Review

Filme schauen und dabei lecker essen ist doch was Feines, aber Filme übers Essen machen schauen, das kommt seltsamerweise nicht so oft vor (mal abgesehen davon, daß man es genießt, wenn eine Ratte bei Pixar kocht), ein bißchen seltsam zu Zeiten, in denen man im TV mit Kochshows totgeprügelt wird.
Am besten, man nimmt die Topfguckerei leicht und lecker und läßt sich ganz ohne schwere Sachen verführen, ohne den Magen zu verderben, zu diesem Zweck eignet sich "Julie und Julia" ganz ausgezeichnet.

Die seit einigen schlaflosen Nächten in Seattle kreativ eher erfolglose Nora Ephron hat hier einen Film zusammengebraut, der nur eins sein will: leicht-lockere Unterhaltung zum Wegsnacken, die nebenbei nur die These vertritt, daß die Küchenkarriere sowohl läuternd wie auch kreativ in der Lebensführung sein kann.

So darf man denn auch gleich zwei Geschichten verfolgen: die der Diplomatengattin Julia, die sich während ihres Aufenthaltes in Paris zwar an der französischen Küche delektiert, aber sonst ziemlich ineffektiv vorkommt, so daß sie sich bei einer Kochschule erst durchbeißt und dann mit Freundinnen das erste französische Kochbuch für Amerikanerinnen schreibt, quer durch die 50er Jahre.
Ein halbes Jahrhundert später ist es dann dieses Kochbuch, das der jungen Julie aus einer Lebenskrise helfen soll, denn während um sie herum alle irre bedeutend sind (oder eher lächerlich, ganz nach Betrachtungsweise), kommt sie sich unwichtig vor - und probt den Aufstand, indem sie einen Blog startet, in dem sie berichtet, wie sie innerhalb eines Jahres die über 500 Rezepte aus dem Buch nachkocht, was nicht so einfach ist, wenn man nie ein Ei gegessen hat oder Angst vor dem Hummermeucheln hat.

Ganz im Ernst: brauchen tut diesen Film eigentlich niemand, denn weder erfährt man irgendwelche nachhaltigen Lebenslektionen, außer "niemals aufgeben, wenn man sich was vorgenommen hat" - aber die macht dann irgendwie auch schon wieder Spaß.
Die leider immer noch als kommender Star verschriene und damit leider maßlos überschätzte Amy Adams kommt dann auch in dem aktuellen Erzählstrang nie über niedliches TV-Serienniveau hinaus, komplett mit kleinen Erfolgen, kulinarischen Problemchen (alles halb so wild) und einem Ehekrach aus der Konserve, der schön klischeewarm aufgeköchelt wird.
Den Film an sich reißt dagegen Meryl Streep, für die nach einem Dutzend Oscarnominierungen das Wörtchen Overacting allmählich zum Antriebsfaktor Nr.1 zu werden scheint, denn ganz nach dem ebenfalls recht schrägen historischen Vorbild, zieht sie ihre Version der Köchin Julia Child vom Leder, als würde sie sich für "Drei Damen vom Grill" bewerben. Die Frau ist ständig in Bewegung, schwankt, hibbelt, zieht Schnuten, grinst, grollt und lacht kollernd die Pariser Küchen klein, als ginge es um einen Grimassierwettbewerb, gewinnt aber trotzdem dank ihres patentierten Koddercharme die Herzen des Publikums ebenso wie die ihres Filmmannes Stanley Tucci, der sich so weit zurücknimmt, bis er in Würde neben ihr bestehen kann.
Natürlich ist auch ihre Geschichte eigentlich wenig abendfüllend oder aufregend, aber ihre Beharrlichkeit und ihr Durchsetzungsvermögen wird durch Streeps Spiellaune wunderbar auf Trab gehalten, die Frau dampft aus allen Öfen - und wenn es dann wirklich emotional wird (sie kann keine Kinder bekommen), wickelt sie das Publikum mit einem simplen Gesichtsausdruck um den Finger.

Man darf es wohl sagen: der Film ist an sich für Frauen als Zielgruppe gemacht, die in der Küche stehen und dennoch das Gefühl haben, über sich hinaus wachsen zu dürfen, aber das lenkt nicht von dem Lebenshilfespaß ab, der hier im Vordergrund steht.
Will man meckern, kann man sich über die Beliebigkeit bzw. die Banalität des Plots auslassen, darüber, daß der Film einen Hauch zu lang ist und daß das Kochen allein, das Kreisen der Kamera über den tollsten Leckereien, das Rühren und Pürieren letztendlich zu selten im Bild ist und man Chris Messina als Julies Ehemann für die Beiläufigkeit, mit der er, sichtlich am Delektieren, die Endergebnisse aller Kochkunst in sich reinschaufelt, am liebsten ohrfeigen möchte.

Aber das sind eigentlich nur Nadelstiche für dieses filmische Soufflet, dem gottseidank nie ganz die Luft ausgeht, solange man seine Ansprüche nicht zu hoch hängt - patent wirkt es über den größten Teil der Garzeit.
Natürlich: man kann mosern, man hätte mit den Gewürzen hier gespart, aber im Laune machen, hat der Film eben seine eigenen Qualitäten und da läßt man keinen Nachtisch stehen. (7/10)

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