„Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel“ ist ein nicht gerade klassischer Western, sondern mehr eine Art Abgesang auf dieses Genre.
James Averill (Kris Kristofferson), Billy Irvine (John Hurt) und John L. Bridges (Jeff Bridges) gehören alle zur Abschlussklasse von Harvard im Jahre 1870. Sie sind alle drei miteinander befreundet und genießen die rauschende Abschlussfeier, bei der Billy sogar als Stufensprecher eine Rede hält. Der Anfang verdeutlicht klar die Beziehung verschiedener Figuren in der Haupthandlung, ist aber nicht wirklich wichtig für die Handlung. Daher ist dieser Part etwas zäh, da Michael Cimino ihn zu ausführlich behandelt.
20 Jahre später: James ist inzwischen Staatsanwalt und vertritt das Gesetz. Als in er jenes Distrikt zurückkehrt, in dem Billy und John leben, erlebt ein Problem, das hier allgegenwärtig: Der Fremdenhass. Es gibt viele Immigranten aus Osteuropa, die sehr arm sind, weshalb einige von ihnen stehlen. Doch im Gegenzug werden immer wieder Immigranten verprügelt, eingeschüchtert und ermordet. Mit diesem recht interessanten und ungewöhnlichen Thema hebt sich „Heaven’s Gate“ von den üblichen Genrefilmen erfrischend ab.
James beschließt länger in der Gegend zu bleiben, in die ihn eigentlich nur ein Fall geführt hat. Er erfährt, dass die Vereinigung der Viehzüchter eine Privatarmee zusammentrommeln und eine Todesliste führen, auf der die Namen von 125 Immigranten stehen. Für ihren Tod sind Belohnungen ausgesetzt und zu allem Überfluss wird dieses Treiben auch noch von höchster Stelle gebilligt...
Michael Ciminos Western ist im Kern traditionell, denn es geht mal wieder um den einsamen Helden, der allein das Gesetz vertritt, aber ansonsten ist er doch recht ungewöhnlich. Doch leider hat Cimino sich nicht ganz auf seine interessante Story verlassen und vernachlässigt diese im zweiten Drittel fast komplett. Stattdessen geht es hier um herkömmliche Dreiecksgeschichte zwischen James, der Prostituierten Ella Watson (Isabelle Huppert) und seinem alten Freund Nathan D. Champion (Christopher Walken). Diese fließt zwar nachher wieder in die Haupthandlung ein, ist aber viel zu breitgetreten und langatmig, was „Heaven’s Gate“ dann auch den Aufstieg zum Meisterwerk verwehrt.
Dabei bewegt sich die Story um die Immigranten interessant abseits ausgetretener Pfade um Cowboys, Indianer und Banditen. Zudem ist der Film eh sehr viel edler als andere Western: Die meisten Figuren tragen bessere Anzüge, es häufen sich Anzeichen von Moderne (Rollschuhbahn etc.) und es sind jede Menge Kutschen unterwegs – der klassische, staubige Cowboy ist hier fehl am Platze. So wirkt der Film wie ein nachdenklicher Abgesang auf das Westerngenre – und das noch vor Clint Eastwoods „Erbarmungslos“.
„Heaven’s Gate“ versucht zudem nicht sich an den Fan ausgiebiger Dauerballereien zu wenden. In den ersten zwei Dritteln des Films gibt es so gut wie keine Action. Erst im letzten Drittel eskaliert die Situation und es kommt zu ein paar ausgiebigen wie epischen Feuergefechten, die recht packend inszeniert sind – auch wenn es in dem Genre schon Dramatischeres gab. Hier tritt auch die Cimino-typische Kompromisslosigkeit zutage, die dem Film auch ein sehr verbittertes Ende beschert.
Kris Kristofferson und Christopher Walken spielen ziemlich gut, aber auch Isabelle Huppert und Jeff Bridges müssen sich nicht verstecken. Etwas abseits steht dafür John Hurt, der zwar gut aufspielt, aber kaum Screentime hat (dabei erwartet man nach seinem Auftritt zu Beginn des Films an sich eine tragende Rolle). Die restlichen Darsteller machen ihre Sache ebenfalls ordentlich.
„Heaven’s Gate“ ist ein erfrischend anderer und recht epischer Western, bei dem jedoch das sehr dröge zweite Drittel viel an Tempo und Spannung killt. Deshalb nur gut und kein Meisterwerk.