Review

Ich möchte hier doch mal der Mehrzahl der Kritiker widersprechen, die Todesmelodie als den Schwächsten der Amerika-Trilogie bezeichnen. Für mich ist es der beste Sergio Leone-Film überhaupt. Das mag daran liegen, daß ich nicht unbedingt der Western-Fan bin, vielmehr halte ich den Film auch für einen sehr politischen Film, dessen Thema Revolution, Unterdrückung und Terrorismus gekonnt in die Italo-Western-Umgebung transferiert wurde.

Der Film setzt ungeheure Emotionen frei, ich denke an die Szene, wo der inzwischen zum Revolutionär gewandelte Kleinganove seinem Präsidenten mit der Waffe in der Hand gegenübersteht, ihn aber doch nicht erschießt, weil er die Erbärmlichkeit des ohne Leibwache nur noch angsterfüllten Mannes erkennt. Oder die Geschichte vom Verrat: John erschoß in Irland seinen Freund, weil er ihm den Verrat an die Polizei nicht verzieh; in Mexico erlebt er die Situation mit dem "Doktor" wieder, er tötet den Doktor nicht, ihm wird die Tragik des Ganzen bewußt. Auch die Erschießungen und der Tod der Kinder, die vorher immer irgendwie da waren, geht ans Eingemachte.

Während sich in "The good, the bad and the ugly" schon Gesellschaftskritik in Form der Darstellung des Unabhängigkeitskrieges vorhanden war, ist es in Todesmelodie das zentrale Thema überhaupt. Während Rod Steiger wider Willen zum Revolutionär wird, hat James Coburn schon alles hinter sich. Er zeigt dem kleinen Ganoven, was es bedeutet, ein Held der Revolution zu sein, und nimmt es ihm am Ende wieder, nachdem er selbst kurzfristig wieder dem altem Feuer erlegen war, daß der Doktor dann durch seinen Verrat allerdings wieder erlöschen ließ.
Ich muß zugeben, daß mich das sehr beeindruckt hat, wesentlich mehr, als z.B."Spiel mir das Lied vom Tod" das je konnte. Ich denke nur an Szenen wie dem General im Panzer mit der Zahnbürste oder den Massenerschießungen direkt in die Gräben, was doch sehr an Auschwitz und die Nazis erinnert.
Für mich einfach hervorragend hintergründig und politisch sehr prägend und wertvoll.
Daher 10/10.

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