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Auch wenn Sergio Leone nie wieder einen Western drehen wollte und viel lieber sein späteres Meisterwerk "Es war einmal in Amerika" gedreht hätte und Henry Fonda bei seiner Ankunft erst einmal durch sein Alter eine regelrechte Panik bei Leone hervorrief und das ursprüngliche Drehbuch von Leone mit mehr als 400 Seiten viel zu lang war, wurde "Spiel mir das Lied vom Tod" meiner Meinung nach sogar Leones bestes Werk und ist heute längst einer der bekanntesten Filme seines Genres. In Amerikas Kinos jedoch verzeichnete der Film keinen Erfolg und der spätere Ruhm war damals nicht zu erahnen. Der Film legte jedoch auch für Leone den Grundstein zu einer neuen Triologie, die man später unter anderem als die "Amerika Triologie" bezeichnen würde.

Sergio Donati, der von Leone gebeten wurde das Drehbuch zu überarbeiten, versuchte in diesem Film einem möglichst großen Publikum seine politischen Ansichten nahe zu bringen. Dadurch entstand auch der mehr oder weniger versteckte Angriff auf den Kapitalismus, bzw. auf die wohlhabenden Leute, die nur darauf aus waren immer höhere Profite zu erzielen, sowie der reiche Morton in dem Film.

Der Film beinhaltet jedoch weitaus interessantere Charaktere als Morton.
Da wäre zum einen Cheyenne, der Outlaw mit dem großen Herzen und seiner eigenen Moral, die ihm verbietet wehrlose Menschen zu töten. Es wird versucht Cheyenne den Mord an der Farmer Familie McBain anzuhängen, allerdings wäre Cheyenne gar nicht in der Lage gewesen drei Kinder umzubringen, da es mit seiner Moralvorstellung unvereinbar ist. Sogar Morton den korrupten und brutalen Boss einer Eisenbahngesellschaft, der die Ermordung der McBains angeordnet hat kann Cheyenne nicht erschießen, da Morton durch eine Knochenkrankheit behindert ist.
Der zweite Charakter ist weiblich und heißt Jill McBain. Sie ist alleinige Erbin des Landes des Farmers McBain und das letzte lebende Mitglied seiner Familie. Sie will weiter auf dem Land bleiben und dort um ihre Existenz Kämpfen bis sie Frank, den Mörder ihres Mannes, kennen lernt. Frank überzeugt sie davon das Land zu verkaufen und lieber ein sicheres und ruhiges Leben zu führen. Sie wird jedoch von einem Fremden
dazu gebracht weiter auf dem Land zu leben und den Traum ihres Mannes zu erfüllen ohne sich von Frank einschüchtern zu lassen.
Der dritte Charakter ist Frank der im Auftrag von Morton tötet um dessen Macht zu vergrößern. Frank schreckt vor nichts zurück. Er sorgt dafür, dass man Cheyenne für den Mörder den McBains hält. Er hängt Väter/Brüder vor den Augen (oder sollte ich besser sagen auf den Schultern) ihrer Söhne/Brüder. Frank wird nur von einem Gedanken getrieben, dem Gedanken das er einmal alle Macht von Mortons Gesellschaft besitzen wird.
Der letzte Charakter ist gleichzeitig wohl der wichtigste. Der wortkarge, namenlose Fremde mit der Mundharmonika. Er wird ebenfalls nur von einem Gedanken getrieben, einem Gedanken der so stark ist, dass keine Kugel den Fremden aufhalten kann bis er sein Ziel erreicht hat. Er will sich an Frank rächen, weil dieser den Bruder des Fremden getötet hat. Den Fremden zu den guten oder zu den Bösen zuzuordnen ist unmöglich, da er zwar der Witwe McBain hilft ihr Land zu behalten, damit aber anscheinend nur beabsichtigt Frank anzulocken. In diesem Maße scheinen alle Aktionen des Fremden nur darauf ausgelegt die Rache zu ermöglichen. Er erscheint vor allem am Ende als "lonesome Cowboy", als er alleine wieder abreist.

Die Duellszene zwischen dem Fremden und Frank ist eine der berühmten Szenen der Filmgeschichte. Der Fremde erinnert sich an den Mord an seinem Bruder zurück und daran wie er seine Mundharmonika von Frank in den Mund gedrückt bekamt, als dieser mit Spott sagte: "komm schon Spiel mir das Lied vom Tod." Die Szene wo der Bruder des Fremden erhängt wurde während der Fremde (der damals noch ein Kind war) zu Boden fällt wird durch einen Slow-Motion Effekt verstärkt. In den Folgeeinstellungen tötet der Fremde Frank und drückt ihm (während Frank in den letzten Zügen liegt) die Mundharmonika in den Mund um seine Rache deutlich zu machen.

Die Musik des Filmes zeichnet sich dadurch aus, dass Enio Morricone jedem der vier Hauptcharaktere eine eingene Melodie zugesprochen hat, wobei jede Melodie die eigenschaften des einzelnen Charakters nocheinmal unterstreichet.

Fazit: Leone schuf ein weiteres Meisterwerk, auch wenn die Beweggründe der Hauptcharaktere die üblichen des Italowesterns blieben, nämlich Rache und Geld. Die Story baut Leone geschickt auf und lässt keine Logiklöcher über, jede Handlung erhält einen eigenen Sinn, den man auch erkennen kann. 2 1/2 Stunden Kino der Extraklasse das sich nicht nur für Westernfans lohnt.
10/10 Punkten

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