Mit seinem monumentalen Epos "Heaven's Gate" versucht der Regisseur Michael Cimino eines der unerfreulichen Kapitel der amerikanischen Geschichte aufzuarbeiten.
Einige Jahre vor der Jahrhundertwende zieht es immer mehr arme, osteuropäische Einwanderer nach Amerika. Diese sind jedoch den Viehbaronen, wie dem Skrupellosen Frank Canton, ein Dorn im Auge. Kurzerhand beschließen sie mit Absegnung der Regierung 125 von ihnen im Bezirk Johnson County eliminieren zu lassen. Einzig der Marshall des Bezirks, James Averill, versucht den Siedlern zur Seite zu stehen, was sich aber als äußerst schwierig erweist. Währenddessen entwickelt sich auch ein Wettstreit zwischen ihm und dem Kopfgeldjäger Nate Champion um die Gunst der Bordellbesitzerin Ella, die ebenfalls auf der Todesliste der Viehbarone steht.
Der Film startet zunächst ruhig und besinnlich und bringt die Problematik um die Osteuropäer und die Viehbarone dem Zuschauer langsam näher. Alles wirkt wirklich vielversprechend und man entwickelt große Erwartungen. Doch leider können die folgenden Ereignisse diese nicht recht erfüllen. Es ist schwer auszudrücken weshalb dies so ist, aber einer der Hauptgründe ist sicherlich die gewaltige Länge des Films von fast vier Stunden, was viele Szenen oft unnötig in die Länge zieht. Speziell geschieht dies in der Mitte des Films, wenn die Dreieckskonstellation zwischen Averill, Champion und Ella dargestellt wird. Zwar ist es schon interessant die Gespräche und Ereignisse zu verfolgen, doch das das Ganze hier mehr in Richtung Liebesschnulze abzudriften droht ist absolut ärgerlich, da es erstens nicht erwartet wurde und zudem ziemlich überzogen und überladen wirkt. Weiteres Manko hierbei ist das Kris Kristofferson, dem Darsteller von Averill diese Szenen absolut nicht zu liegen scheinen und man ihn deswegen oft wegwünscht und lieber Champion, gespielt von Christopher Walken sehen würde, der es in derartigen Szenen besser schafft, den Zuschauer zu fesseln.
Zum Ende hin wird die Geschichte dann aber noch einmal auch für Westernfans richtig interessant. So heuert Viehbaron Canton eine Killerbande an, die nun endgültig alle Leute von der Todesliste eliminieren soll. Dennoch kommt es in dieser Phase aber erneut zu einigen unerfreulichen Dingen. So bringt einen das unverständliche Gerede der Osteuropäer, die teils in ihrer Sprache, teils in der amerikanischen sprechen immer wieder aus der Fassung, da man auch durch die Gestik der Osteuropäer oder die Kommentare von Averill und dem Barbesitzer JB trotzdem oft keine Zusammenhänge herauslesen kann und somit einfach abwarten muss was den nun passieren mag. Untertitel hätten hier wohl eine große Hilfe bedeutet, obwohl sie wahrscheinlich die von Cimino beabsichtigte Authenzität und Bildhaftigkeit im Film erheblich gestört hätten. In diesem Zusammenhang mit der absoluten Perfektion und Detailtreue, die der Regisseur hier nutzte, entwickelt sich auch das eigentlich recht gut inszenierte und grandiose Schlussgefecht im Film zu einer leichten Qual für den Zuschauer, da hier permanent das Bild durch vorüberwehende Staubwolken verwischt wurde um das Kampffeeling originalgetreu rüberzubringen. Sicherlich eine nette Idee, doch leider, wie bereits erwähnt, zu permanent eingesetzt, wodurch der Überblick in schon megamäßig störendem Maß verloren geht. Wenigstens die bekannten Figuren hätten hier etwas deutlicher gezeigt werden können.
Das Ende der Schlacht, ist dann für den Zuschauer schon recht verstörend und hart und bildet noch einmal eine eindeutige Kritik an der amerikanischen Mentalität und Politik dieser Zeit. Doch der danach folgende absolute Showdown übertrumpft dann, trotz seiner geringen Länge, noch einmal das bishergesehene und lässt den Zuschauer wirklich absolut verstört zurück und sorgt für eine pessimistische Stimmung sondergleichen, die aber auch etwas Wut hervorruft und für meine Begriffe wirklich ziemlich überzogen eingebaut wurde. Sie wirkt einfach so als wenn der Regisseur dem Zuschauer zum Ende noch einmal einen Schlag ins Gesicht versetzen wollte. Aufgrunddessen ist auch mit Sicherheit zu verstehen, warum der Film seinerzeit dermaßen in den USA floppte, denn selbst für einen amerikakritischen Betrachter erscheint der Film harter Tobak und als Popcornkino absolut ungeeignet. Auch die deutliche Kritik die gezeigt wurde bleibt ohne Wirkung, da der Regisseur zeigt, das der Widerstand gegen die höhergestellten Leute nicht möglich ist und das Gesetz nur diesen Leuten zu Hilfe kommt. In diesem Aspekt kann man Cimino auch vorwerfen, das er dem Publikum diese Ansicht in extremer Weise aufdrückt und er dieses dadurch ängstigt sich gegen ungerechte Systeme aufzulehnen.
Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den Schauspielern an denen man wirklich kaum Kritik verteilen kann. Wie gesagt Kristofferson liegen eben die Szenen im Mittelteil nicht, doch besonders am Ende kann er wieder seine Trümpfe als recht rauhbeiniger Geselle ausspielen. Den ganzen Film hindurch überzeugend ist aber Christopher Walken als Killer Champion, der wirklich stets passend agiert und der sich absolut wandlungsfähig präsentiert, wenn er mal als kaltblütiger Killer daherkommt, mal als unglücklich Verliebter oder auch als verzweifelter Revolverheld, der sich seinem Schicksal ergibt. John Hurt als Viehbaron, der sich trotz Bedenken und Kritik, hilflos in das Treiben von Canton ergibt, schafft es dagegen nicht, auch durch die geringe Zeit die er zu sehen ist bedingt, seiner Figur viel Bedeutung oder Ausdruck zu verleihen. Hier wurde eine interessante Figur leider zu sehr ins Abseits geschoben. Darüberhinaus gibt es auch noch Auftritte von Jeff Bridges, als Barbesitzer JB, der gut agiert, aber dessen Figur zum Schluss ein absolut unwürdiges Ende hat, das im Vergleich zu beispielsweise dem Ende Mickey Rourkes, der auch in einer kleinen Rolle zu sehen ist wirklich zu schnell und unspektakulär abläuft.
Insgesamt war der Film doch eine kleine Enttäuschung und vermochte es nicht mich zu überzeugen, obwohl mir derart epische Werke eigentlich oft gefallen, doch wurde hier viel zu viel versucht das Bild der damaligen Gesellschaft in an überzogenen Perfektionismus grenzender Art darzustellen. Dennoch bleibt der Film natürlich über dem Durchschnitt und sollte dennoch von jedem Filmfreund einmal angeschaut werden, besonders wegen der Schlacht, die trotz seiner Unübersichtlichkeit doch recht interessant anzusehen ist.