werden kann.

Denn auch wenn der Inspector als Fixpunkt der Handlung in seiner ureigenen, den Aussagen der Leute nach auch von der Geburt über die Kindheit bis zum jetzigen Berufsstillstand an manifestierten Verhalten seiner Umwelt gehörig auf die Nerven geht, der Film dazu tut nicht einmal dies, ist aber auch sonst weitgehend klanglos erstickt. Anders als die Figur und die Rollen, die diese im Laufe der Entwicklung zu bestehen hat, verhält man sich weitgehend unauffällig, unkompliziert, aber nicht gleich farblos, dezent, aber nicht gleich bescheiden, und hat eine eigene Form von Erzählung im angemessenen Tempo mit entsprechend zierlichen Akzenten gefunden, die im sonstigen Tal des Todes von Komödienware und ihrem Ramsch oder Ladenhüter eine kleine Nische des Understatements geschaffen hat. Eine abgeschwächte Diskretion mit eben nicht unentwegter Präsenz, die zu den Hoch-Zeiten von Stephen Chow und seinem Expansionsdrang wenig gefragt war und zwischen genau dessen ersten beiden Fight Back to School Arbeiten gesetzt auch nur konsequent erschöpftes Resümee erhielt, obwohl man von der äußeren Erscheinung her durchaus mit denselben Vorgaben in die Welt geleitet wurde:

Inspector Ma Ju-lung [ Lawrence Cheng ], seit 15 Jahren im Dienst auf dem scheinbaren Ende der Karriereleiter angekommen, sieht sich eines Tages einer ganz neuen Herausforderung mit ebensolchen Begünstigungen gestellt. Als er bei einem zufälligen Treff über seine alten Klassenkameraden Julia [ Rosamund Kwan ] und Ma Yu-yu [ Tony Leung Ka-fai ] stolpert, die trotz der Heirat von Yu-yu eine offensichtliche Affäre miteinander haben, stürzt Ju - lung mit ausdauerndem Beharren prompt in das Fettnäpfchen. Die beiden heimlichen Turteltäubchen lassen sich nämlich auch mit Schmiergeldern des property tycoons Teng Kuo-Chiao [ Damian Lau ] das Leben auf illegale Art und Weise versüßen; als Yu-yu selbst als Angestellter bei der Stadtplanung das Geforderte nicht liefern kann und den unwissenden Ju-lung als Vorgesetzten und somit Sündenbock vorschiebt, wird dieser zunehmend in die Affäre mit hinein gezogen. Nach dem schnellen Tode Yu-yus startet eine Undercoveroperation unter Anordnung von Chief Pao [ Kenneth Tsang Kong ] und Aufsicht von Inspector Shih Ching [ Waise Lee ], die den unter starken Mordverdacht geratenen Teng in Anwesenheit des getarnten Ju-lung ein Geständnis hervor locken soll. Doch nicht nur Julia mischt sich erneut ein, auch Ju-lungs Cousine Tan Lan-ching [ Nina Li Chi ] erweist sich als Handicap.

Angenehm ist dabei, dass trotzdem die Erzählung mit einer merklichen Gleichgültigkeit konzessioniert zu sein scheint, das meiste Schaffen in ihr aber nicht nur Kulisse und Einheitsgrau ist, sich mit zusammenhangsstiftenden Nebensträngen auch abseits der Investigation ausbalanciert wird und so wenigstens den Reizen vereinter Effizienz vertraut. Auch ist der Akt nicht gleich bei erster Einsicht vollkommen offen gelegt und weiß man ausnahmsweise in der Einleitung noch nicht gleich vorher, wie es hinterher ausgeht. Der selten klarsichtige, aber mannigfache voice over Kommentar von Cheng als Ju-lung abstrahiert seine Blickwinkel mit dem imaginativen Mitvollzug des Zuschauers und setzt so eine Technik der Parallelisierung und Antithetik in Gang, die neben allerlei damit kombinierenden Scherzen auch die doch rudimentäre Kriminalangelegenheit in Schwung bringt und hält.

Wie auch bei den Chows steht der Identitätswechsel eines Polizisten auf der Suche nach Information im Vordergrund, das Einschleichen in einen Bereich der Lebensführung, von dem er keine Ahnung und zumindest zu Beginn an auch kein Interesse hat und aus eigenem Antrieb wohl niemals erreicht hätte. Bei Chow war dies der Rückschritt in die Schulzeit, die Ihn beim nochmaligen Durchlaufen der Vergangenheit letztlich weiter in der Gegenwart brachte und sogar mit einer Öffnung der Zukunft ausstattete, in Form einer möglichen eigenen Familie. Bei Cheng und seinem eher manieriert-unbeholfenen, den Gegenüber plötzlich ins Wort fallenden und auch die Körperbeherrschung nicht wahren könnenden Simplizissimus steht die Bewährung im Dienst auf dem Spiel, die erste Chance, etwas Wichtiges zu leisten und sich gerade in den Augen der Kollegen als vollwertiger Polizist hervor zutun. Außerdem ist auch hier der Weg zurück entscheidend für sowohl die Verdichtung des oberflächlichen Plots als auch korrespondierend zur dramatischen Situation zwischen Fallbewegung und Aufstiegslinie; sein Gimpel Yu - lung, ein eher harmloser Zeitgenosse, ein Biedermann mit unausgelebten Fantasien, der aber ohne jeden Anlass von seinen nicht vorhandenen Fähigkeiten überzeugt ist, muss sich im direkten Kontakt mit seinen alten Schulkameraden beweisen, die noch länger und seit jeher von seiner Ungeschicklichkeit, einer gewissen moralischen Unkultur und seelischen Fortschrittsfeindlichkeit überzeugt sind. Yu-yu und gerade auch Julia benutzen ihn nur für ihre Zwecke und schieben ihn als auch nur geringfügig widersprechenden, wenn nicht sogar noch willigen Spielball durch ihre persönlichen Hindernisse.

Doch auch in dieser Chronikpassage gibt es noch offene Strukturen und ist, obwohl jahrelang zurückliegend und über die Zeit verfestigt noch nicht alles schon fertig und für die Ewigkeit abgeschlossen. Das Erkunden der nicht automatisch persönlichkeitsverändernden, aber geschickter an die Situation angepassten Zerstörung, Instandsetzung, Neuanfang von Yu-lung geht einher mit der Belastungsprobe auch mit Geschlechterkampf und dem Abkommen des duckmäuserischen Hasenfußes; Julia, die für Yu-lung seit aller Ewigkeit der Schwarm schlechthin, aber für Immer so fern entlegen war, ist nun für geraume Zeit in seiner Nähe, da erstmals auf seine Mitwirkung angewiesen. Ähnlich wie auch bei den Missverständnissen und Missgeschicken von Ihm während der linkischen und auch oftmals gar nicht den Ernst der Lage erkennenden oder sie verneinenden Ausübung seiner Camouflage arbeitet auch hier die Komödienregie nicht mit einem überlegenen Witz voll Feingefühl, scheu gewordenem Ästhetikhumor oder künstlerisch Dubioses wie zweideutigen Bonmots, sondern passenderweise mit einer Reihe von sowohl weitab voraussehender als auch in der Schnelle der Sekunde erfolgender irrtümlicher Patzerei oder einfach schlichtweg alles entgleisender Pfuscherei im Inspector Clouseau - Stil.

Eine Destruktionsorgie im Slapstickbereich oder wenigstens das Ausnutzen der formellen Gegebenheiten um die Polizeiarbeit, die schließlich nach einigem Geplänkel im Stürmen von Tengs Villa endet, hätte dem letztlich zu hinlänglich durchwachsenen Werk im verlässlichen Durchschnitt ganz gut getan; selbst die finale Schießerei vergeht verbindlich unaufgeregt und leistet sich symptomatisch für den vorhergehenden Aufbau keinerlei Kulmination. 

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