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Robert de Niro spielt den Ganoven Noodles, der zusammen mit ein paar Freunden im jüdischen Ghetto von New York bereits als kleiner Junge sein Geld mit diversen Gaunereien zu Zeit der Prohibition verdiente, bis er schließlich zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Als er entlassen wird, wird er bereits früh von seinem ehemaligen besten Freund, gespielt von James Woods, empfangen, der sich mittlerweile ein gewaltiges Gangstersyndikat aufgebaut hat. Als sich die Prohibition dann jedoch dem Ende nähert und sein Freund einen unmöglichen, vermutlich tödlichen Banküberfall plant, wird Noodles vor die schwierigste Entscheidung seines Lebens gestellt.

Was bei "Es war einmal in Amerika" zunächst ins Auge springt, ist die nahezu gigantische Überlänge, auf die der Stoff ausgedehnt wurde. Zudem handelt es sich hier um den letzten Film, gewissermaßen um das Alterswerk von Kult-Regisseur Sergio Leone, aber sperrig ist das brilliante Werk nur in Ansätzen, langweilig ist es, auch beim mehrmaligen Ansehen überhaupt nicht. Zudem ist "Es war einmal in Amerika" einer der wenigen Filme, bei dem man von der ersten bis zur letzten Minute das Gefühl hat, etwas wirklich Großes, Gewaltiges, einen Entwurf eines menschlichen Schicksal, einer Stadt, ja eines ganzen Landes zu sehen, der so bedeutend ist, wie kaum ein anderes Werk, der sogar vorherige Perlen des Gangster-Genres wie "Der Pate", oder "Scarface" deutlich übertrifft.

Im Wesentlichen ist es natürlich die grandiose Regie von Leone, die "Es war einmal in Amerika" als einen der besten Filme aller Zeiten auszeichnet. In den ersten Minuten wirft er den Zuschauer zunächst einmal ins kalte Wasser, beginnt mit düstern und brutalen Sequenzen, die einige Fragen aufwerfen, aber sofort eine düstere und gespannte Atmosphäre kreieren und durchaus neugierig auf das machen, was noch kommen wird.

Leones Idee, den Film auf drei verschiedenen zeitlichen Ebenen ablaufen zu lassen entpuppt sich dabei als Volltreffer, da der Zuschauer so die Chance geboten bekommt, die Veränderung der Charaktere, der Stadt New Yorks, des ganzen Landes wesentlichen näher gebracht zu bekommen. Zudem verknüpft Leone seine Handlungsfäden virtuos und kann so, obwohl er auf seinen drei Zeitebenen springt, perfekt unterhalten und darüber hinaus permanent Spannung und Dramatik steigern. Ursprünglich sollte der Film sogar sechs Stunden dauern, aus kommerziellen Gründen zwangen die Produzenten den Altmeister jedoch, diese zu verringern und stellenweise spürt man als Zuschauer auch, dass vielleicht etwas fehlt, aber die Größe des Entwurfs wird so kaum getrübt.

Die Kindheit der Figuren wird dabei hervorragend dargestellt. Die Charakterkonstruktion gelingt dabei einwandfrei, die fünf Klein-Ganoven werden vielschichtig und realistisch konstruiert, sind dabei aber sympathisch genug gestrickt, dass der Zuschauer direkt den emotionalen Einstieg findet. Die Freundschaft der beiden Hauptfiguren rückt dabei in den Vordergrund, genauso, wie das Milieu aus dem die Kinder stammen. Hier zeichnet Leone ein bewegendes, authentisches und eindringliches Bild vom New York der zwanziger Jahre. Dabei fesselt er von Anfang an mit einem spannenden Aufbau, sowie dem emotionalen Score von Ennio Morricone, der, wie Leone, hier ebenfalls eine der besten Arbeiten seiner langen Karriere abliefert. Sowohl in Bezug auf Gewaltdarstellungen, als auch auf Nacktszenen und sexuelle Befreiung legt Leone dabei ein hohes Maß an Konsequenz an den Tag.

In der mittleren Zeitebene gelingt Leone ebenfalls eine nahezu perfekte Milieustudie vom New York der dreißiger Jahre. Die Entwicklung der Freundschaft der beiden Hauptfiguren, ihre Liebensbeziehungen, ihren Stand in der Gesellschaft, zeigt Leone hier perfekt auf und kommt den komplexen Figuren, deren Lebensgeschichten er erzählt, so immer näher. Das Ende der Prohibition wird ebenfalls thematisiert und historisch authentisch und damit hochinteressant vermittelt. Die Planung des Banküberfalls und Noodles daraus resultierenden moralischen Konflikt stellt Leone dabei überaus dramatisch dar und erzeugt so auch auf dieser Zeitebene perfekt Spannung und Dramatik.

Auch auf der dritten Zeitebene, die 1968 spielt unterlaufen Leone im Prinzip überhaupt keine Fehler. Noodles wird hier von seiner Vergangenheit eingeholt und kehrt zurück nach New York, dessen Entwicklung über alle drei Ebenen sehr anschaulich dargestellt wurde. Feinfühlig und emotional inszeniert, ebenfalls perfekt von Morricones Klängen unterlegt vermag auch dieser Handlungsstrang, der mit Abstand am langsamsten erzählt wird, aber dennoch ein Höchstmaß an Dramatik erzeugt, zu faszinieren, zu unterhalten, zu fesseln und nachdenklich zu stimmen. Vor allem beim Finale, das unglaublich langsam erzählt wird, zeigt sich dabei die Tiefe der Charakterkonstruktion und die enorme innere Spannung, die Leone im Laufe des Films aufbauen konnte. Zudem gelingt es Sergio Leone hier, beim Abschluss des dritten Handlungsfadens, der gleichzeitig auch den Abschluss des Films darstellt, alle Fäden zusammenlaufen zu lassen und ein verstörendes und berührendes Ende zu liefern, dass den Zuschauer dieses grandiose Stück Kino wohl niemals vergessen lassen wird.

Inszenierung und Story sind einfach meisterhaft gelungen, Leone kommt seinen Figuren, der Stadt New York, im Prinzip einem ganzen Land enorm nahe und verschachtelt seine Geschichte, dabei perfekt. Aber auch darüber hinaus ist die Inszenierung handwerklich gewohnt gut gelungen. Leone setzt sowohl seine hervorragenden Darsteller, als auch seinen perfekten Cast virtuos in Szene. Ebenfalls perfekt gelungen sind dabei die Stadtaufnahmen von New York, die allein schon ein Stück amerikanische Geschichte in diesem Film festzuhalten Vermögen. Da auch der Unterhaltungswert kaum höher sein könnte, genießt "Es war einmal in Amerika", der seinerzeit nicht einmal die besten Kritiken bekam, mittlerweile vollkommen zu Recht den Ruf als einer der besten Filme aller Zeiten.

Und auch der Cast ist restlos gelungen besetzt. Robert de Niro, der vor allem auf der dritten Zeitebene als alter Mann aufgrund des langsamen Erzähltempos sehr stark gefordert ist, verleiht seinem Charakter enorm viel Profil, baut eine hohe Leinwandpräsenz auf und vermag so teilweise mit einer One-Man-Show zu fesseln. Damit macht er seinem Ruf als einer der besten Charakterdarsteller aller Zeiten einmal mehr alle Ehre und überzeugt, wie zuvor in "Hexenkessel" und "Der Pate - Teil 2" einmal mehr in seiner Paraderolle als Gangster. James Woods, der mal wieder eine herrlich undurchsichtige Darstellung abliefert, ist hier in einer der besten Rollen seiner Karriere zu sehen, in der auch er restlos überzeugt. Vor allem beim Finale, bei dem sich die beiden Charakterdarsteller schließlich Auge in Auge gegenüberstehen und der Spannungsbogen seinen Höhepunkt findet, zeigt sich, wie gut auch das Zusammenspiel der beiden ist. Der restliche Cast ist ebenfalls durchweg gut besetzt, die gerade einmal 14jährige Jennifer Connelly zeigt eine gelungene Leistung und auch der kurze, aber gelungene Auftritt von Joe Pesci kann sich sehen lassen.

Fazit:
"Es war einmal in Amerika" ist ein überlanges, aber über die volle Laufzeit fesselndes Drama, bei dem Sergio Leone mit der letzten und besten Arbeit seiner Karriere nicht nur dem Schicksal seiner beiden Hauptfiguren, sondern der Entwicklung einer kompletten Stadt, ja eines ganzen Landes sehr Nahe kommt. Durch den verschachtelten, aber überaus gelungenen Erzählstil, die grandiosen Darstellern, sowie den fesselnden Score von Ennio Morricone, unterhält der Film so über die volle Laufzeit perfekt und hält darüber hinaus auch fürs mehrmalige Ansehen immer wieder neue Aspekte bereit. Fesselnd, dramatisch, spannend, vielschichtig - und damit absolut empfehlenswert!

95%

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