Eine Gruppe junger Männer auf dem Heimweg von einem ausgiebigen Junggesellenabschied: Ahnungslos steigen die Vier an einer längst geschlossenen U-Bahn-Station aus und beschließen den Weg durch den Tunnelschacht zur nächsten Haltestelle zu laufen. Doch dann werden sie Zeuge eines grausamen Mordes an einem Polizisten und flüchten schockiert zurück in die Wirren des U-Bahn-Netzes. Die Täter wollen die stillen Beobachter aber nicht entkommen lassen - eine gnadenlose Jagd durch die Tunnel beginnt...
Filme wie "Creep" oder "Mimic" haben es gezeigt, Horror in der U-Bahn kann sehr unterhaltsam sein. Und so nimmt sich auch das Regie-Debut von Peter A. Dowling diese Thematik zum Vorbild und erzählt eine Geschichte, die sich durchaus sehen lassen kann. Für mich persönlich ziemlich unverständlich erhält der Film viele eher schlechte Kritiken, wo man sich dann schon fast zwangsläufig die Frage stellt, mit welchen Erwartungen man an einen Film dieser Art herangeht. Sicherlich bietet der Plot nicht unbedingt Innovation, es wird nichts gezeigt, was man so oder so ähnlich nicht schon einmal irgendwo gesehen hat, doch die Umsetzung des Geschehens ist extrem spannend und sehr atmosphärisch, so das ein intensives Horror-Feeling jederzeit gegeben ist. Allein schon die ersten Sekunden der geschichte, in denen man eine blutende und schreiende Frau aus der U-Bahn laufen sieht, machen hier Appetit auf mehr und das soll der Zuschauer dann im Laufe des Geschehens auch präsentiert bekommen.
Das ein Junggesellenabschied auch ganz derbe in die Hose gehen kann und vollkommen anders verläuft, als wie man es eigentlich geplant hat, wird hier eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Durch einige dumme Äusserungen kommen insgesamt 6 Personen so in eine Situation, die sich zu Beginn noch gar nicht als bedrohlich entpuppt und vielmehr zum Schmunzeln animiert. Das ändert sich jedoch unglaublich schnell, als 4 Personen aus der Gruppe einen Mord beobachten, der von scheinbar degenerierten kannibalen an einem Aufsichtsbeamten begangen wird. Schon entwickelt sich eine mörderische Hatz durch die unterirdischen Tunnel der New Yorker U-Bahn, die größtenteils sehr temporeich-und stellenweise äusserst hart in Szene gesetzt wurde. Der mörderische Kampf ums nackte Überleben gestaltet sich für die jungen Leute äusserst schwierig, denn scheint es doch kein Entkommen vor der mordlüsternen Horde zu geben, die sich in dem weitverzweigten Tunnelsystem selbstverständlich viel besser auskennen.
Nun mag es Leute geben, die sich in vorliegender Geschichte über zu wenig Abwechslung beschweren, denn die ist nun wirklich nicht vorhanden, dafür wird man allerdings mit einer exzellenten Atmosphäre entschädigt, die herrlich düster und bedrohlich gehalten ist und auch für so manchen kalten Schauer sorgen kann, der dem Betrachter über den Rücken läuft. So ist man heilfroh über die tatsache, das man selbst vor dem heimischen Bildschirm sitzt und sich nicht in der bedrohlichen Situation befindet, wie die Protagonisten der vorliegenden Story. Und auch wenn diese sich durch eigene Dummheit in diese gefährliche Lage hineinmanövriert haben, fiebert man doch mit ihnen mit, pbwohl man ganz genau weiss, das die Menschenjagd keinesfalls ohne Opfer ablaufen wird. Auf der rasanten jagd durch die Tunnel kommt es dann auch immer wieder zum Aufeinandertreffen der beiden ungleichen Gruppen und man kann sich auch ohne viel Fantasie sehr gut vorstellen, das diese Begegnungen nicht ohne Blut und Härte enden.
Selbst der geneigte Gorehound dürfte bei den entsprechenden Passagen voll auf seine Kosten kommen, denn es gibt einige recht derbe und blutige Szenen, die den Ereignissen einen ordentlichen Härtegrad verleihen, der aber keineswegs vollkommen überzogen oder gar unpassend erscheint. Dennoch ist es schon leicht verwunderlich, das "Stag Night" das Siegel keine Jugendfreigabe erhalten hat und zudem noch ungeschnitten ist, denn sind doch in letzter Zeit schon ganz andere Filme für weniger Härte der Schere zum Opfer gefallen. Das soll jetzt sicher keine Beschwerde sein, aber etwas verwundert darf man als Horror-Fan aufgrund der manchmal nicht nachvollziehbaren Kriterien schon sein, die für eine Kürzung diverser Filme herhalten müssen, die doch teilweise recht willkürlich erscheinen. Wie dem auch sei, hier wurde die Schere nicht bemüht und das ist auch gut so, denn so kann man diesen gelungenen Horrorfilm in seiner vollen Pracht genießen.
Insgesamt gesehen ergibt sich so ein doch überdurchschnittlich gutes Gesamtbild, das kurzweilige und spannende Horror-Unterhaltung bietet. Konstante und immer vorhandene Spannung, eine erstklassig dichte und düstere Grundstimmung und ein ordentlicher Härtegrad versetzen einen in genau die richtige Stimmung, die für einen Film dieser Art notwendig ist, um sich an ihm zu erfreuen. Zudem bieten auch die Schauspieler recht solide Leistungen, auch wenn einige Verhaltensweisen nicht immer logisch erscheinen. So gibt es im Endeffekt nicht wirklich etwas an "Stag Night" auszusetzen, da auch das gewählte Ende noch bitter-böse gestaltet ist, auch wenn man es ziemlich deutlich vorhersehen kann.
Fazit:
"Stag Night" bietet sicherlich nichts was dem Horror-Genre Neues einhauchen würde, bietet aber sehr kurzweilige und spannende Unterhaltung, die man sich jederzeit gut anschauen kann. Keinerlei Innovation, dafür aber eine grundsolide Inszenierung, die jederzeit spannend und äusserst blutig gestaltet wurde. Wer einen Horrorfilm zu schätzen weiss, der alle Zutaten beinhaltet um für ein ordentliches Horror-Feeling zu sorgen wird hier bestens bedient und wird seine wahre Freude an den blutigen Ereignissen haben.
7,5/10