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Bei "L’Amant“ handelt es sich um die Verfilmung eines von der berühmten französischen Schriftstellerin Marguerite Duras (auch verantwortlich für das anbetungswürdige Drehbuch zum anbetungswürdigen "Hiroshima Mon Amour“) geschriebenen Romans.

Da ich bis heute zu faul gewesen bin das Werk zu lesen, bleibt Euch eine Vorlage und Adaption miteinander vergleichende Kurzkritik erspart.

Zunächst einmal ist Jean-Jacques Annauds Film sehr schön inszeniert und ausgeleuchtet. Die exotische Kulisse (die Handlung ist im Saigon der 20er Jahre angesiedelt) wird durch faszinierende Bilder und eine detailreiche Ausstattung verstärkt.

Jane March – die Männer dieser Welt sind ihr für die unvergessliche Pool-Szene aus "Color Of The Night“ zum Dank verpflichtet. – und Tony Leung Ka Fai (großartig in "Prison on Fire“) harmonisieren sehr gut miteinander. Man kauft ihnen das hitzige, einander verfallene Liebespaar zu großen Teilen ab.

Ein weiterer Pluspunkt sind natürlich die attraktiv in Szene gesetzten Fickszenen, welche durch ihre ausgefeilte Choreografie und Farbgebung uneingeschränkt anmachen können. In diesem Zusammenhang möchte ich einmal erwähnen, dass Tony Leungs erigiertes Gerät – sofern es sich nicht um ein Bodydouble handelt – eine, für südostasiatische Verhältnisse, recht imposante Größe besitzt, aber das nur am Rande.

Leider bleibt die Geschichte über weite Strecken völlig flach und das pseudotiefgründige Drehbuch stellt Ansprüche, die Annaud mit seiner optisch ansprechenden, aber oberflächlichen Inszenierung nicht erfüllen kann. Des Weiteren erweckt das Drehbuch den Eindruck, alle Charaktere außer den Liebenden seien störende Nebenfiguren, die bestenfalls zur Behinderung der Haupthandlung beitragen. Die Figur von Jane Marchs Filmbruder zeigt dies sehr deutlich. Man hat offenbar krampfhaft nach einem Bad Guy gesucht, der alle Antipathien auf seine Seite zieht. Diese doch sehr schwerwiegenden Mängel machen "L’Amant“ zu einem schon fast hohlen Sexfilm.

Was bleibt, ist ein triviales und irgendwie emotionsloses Werk, dessen Vorzüge größtenteils in den wunschlos glücklich machenden Bums-Szenen Marchs und Leungs liegen.

PS: Bisher konnte ich den Film nur in deutsch synchronisierter Fassung sichten. Was wirklich ärgerlich stimmt, ist die schwülstige deutsche Überstimme der gealterten, die Geschichte erzählenden Hauptfigur. Es läuft einem eiskalt den Rücken hinunter, wenn man diese Schachtel sagen hört, wie Tony Leung ihr den "Baumwollslip“ hinunterzieht. Falls Ihr das Teil noch nicht gesehen haben solltet, schaut es Euch lieber gleich in Originalsprache an – kann nur besser sein.

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