Review

Italian Dynamite

Als Mittelteil in Leones nur thematisch verknüpfter Amerika-Trilogie geht „Todesmelodie“ immer etwas unter. Und ja, meiner Meinung nach erreicht er auch nicht ganz das Niveau von „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Es war einmal in Amerika“. Und dennoch ist er weit über 95% aller anderen Spaghettiwestern überlegen. Ein minimal schwächerer Leone ist sicherlich immer noch ein Ausnahmewerk, das wird einem während diesem chaotisch-romantisierten Revolutionskampf immer wieder ruckartig klar. Erzählt wird von einem mexikanischen Kriminellen und einem irischen Bombenexperten, deren Wege sich kreuzen und zu einer legendären Bank führen - und danach noch viel weiter in diesem Kriegsepos mit Buddy-Elementen…

Zwei sprengstoffreiche Halunken

Warum sehe ich „Todesmelodie“ nicht ganz auf dem Niveau von Leones berühmteren Meilensteinen? An Morricones Score, den famosen Landschaften, heftigen Explosionen und der schwitzigen Stimmung kann es nicht liegen. Da zieht „Todesmelodie“ alle Register. Vor allem Morricones Melodien haben es in sich. Gänsehaut! Auch die beiden Helden bleiben im Gedächtnis und haben eine Knallerchemie. Viel mehr wirkt „Todesmelodie“ oft etwas sprunghaft und ziellos, nicht ganz so rund, lückenlos und konzentriert wie seine „Brüder“. Vielleicht gibt’s ja sogar noch gedrehtes Material, das selbst in der von mir gesehenen Langfassung noch nicht enthalten ist. Wer weiß. Hier und da gehen mir Richtungs- und Ortswechsel etwas zu zackig. Da fehlen Übergänge und Smoothness. Ansonsten habe ich kaum etwas zu meckern. Sehr viel ist sogar einfach meisterhaft. Wie Leone die Kamera aufzieht, dramatische Momente verstärkt und fast in der Zeit einfriert, wie er Kitsch und Krawall, Gedicht und Gewalt verschmilzt - phänomenal! Steiger und Coburn sind wie geschaffen für ihre Rollen, selbst wenn sie manchmal fast zu fies sind, um mit ihnen mitzufiebern. Und nicht jeder Humormoment sitzt. Dennoch kommt man (gerade als Westerngernegucker) voll auf seine Kosten und eigentlich über zweieinhalb Stunden aus dem Staunen kaum raus. Von Kutschfahrten bis zu Banküberfällen, von Massenexekutionen bis zu Brückensprengungen, von Zügen bis zu Generälen, von Schweiß, Blut, Blei und Tränen. Nur Frauen spielen nahezu gar keine Rolle. Aber muss ja auch nicht. Viele fordern momentan bei dem mittelgroßen Videospielverfilmungsboom unbedingt eine „Red Dead Redemption“-Kinoversion und -Serie - dabei waren solche Brecher wie „Todesmelodie“ oder „Leichen pflastern seinen Weg“ schon vor 40 Jahren die perfekten und kaum besser machbaren Vorbilder und Urpfeiler in genau dem Stil! 

Fazit: auch wenn er nicht an seine „Brüderfilme“ von Leone heranreicht, ist diese tödliche Melodie einer der feinsten Western, „die keiner kennt“. Oder zumindest zu wenige. Was für ein dynamisch-explosives Duo, was für Landschaften, was für ein Morricone-Score - der Stoff aus dem Revoluzerträume sind! 

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