Wenn jemand nach Western fragt, ist klar, dass „Spiel mir das Lied vom Tod“ unter den genannten ist. Durchschnittliche Italo-Western, die meist mit niedrigem Budget gedreht wurden, bekamen nie wirklich Anerkennung. Doch Sergio Leone, da er über die benötigten Mittel verfügte, schaffte es durch „Spiel mir das Lied vom Tod“ ein Meisterwerk zu erschaffen und so viele US-Produktionen in den Schatten zu stellen und ein wenig von der Aufmerksamkeit auch auf andere Italo-Western zu lenken, die zuvor fast gänzlich missachtet wurden.
Auch wenn Leone schon zuvor mit der Dollar-Trilogie drei wunderbare Filme geschaffen hatte, kam der große Erfolg auch erst nach „Spiel mir das Lied vom Tod“
Seinen eigensinnigen Stil, der auch schon bei den Dollar-Filmen zum Einsatz kam, baute er weiter aus, so dass die Zeit in seinem Film eine überaus wichtige Rolle spielt. Dies muss der Zuschauer schon in der Titelsequenz am eigenen Leibe erfahren, in der er mit den drei Gangstern, besetzt mit Woody Strode, Jack Elam und Al Mullock, auf die Ankunft des Zuges wartet. Während dieser 10minütigen Sequenz spielt keine Musik. jedenfalls nicht aus dem Off, die ganze Sequenz ist untermalt mit verstärkt lauten Geräuschen aus der Umgebung des Bahnhofes, wie etwa das Windrad oder die Fliege, die so zu sagen auch eine kleine Nebenrolle spielt. Jeder der den Film kennt, erinnert sich sicher an die bewusste Fliege.
An solchen Stellen erkennt man auch Leones Liebe zum Detail. Im Film bemerkt man sie zwar eher wenig, da viele Dinge selbstverständlich erscheinen, doch sie sind für seine Filme einzigartig, sprich in keinen anderen Filmen wird man etwas vergleichbares sehen, und das sollte man nicht missen. So wurde beispielsweise die rote Erde aus Utah und Arizona nach Spanien importiert, um die dort vergleichsweise helle, gelbe Erde für die Szene im Monument Valley anzugleichen.
Doch zurück zum Bahnsteig, an dem nun Harmonika (Mundharmonika) beziehungsweise der Unbekannte, der er auch den Rest des Films über bleibt, angekommen ist. Gespielt durch Charles Bronson, den Leone meines Wissens wegen seiner Ausstrahlung in dem Film „Die glorreichen Sieben“ unbedingt haben wollte. Außerdem hören wir nun zum ersten mal die Titelmusik, Harmonikas Leitmotiv, komponiert von Ennio Morricone, einem weiteren Star in der ohnehin berühmten Crew des Films. Daraufhin folgt ein unvergesslicher Dialog zwischen Charles Bronson und den drei Gangstern („Habt ihr ein Pferd für mich?“ „Dort stehen nur drei, sollten wir tatsächlich eines vergessen haben?“ „Nein… ihr habt zwei zu viel.“), die in Folge dessen ins Gras beißen müssen. Ein weiterer Geniestreich Leones, diese drei hochkarätigen Schauspieler ganz zu Anfang des Films sterben zu lassen. An sich strahlt diese Szene eine gelassene, coole Atmosphäre aus. Der knappe Text, die lange Musterung der Personen durch die Kamera und dann der schnelle Schusswechsel.
Viele Szenen laufen nach diesem Prinzip ab. In der nächsten Szene wird Frank, der Fiesling, der überraschenderweise von Henry Fonda gespielt wird, vorgestellt. In derselben Szene ist auch Frank Wolff als der Farmer McBain zu sehen. Später folgt die Ankunft von Jill; Claudia Cardinale, die die erste Hauptperson in einem Leone-Film spielt, nämlich die Witwe McBain, und damals ohne Zweifel wunderschön aussah. Die letzte Hauptperson spielt Jason Robards, nämlich Cheyenne, den Gauner, der im Prinziprecht gutmütig ist und gegen Ende des Films an Bedeutung gewinnt.
Die Bilder zwischen Jills Ankunft und Cheyennes Auftauchen sind die wohl am eindrucksvollsten. Die Rede ist vom Monument Valley. Der Platz schien für Leone von besonderer Wichtigkeit zu sein, weil dort viele John Ford Filme gedreht wurden, die Leone teilweise als Vorbilder dienten.
Da der Film eigentlich sein letzter Western sein sollte und er ihn sogar fast nicht machen wollte, greift er die Eisenbahn auf, symbolisch für den Anfang einer neuen und das Ende der jetzigen Epoche. Und auch das Ende der Charaktere des Films, außer Jill, die allesamt Revolverhelden sind und somit nicht in das Neue Zeitalter passen. So kommt es zum Finale und nun klärt sich auf, was der Unbekannte wollte und was es mit allem auf sich hat.
Insgesamt ein wundervoller Film mit einer atemberaubenden Atmosphäre, nicht zuletzt durch seinen markanten Stil und die Glanzbesetzung untermalt mit der eindrucksvoll passenden Musik.
Wenn jemand allerdings behauptet, der Film sein zu lang gezogen und es würde auf zu viele Detail eingegangen, man hätte alles in 30 Minuten verpacken können, dann bin ich anderer Meinung. In dem Fall würde viel Positives an dem Film verloren gehen. Zum Glück ist dem nicht so, daher (10/10).
Ein Meisterstück!