Review

Hervorragender Genrebeitrag von Damiani, der hier einen politischen Film im Gewand eines Italowestern inszenierte.
Ein Paradebeispiel eines Revolutionswestern, inspiriert vom Credo der 60er, für die Dritte Welt und gegen den Kapitalismus der westlichen Welt.
Die Kooperation eines zivilisierten, sarkastischen opportunischtischen Gringos ( Amerikaner oder Europäer- Schwede, Pole, Ire,..) mit einem rauen, instinktiven, hitzköpfig naiven Revolutionär als Symbol der Freiheitskämpfer sollte hier zum ersten mal mit diesem westlichen Bestandteil im Subgenre "Revolutionswestern" über die Leinwand flimmern. Kongeniale Werke von Corbucci (Il Mercenario, Vamos a matar, Companeros) oder Sollimas (Faccia a faccia, Corri uomo corri) und nicht zu vergessen Petronis "Tepepa" sollten im ähnlichen Aufbau folgen. Leones "Giu la testa" kann hier nicht das Unterhaltungsniveau halten, was mit dem Niveau des Films jedoch nichts gemein hat.
Quien Sabe besticht mit einem hervorragenden Drehbuch, brillanten Schauspielern, allen voran Gian Maria Volonte, einem guten Bakalov Score und der routinierten Regiearbeit Damianis, der den Film pittoresk in Szene setzte. Ein harter, kompromissloser Italowestern, der die Freude am Töten zum Prinzip erhebt. Gleich die erste Sequenz, die Füselierung rebellierender Puenos, ist signifikant für die gnadenlose Brutalität des ganzen Filmes.
Die historische Wirklichkeit im Mexiko jener Tage wird wohl kaum humaner gewesen sein. Was diesen Western von gewöhnlichen Killerstories der harten Italowesternwelle abhebt, ist der deutliche sozialkritische Aspekt.
Kinskis El Santo, ein Mönch, "rein wie ein Kind", ein Idealist, der leicht in mystische Verzückung gerät ist eine weitere Bereicherung. Die Rolle ist eine seiner faszinierendsten Leistungen überhaupt geblieben, denn gerade bei der Verkörperung maßloser, gespaltener und dennoch menschlicher Gestalten kann Kinski sein Schauspiel oder sein Selbst? am besten unter Beweis stellen.
Lou Castel verkörpert "seinen" Gringo besonders lakonisch und zynisch und scheint wirklich nur an dem Profit interessiert zu sein. Ein ausdruckloses " überhaupt nicht" auf die Frage "Gefällt Ihnen Mexiko, Senor?" zu Eingang des Filmes ist beispielhaft für den Charakter seiner Figur.
Also Leute kauft nicht Dynamit, wie Volonte zum Schluss verkündet, aber wer den Film kaufen will, dem kann nur zur Anchor Bay Fassung geraten werden, denn mehr als 35 Jahre hat die Zensur 20 Minuten dieses kleinen Meisterwerks einfach unterschlagen. Das kann nur mehr als infame Schlächterei bezeichnet werden oder Auftrag von höherer Stelle gewesen sein?!
Wirklich sehr unterhaltsames, gutes italienisches Kino !

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