Sergio Leone kreierte den besten Western der Filmgeschichte
Ein Fremder steigt aus einem Zug aus, während drei Männer bei drei Männer auf dem Bahnsteig auf ihn warten. Nach wenigen Sätzen erschießt er alle drei und spielt auf seiner Mundharmonika. Gleichzeitig ermordet Frank (Henry Fonda) im Auftrag einer Eisenbahngesellschaft den Farmer McBain (Frank Wolff) und seine Töchter. Zur selben Zeit bricht der Gesetzlose Cheyenne (Jason Robards) aus und treibt in der selben Gegend mit ein paar Männern sein Unwesen. Er lernt die Frau McBains (Claudia Cardinale) und den Fremden kennen, der wiederum Frank töten will. Zusammen führen sie den großartigen Plan Brett McBains aus. Den Bau einer Stadt...
„Spiel’ mir das Lied vom Tod“ ist der unumstrittene Genrekönig der Western. Leone versteht es viele verschiedene Charaktere und Handlungsstränge in den Film einzubauen und sie alle spielerisch zusammenzuführen, so dass der Zuschauer immer die Übersicht behält. Die Geschichte streckt voller überraschender Momente, spannenden Duellen und vielen dramatischen Duellen. Am Ende werden auch die letzten Charaktere zusammengeführt und die Geheimnisse verschiedener Figuren aufgelöst. Brillant!
Wie schon in der „Dollar“ Trilogie komponierte hier wieder Ennio Morricone für Sergio Leone. Morricone besitzt die Gabe für jedes Bild und für jede Situation den richtigen Ton zu finden. Besonders bei den Duellen kommt sein Können zur Geltung, aber auch bei den weniger dramatischen Situationen versteht er es den Zuschauer in die Welt des Wilden Westens zu entführen. Er liefert hier die wahrscheinlich berühmteste Musik der Filmgeschichte ab. Allein die Mundharmonika... *schwärm*
Trotz der Überlänge hat „Spiel’ mir das Lied“ vom Tod keine zähen Passagen oder langweilige Momente. Leone schafft es fast drei Stunden den Zuschauer in die Vergangenheit zu entführen und ihn nicht mehr entkommen zu lassen. Dabei knistert sogar schon der Anfang vor Spannung, obwohl in den ersten Minuten noch gar nichts passiert.
Da stehen drei Männer auf dem Bahnhof, die auf jemanden warten. Während der eine seine Finger knacken lässt, kämpft der Zweite mit einer kleinen Fliege, während der Dritte sich Wasser auf den Hut tropfen lässt. Leone verzichtet hier noch auf Musik, denn Schnitte und Kameraführung sprechen für sich. Als dann endlich der Zug auftaucht und alle drei schon wieder gehen wollen, steht auf einmal der Fremde da, welcher auf der Mundharmonika spielt. Dieser Ton und die Melodie allein machen den Film schon unvergesslich. Nach einem extrem coolen Dialog wird sich duelliert, was nur ein Beteiligter überlegt.
Leone stellt des weiteren den eiskalten Frank vor, der schnell zum Synonym für das Böse wird, denn die Tötung von Kindern wird nicht explizit dargestellt, aber später erläutert. Zusätzlich darf der Outlaw Cheyenne mit in das Geschehen eintreffen, der einem trotz seiner Ketten sofort sympathisch wirkt.
Der weitere Verlauf bleibt spannend, da noch nicht geklärt ist, welche Figur zu welcher Seite gehört. Niemand kann beim ersten Anschauen erkennen, das zum Beispiel Cheyenne und „Mundharmonika“ später zusammenarbeiten werden. Leone baut den Film so geschickt auf, dass man keine Situation und kein Handeln vorhersehen kann. Genial verlinkt er der die einzelnen Personen und Handlungsstränge miteinander.
So gibt es in diesem Film keine wirklichen Helden, denn auf die eine oder andere Weise hat fast jede Figur eine düstere Vergangenheit, die zum Teil ungeklärt bleibt. So wird zum Beispiel nicht näher erklärt, warum Frank zu „Mundharmonika“ sagt, dass er genauso geworden wäre.
Leone zieht für den Zuschauer eine klare Linie zwischen Gut und Böse, wobei man aber nicht außer Acht lassen darf, dass diese ab und zu auch mal verschwimmt. Denn auch Cheyenne und „Mundharmonika“ sind sich nicht immer grün. Letztendlich halten sie aber zusammen.
Die Ausstattung des Films bezüglich Eisenbahn, Stadt und Kostüme ist Weltklasse und um einiges lebhafter als seine vorherigen Western. Man kann den Staub und die Hitze fast selber spüren.
In körnigen Bildern wird der hitzige Western bis ins kleinste Detail wiedergegeben. Besonders Westernfans und Cineasten dürften auch noch beim zigsten Ansehen ein kalter Schauer über dem Rücken laufen, denn „Spiel’ mir das Lied vom Tod“ ist ein Western den man sich ohne Vorbehalt sehr oft ansehen kann.
Die Sahnestücken des Films sind dabei natürlich die Pistolenduelle, bei dem nur das letzte Duell zwischen Frank und „Mundharmonika“ etwas enttäuschend verlief, denn man verharrt hier etwas zu Lange in der Vergangenheit, um dann sofort zu schießen. Die anderen Duelle sind wesentlich besser inszeniert worden. Dabei herrscht oft das Mundharmonikaspiel vor, während die Bilder erst aus der Totalen immer näher an die beiden Schützen fahren um schließlich nur noch die Augen im Bild zu haben. Diese Szenen fesseln jedes mal wieder.
Weiter besitzt der Film einen eigenartigen, schwarzen zynischen Humor. Besonders der Fremde spielt gern mit selbigem, wenn er anfangs die drei Männer nach einem Pferd fragt, worauf sie sagen, dass sie nur drei hier haben. Der Fremde antwortet ein Trockenes „Zwei Pferde zuviel“.
Während Leone die Geschichte um den skrupellosen Eisenbahnkonzern erzählt, hat er immer noch Zeit die Schicksale der einzelnen Figuren zu erläutern und in die Vergangenheit zu reisen. Hier wird menschliches Schicksal und die epische Story perfekt in Einklang gebracht. Dabei wechselt man immer wieder zwischen der verschiedenen Seiten, so dass der Zuschauer ausführlich über die verschiedenen Handlungen aufgeklärt wird.
Henry Fonda ist ganz gegen sein Image als Saubermann mit Frank der Bösewicht des Films. Mit seinem stahlharten blauen Augen und seiner Skrupellosigkeit liefert er hier wohl die reifste Leistung seiner Karriere. Dabei tritt Fonda weniger mit Worten, sondern mit seiner puren bösen Ausstrahlung in der Vordergrund und bildet so den idealen Gegner für Charles Bronson.
In dieser Rolle hätte mir persönlich Clint Eastwood (der leider keinen Western mehr machen wollte) noch besser gefallen, obwohl man die Rolle dann hätte abändern müssen. Nichts desto trotz beherrscht Bronson den Film dank Mimik und Auftreten. Er ist die Schlüsselfigur zwischen beiden Seiten und bleibt trotzdem ein Mysterium. Bronsons beste Leistung seiner Karriere.
Jason Robards spielt den alternden Gauner Cheyenne und wertet den Film mit Humor auf (Ist der Kaffee fertig? ;-)). Dem teilweise etwas müde wirkende Held scheint die Sache richtig Spaß zu machen, denn er nimmt so ziemlich alles auf die lockere Schulter. Sogar sein erstes Zusammentreffen mit Bronson verläuft alles andere als ernst und feindlich.
Claudia Cardinale ist als Jill McBain nicht nur was für die Augen und bleibt bis zum Ende etwas mysteriös. Da sie eine Exhure ist, könnte sie Brett ja nur des Geldes wegen geheiratet haben. Denn sie steigt ja auch mit Frank ins Bett, um am Leben zu bleiben. Cardinale verkörpert Jill sehr vielseitig und sehr sexy. Somit gehört sie noch zu den sympathischsten Figuren im Film.
Fazit:
Perfekter Western mit Überlänge. Leone schafft es eine gute Story mit der Darstellung vieler Charaktere in Einklang zu bringen und zusätzlich nervenzerfetzende Spannung zu erzeugen. Die ideal besetzten Schauspieler und die fesselnde Atmosphäre besorgen den Rest. Hier wurde ein Film gedreht, den man nie wieder übertreffen kann.