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Jim Jarmusch zählt ja zu den Filmemachern, die sich freuen dürfen, über eine sehr treu ergebene Fangemeinde zu verfügen. Diese wird er auch brauchen, denn der Genuss seines jüngsten Streiches verlangt einem zweierlei Eigenschaften ab, so man gewillt ist ihn zu goutieren: Sitzfleisch und beinhart unverbrüchliche Liebe zu seinem Stil. Und selbst wenn man ein gerüttetes Maß von beidem mitbringt ist es nicht unwahrscheinlich, dass "Limits of Control" enttäuscht. 

Die Handlung lässt sich in einem Satz zusammenfassen und der lautet: geheimnisvoller schwarzer Mann erhält geheimnisvollen Auftrag, in dessen Verlauf er den Weg vieler geheimnisvoller Leute kreuzt, die viel und geheimnisvoll daherreden, um am Ende der geheimnisvollen Reise einen Mord zu verüben, dessen Sinn vom geneigten Zuschauer unter Rückgriff auf die diversen im Film getätigten, geheimnisvollen Äußerungen entschlüsselt werden muss. 

Man darf sich aber auch getrost weigern sich auf dieses Spielchen einzulassen, denn zwischen konstruierten Versatzstücken und Satzungeheuern über Spiegelungen, Subjektivität, Perspektiven, überdies allesamt keine neuen Erfindungen (seht euch lieber "Blow Up" an und spart euch den zehnten Neuaufguss), findet sich nur gähnende Leere und ungeheure Langeweile. Filme dürfen lange Einstellungen haben und sich Zeit lassen, wortkarge Protagonisten, denen nur in ihren Handlungen gefolgt wird können interessant sein, und auch der ein oder andere kryptische Satz geht vollends in Ordnung wenn er eine zu entschlüsselnde nennenswerte Funktion oder Aussage beinhaltet, wie es etwa in den Filmen David Lynchs beinahe immer der Fall ist, aber ein Übermaß an mangelndem Ereignis bei weitgehender Inhaltsleere ist genauso tödlich wie MTV-Ästhetik, Bruckheimer-Äktschn und Dauergequatsche. 

"Limits of Control" wirkt, um es ganz klar zu formulieren sehr, sehr gewollt, das beinhaltet aber auch schon die Kehrseite der Medaille: gekonnt ist er nicht. Nicht nur das mangelnde kaum so zu nennende Tempo lähmt den Film, schlimmer ist, das er sich ständig wiederholt. Ich mache keinen Witz wenn ich behaupte, dass der Film sich mindestens sechs mal um die eigene Achse dreht und wiederholt und dabei völlig stagniert. 

Findige Füchse werden möglicherweise entgegenhalten Jarmusch spiele mit den Zuschauererwartungen. Nun, das hat er sicherlich schon immer gern getan, aber wenn ich euch einen Rohrkrepierer vorsetze, der nicht detoniert, habe ich auch mit euren Erwartungen gespielt, das werdet ihr allerdings vermutlich nur dann goutieren, wenn ihr der irrigen Annahme seid meine Fehlzündung sei aus tiefgründigeren Motiven von mir als eine solche intendiert gewesen. Was ich damit sagen möchte: vergesst besser die vorgebliche Tiefgründigkeit hinter diesem Film-Flop, sucht sie gar nicht erst verbissen, sie beschränkt sich auf hohle Phrasen, von deren Sorte ihr in einem Erstsemester-Kurs Philosophie bessere hören könnt. 

Manche sagen Stil sei eine Antwort auf alles. Das stimmt. Einige der älteren Arbeiten Jarmusch hatten Stil. "Limits of Control" hat jedoch weitaus weniger Stil als penetrante, sinnfreie und vor allem künstliche Attitüde. Zwar ist die Kamera-Arbeit gut, die Besetzung hat auch Klasse (abgesehen von der nervtötenden Tilda Swinton), Klamotten, Interieurs, Musik: alles gut , aber angesichts totalen Stillstandes fehlt es ganz entschieden an Drive und beim unbedingten Willen zum Stil, beim Versuch ihn zu erzwingen, kommt seltendst welcher raus.

Ich vergebe 3/ 10 Punkten, dabei berücksichtige ich die Schauspieler, die Ausstattung, sowie die gute Fotografie. Lege ich zugrunde, dass Jarmusch auch Kaliber wie "Down By Law", "Dead Man" und "Broken Flowers" vorzuweisen hat, kann ich "Limits of Control" nur als eine Enttäuschung verbuchen. Die Antithese zum immer knalliger und geistloser werdenden Hollywood-Mainstream-Blockbuster lautet für Jarmusch offensichtlich: ein Film, der sich selbst ausbremst. Dabei bleibt die Lust am Zuschauen auf der Strecke. End of story.

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