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Segio Leone sagte einst über sich selbst, er "wurde fast schon im Kino geboren". Diese Aussage versteht man dann, wenn man erfährt, dass sein Vater Vincenzo Leone Stummfilmregisseur war, während seine Mutter Edvige Valcarenghi Schauspielerin war. Er musste also regelrecht ins Filmgeschäft einsteigen und tat das auch recht früh. Am 3.Januar 1929 erblickte er das Licht der Welt in Rom, wo er 60 Jahre später sterben sollte. Er hat der Menschheit allerdings ein Lebenswerk hinterlassen, das ihn wohl nie in Vergessenheit geraten lassen wird.

Durch die Kontakte seines Vaters stieg er in’s Filmgeschäft ein und musste sich langsam hocharbeiten. War es zunächst seine Aufgabe, Regisseuren ihren Kaffe zu bringen, so schaffte er es bald zum Regieassistenten und schließlich zu seinem ungewollten Debüt. Denn es wurde zu seiner Aufgabe, Mario Bonnards "Der Untergang von Pompeij" zu Ende zu drehen, weil dieser während den Dreharbeiten starb.

So ging er seinen Weg und zeichnete sich vor allem durch seine beiden Trilogien aus. Da hätten wir die Dollar-Trilogie mit "Für eine Handvoll Dollar", "Für ein paar Dollar mehr" und "Zwei glorreiche Halunken". Diese Trilogie machte ihn berühmt und die Leute lernten, seine Western zu lieben. Daraufhin wollte er schon "Es war einmal in Amerika" drehen. Man war von seinen Western jedoch dermaßen begeistert, dass er angewiesen wurde, erst einen weiteren Western zu drehen, dann dürfe er sich an "Es war einmal in Amerika" machen.

So kam er auf die Idee, eine Amerika-Trilogie zu starten, deren Anfang "Spiel mir das Lied vom Tod" und deren Ende "Es war einmal in Amerika" sein sollte. Verschiedene Geschichten ranken sich um "Spiel mir das Lied vom Tod". Eine davon ist, dass Sergio Leone in der Anfangssequenz des Films seine Dollar-Trilogie endgültig beenden wollte, indem er Clint Eastwood, Lee van Cleef und Eli Wallah als Schurken herannimmt, die gleich erschossen werden. Dieses Vorhaben scheiterte angeblich an Clint Eastwood, der dafür nicht zu haben war. So bekamen Jack Elam, Woody Strode und Al Mulock die Rollen. Letzterer begang während der Dreharbeiten Selbstmord, was Leone gar nicht gefiel, weil noch nicht alle Szenen mit ihm fertig waren. Trotzdem wurde die Vorspannszene des Films legendär, da sie mit etwa 7 Minuten die längste der Filmgeschichte ist. Übrigens ist die nervige Fliege echt, man schmierte dem Schauspieler Honig um den Mund, damit sie ankommt. Nur die "Pistolenlaufopfer-Fliege" ist unecht.

Die anderen Rollen konnte Leone nach Wunsch besetzen, auch wenn er vor allem mit Henry Fonda als "Frank" zunächst Probleme hatte. Dieser lehnte die Rolle erst ab, konnte aber von Leone überzeugt werden, dass es eine gute Idee sei, wenn er erstmals nicht den Guten, sondern einen richtig Bösen spielt. Fonda nahm an und gleichzeitig in Kauf, dass er nicht die beste Gage des Films erhielt. Diese wurde nämlich Claudia Cardinale zuteil. Wenn man den Film und die damals wunderschöne Cardinale gesehen hat, weiß man warum. (Leider hat der Zahn der Zeit auch an ihr genagt)

Die erst Szene, die gedreht wurde, war die "Vergewaltigungsszene" zwischen den beiden angesprochenen. Als Fonda am Set erschien, wollte ihn Leone sogar wieder wegschicken, weil er zu alt schien. Fonda hatte sich für seine Bösewichtrolle extra braune Kontaktlinsen und einen Oberlippenbart zugelegt. Doch als er aus der Maske zurückkam, war Leone doch zufrieden und der Dreh konnte beginnen.

Das Drehbuch zum Film hat Leone zusammen mit Dario Argento (Suspiria) und Bernardo Bertolucci geschrieben, vollendet wurde es von Sergio Donati. Erzählt wird die Geschichte um "Mundharmonika" (Charles Bronson), ein rätselhafter und namenloser Mann, der offenbar noch eine Rechnung mit Frank (Henry Fonda) offen hat. In’s Spiel kommt dabei noch die wunderbare Jill. Sie hat Brett McBain (Frank Wolff) geheiratet, dessen Familie leider von Frank und seiner Bande grausam hingerichtet wird, weil sie Land besitzen, welches ein gewisser Herr Morton für sich beanspruchen will. Jill ist daraufhin Witwe (vorher war sie in New Orleans eine Edelhure). Dann hätten wir da noch Cheyenne (Jason Robards), ein kleiner Gauner, der "Mundharmonika" kennen und schätzen lernt. Der Film zeigt die Interaktion dieser 4 Hauptfiguren (Frank,Cheyenne, Jill und Mundharmonika), in deren Vordergrund der Kampf um Jills Land und die Rache an Frank steht.

Der Film ist ohne Zweifel ein Meisterwerk und in meinen Augen der beste Western, der je gedreht wurde. Ennio Morricone sorgte für den Soundtrack, der sehr eigentümlich in der Filmgeschichte ist: Es wurden 4 "Hauptstücke" VOR dem Film geschrieben, die den einzelnen Hauptcharakteren zukommen und regelmäßig einsetzen, wenn diese in Erscheinung treten. Der Film wurde also zur Musik gedreht, wenn man so will. Das merkt man während dem Film häufig und es ist einfach herrlich. Besonders Jills Musik hat mich umgehauen, doch der Rest ist ebenfalls legendär, man denke nur an das Lied vom Tod.

Die Schauspieler sind durchweg hervorragend, was soll man dazu noch sagen. Henry Fonda passt perfekt in die Rolle des skrupellosen Gangsters, Charles Bronson schaffte mit dem Film seinen Durchbruch und Claudia Cardinale dürfte sich nach dem Film vor Verehrern nicht mehr gerettet haben können.

Der deutsche Name des Films bereitet mir aber ein bisschen Kopfschmerzen. Die Aussage "Spiel mir das Lied vom Tod" gibt es in der Originalfassung nicht. Es klingt zwar schön, hat jedoch eigentlich nichts mit dem Film zu tun. Die entsprechende Stelle im Film lautet nämlich im Original "Keep your loving brother happy". Die falsche Überstzung (wohl des tollen Namens wegen) lässt den Zuschauer zu Unrecht annehmen, dass es sich bei dem Mann auf Mundharmonikas Schultern um seinen Vater handelt, obwohl es tatsächlich sein Bruder ist. Schwamm drüber.

Noch ein Wort zum Erfolg des Films: In den USA war er ein unglaublicher Flopp. Er erhielt miserable Kritiken und konnte erst Jahre später auch das Publikum dort überzeugen. Ganz anders in Europa: Bei Produktiosnkosten von 3 Millionen Dollar (mehr als alle Leone-Filme vorher gemeinsam) spielte er allein in Italien 3,8 Millionen ein. In Frankreich feierte er seinen größten Erfolg. Dort gehört er bis heute zu den 10 erfolgreichsten Filmen und lief in einem großen Kino 4 Jahre lang ununterbrochen.

Kritisiert wird an dem Film, dass er zu zäh verläuft. Ich kann das nur bedingt unterschreiben. "Spiel mir das Lied vom Tod" baut eine ganz eigene Stimmung auf, behäbig und ruhig, an die man sich erst gewöhnen muss. Öffnet man sich allerdings dieser Idee, so kann man den Film über seine gesamte Laufzeit hinweg genießen und lieben. Langweilig wird er dann nie und zieht den Zuschauer in einen Bann, den er nicht so schnell vergessen wird. Einen kleinen Kritikpunkt habe aber auch ich. Man hätte vielleicht die ein oder andere Szene kürzen können (obwohl ich sie nicht langweilig fand) und dafür die Intensivierung der Beziehung zwischen Cheyenne und der Mundharmonika bzw. zwischen der "Mundharmonika" und Jill ausführlicher beschreiben können. Die plötzliche Romantik am Ende des Films wirkt so etwas unangebracht.

Das Ende ist trotzdem legendär und brennt sich wohl in jedes Hirn ein, das diese optischen Reize wahrgenommen hat. Der Zoom auf Charles Bronson, die extrem tragische Szene aus der Vergangenheit, das unerwartet plötzliche Shootout. Der Wahnsinn.

Fazit: Ein einmaliges Meisterwerk von Sergio Morricone. Perfekte Schauspieler, einzigartige Erzählweise, formidable Stimmung, unglaubliche Musik von Ennio Morricone. Ein Film, den man lieben muss. Einen Punkt Abzug gibt es nur, weil ich mir die ein oder andere Storyvertiefung gewünscht hätte. Daher 9 Punkte. Euer

Don

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