Drei mysteriöse Gestalten erscheinen an einem Bahnhof. Anscheinend warten sie, aber es ist nicht klar worauf oder auf wen sie warten. Es kommt ein Zug, der kurz anhält und wieder abfährt. Die erwartete Person saß anscheinend nicht im Zug. Als die drei sich umdrehen um zu gehen, ertönt der Klang einer Mundharmonika, der die Drei erschaudern lässt. Man sieht einen Mundharmonikaspieler (Charles Bronson) und es wird klar, dass die drei Namenlosen auf ihn warteten. Dieser erkundigt sich nach einem gewissen Frank (Henry Fonda). Weil die Drei ihm keine ausreichende Auskunft geben, zieht der Mundharmonikaspieler seinen Colt und erschießt sie. So beginnt der Film und der Zuschauer wird relativ lange im Unklaren gelassen, worum es bei dieser Begegnung ging. Man weiß nur, dass der Mundharmonikaspieler eine Rechnung mit Frank zu begleichen hat. Im Verlaufe des Filmes begegnen sich die zwei, aber Frank scheint sich nicht an den Mundharmonikaspieler zu erinnern. Zwischendurch sieht man eine schemenhaft Rückblende und so erfährt man, warum der Mundharmonikaspieler Frank so abgrundtief hasst.
Szenenwechsel: Der verwitwete Farmer McBain (Frank Wolff) richtet mit seinen Kindern ein festliches Mahl vor seinem Haus an. Der Anlass ist die baldige Ankunft seiner neuen Frau Jill McBain (Claudia Cardinale) aus New Orleans. McBains Kinder kennen Jill noch nicht und sie werden sie auch nie sehen. Denn aus dem Hinterhalt fallen Schüsse und die Familie McBain wird kaltblütig ermordet. Und in dieser Szene sehen wir auch zum ersten Mal Frank. Als der jüngste McBain aus dem Haus rennt, hat Frank keine Probleme damit den Kleinen in die Augen zu schauen und ihn dann abzuknallen. Um nicht für den Mord belangt zu werden, hinterlässt Frank eine falsche Spur, die zu dem vor kurzem entflohenen Gangster Cheyenne (Jason Robards) führt.
Nicht Wissend was passiert ist, kommt Jill McBain am Hauptbahnhof an, stellt aber fest, dass keiner da ist um sie abzuholen. Das stimmt sie wunderlich aber noch ahnt sie das Geschehene nicht. Als sie letztendlich auf McBains Farm erscheint, erfährt sie von seiner Ermordung und kann sich keinen Reim drauf machen, warum er ermordet wurde. Niemand kann das. McBain war kein reicher Mann und hatte keine Feinde. Aber eine Spur führt zu Frank und zu dem mächtigen, aber schwerkranken Morton (Gabriele Ferzetti).
Kritik:
Die extrem lange Anfangssequenz des Films lässt Einen fragend im Raum. Man sieht diese drei durchaus beunruhigenden Gestalten, wie sie am Bahnhof warten. Es fallen kaum ein paar Sätze, stattdessen komplette Stille. Nein komplette Stille ist nicht ganz richtig, denn man hört ein immer wiederkehrendes fast rhythmisches Nerven betäubendes Quietschen. Außerdem wird diese Sequenz von anderen Geräuschen begleitet z.B. das Tropfen des Wassers von der Decke. Für den Zuschauer ist das garantiert nicht unterhaltsam - dieses ewige warten. Hat man den Film aber erst einmal zu Ende gesehen, weiß man diese Szene wirklich zu schätzen.
Leone gibt dem Mundharmonikaspieler fast gar keine Identität. Seine Identität beginnt mit Frank und sie soll auch mit Frank beendet werden. Dem Zuschauer soll verborgen bleiben was davor war und was danach kommt. Er hat nur die eine Mission: Frank töten. Alles andere ist zweitrangig.
Wie Leone auf Henry Fonda für die Besetzung des skrupellosen Frank gekommen ist, ist mir schleierhaft. Aber die Rolle des Franks zählt zu einer meiner allerliebsten Bösewichte. Wenn man Fondas stahlblaue Augen in der Großaufnahme sieht, sein eiskalter Blick und seine trockene lakonisch Art, ist man einfach nur fasziniert. In einer Szene sitzt er mit Morton zusammen und beide verhandeln. Morton kann sich kaum noch auf den Beinen fortbewegen. Doch anstatt Mitleid zu haben äußert Frank folgendes: „Ein Mann mit Charakter hätte sich schon längst die Kugel gegeben.“
Claudia Cardinale ist anmutig und ihre große Leinwandpräsenz macht sich sogar in kleinen Gesten bemerkbar. Die Rolle der Prostituierten Jill, die von einem Neuanfang träumte, ist ihr auf den Leib geschrieben. Die Szenen mit ihr zählen zu den sentimentalsten und auch zu den sinnlichsten des Films. Nicht zuletzt verdankt man das auch Ennio Morricone, der diese Szenen mit seiner wunderbaren engelsgleichen Filmmusik unterlegt hat.
Sergio Leone hat hier hinter der Kamera ein Team gehabt mit denen er auch schon vorher einige Male gedreht hat und auch später drehen würde: Ennio Morricone zuständig für die Musik, Kameramann Tonino Delli Colli zuständig für die wunderbaren Bilder und letztendlich Nino Baragli der für den Schnitt zuständig war.
Diese Kombination sorgte unter anderem für eine wunderbare knisternde Atmosphäre, die wie in vielen anderen Szenen in Leones Filme, ohne ein einzig gesprochenes Wort auskommt. Die Kamera hält auf die Gesichter, manchmal sieht man nur die Hälfte oder einen bestimmten Bruchteil des Gesichts. Währenddessen spielt Morricones Musik. Wortlos und karg bleibt alles, bis sich jemand erbarmt was zu sagen oder was zu tun. Wundervolle Szenen sind das.
Die Nebenrollen wie Jason Robards als der leidenschaftliche Cheyenne und Gabriele Ferzetti als der schwer kranke aber genauso skrupellose Morton sind ebenfalls toll und gliedern sich wunderbar zu der anderen grandiosen Besetzung des Films ein.
Fazit:
Leider wieder einer der Sergio Leone Filme, der niemals die Anerkennung bekam, die ihm wirklich gebührt. Wenn der Pate ein Oscar Film ist, dann ist es Once Upon A Time In The West (Spiel mir das Lied vom Tod) auch.
Auch wenn der Film durch seine Länge sicherlich nicht Kinofreundlich war (man bedenke nur die lange Sequenz am Anfang) ist es ein monströses Werk und in jeder Sammlung ein Muss. Und während man diesen sieht, verfliegt die Zeit wie im Flug. Wie das nun mal bei all den guten Leone Filmen so ist.