DANGER! SPOILER AHEAD!
"The Sixth Sense" ist wohl einer der überbewertesten Filme der letzten Jahre.
Es ist mir völlig unverständlich, wieso dieser Film mit Lobeshymnen überschüttet wird. Von den Fans und den positiven Reviews auf OFDB wird vorgebracht, der Film sei intelligent, habe ein völlig unerwarteten Super Plot Twist und funktioniere als Horrordrama.
Zum Horrordrama:
In der Tat spielt der kleine Osmond den Cole so gut, dass man seine Angst mitempfinden kann. Die Inszenierung der Schockszenen tut ihr übriges. In diesen Szenen, wo Cole allein ist mit den Geistern und seiner Angst, glänzt der Film. Aber die Lösung von Cole's Problemen fällt so lächerlich dämlich aus und ist so stinkend bieder konventionell, dass es einer Verarsche der Zuschauer gleich kommt. (Nicht die Einzige) Innerhalb von wenigen Filmminuten wird aus dem verängstigten Jungen, der von den Wiedergängern gequält wird, wieder ein normaler Junge und das nur, weil er dem Rat des Undead-Kinderpsychiaters (Bruce Willis) folgt und auf die "Geister" hört. Man fragt sich, was ihn vorher davon abgehalten hat mit den Geistern zu kommunizieren und ihnen zu helfen. Kommunikationsprobleme kennt der Film in diesem Stadium nicht, plötzlich verlieren alle Geister ihren Schrecken. Überhaupt, wieso kommt dieser doch als intelligent dargestellte Junge nicht selbst auf diese Idee? Bei Willis klappt die Kommunikation ja auch, warum sollte er das nicht auf die anderen übertragen? Die Auflösung von Coles Problemen ist imho völlig unbefriedigend und zu sehr nach Schema HE für "Happy End".
Zum Plot Twist:
Es tut mir Leid, aber für mich war er überhaupt nicht überraschend. Ich wusste schon nach gut einer Stunde, dass der Kinderpsychater selbst ein Geist ist. Nun muss aber ein Film nicht schlecht sein, weil man zwischendrin den finalen Plot Twist errät. Wenn der Film gut gemacht und intelligent ist, dann tut das dem Vergnügen keinen Abbruch. (Beispiele wären Identität oder der phänomenale The Prestige) Aber The Sixth Sense kann sich bei diesen Filmen nicht einreihen. Der Grund ist, dass selbst jemand der beim ersten Mal das Ende nicht errät, beim zweiten Mal Schauen feststellen muss, dass um den Plot Twist zu erzielen der Film versucht den Zuschauer zu verarschen.
Willis Figur wird nur im Dialog mit Cole gezeigt NIE mit jemand anderem. Nicht mal mit der Mutter des Jungen findet ein Gespräch statt, obwohl ein Psychater von Kindern doch wohl auch das Gespräch der Eltern sucht. Ein Versuch sich mit seiner Frau auseinander zusetzen, findet auch nie statt. Es ist haarsträubend, wie der Film Haken schlägt, um der Ertappung seines Twists zu ergehen. Bei vielen Leuten, scheint es zu funktionieren, vor allem da der kleine Cole im Mittelpunkt steht. Aber einem aufmerksamen Zuschauer müssen diese Ungereimtheiten einfach auffallen. Ein anderes Beispiel für dieses Hakenschlagen der Story ist die Beziehung zwischen Cole und Willis Figur. Dieser kleine Junge sieht tote Menschen. Sie machen ihm eine unglaubliche Angst. Sein Leben, seine Beziehung zu seiner Mutter, alles droht völlig daran zu zerbrechen. Aber mit dem Psychatergeist freundet er sich an, wieso sagt er diesem nicht, dass er ein Geist ist? Wieso erklärt er diesem alles, verschweigt ihm aber den eigenen Zustand? Wieso freundet er sich mit anderen Geistern erst an, nachdem es ihm von Willis empfohlen wurde? Wieso hält er sich überhaupt so zurück? Es dauert ja eine Weile eh er mit der Sprache rausrückt. Das liegt aber daran, weil der Film sonst nach 10 min vorbei wäre.
Fazit:
Die 3 Punkte gibt es nur für die gute Inszenierung und das Schauspiel von Osmond in den Szenen, in denen er von Geistern belästigt wird. Einmal ansehen reicht, muss man aber auch nicht.