Review

Eine spartansich eingerichtete Radiostationinmitten in der kanadischen Provinz: Ein trüber Arbeitstag wie jeder nimmt seinen Lauf - bis die kleine Redaktion plötzlich panische, teils unverständliche Anrufe aus der nahegelegenen Stadt erreichen, wo sich offenbar unfassbare Dinge abzuspielen scheinen. Alsbald abgeschnitten von der Außenwelt und mehr schlecht als recht verbarrikadiert im Studiokeller des Senders müssen die Eingeschlossenen nun in Erfahrung bringen, was draussen vor sich geht - und um ihr eigenes Leben fürchten...

"Pontypool" erweist sich als prinzipiell gelungener Horrorthriller, der allerdings zwei grundverschiedene Gesichter bzw. Filmhälften bereithält. Regisseur Bruce McDonald ("Killer Wave") gelingt es vor allem im ersten Durchgang, eine enorm dichte Atmosphäre zu erzeugen. Die Spannung des auf engstem Raum inszenierten und auf jegliche Effekte verzichtenden Kammerspiels ist förmlich mit den Händen greifbar. Hierzu tragen vor allem die tollen schauspielerischen Leistungen wesentlich bei. "Pontypool" lebt nämlich fast ausschließlich von der Überzeugungskraft des Spiels seiner Akteure - klassische Schock- und Horrorszenen oder gar plakative Schauwerte gibt es nur im späteren Verlauf ganz vereinzelt bis garnicht zu sehen. Stattdessen transportiert "Pontypool" seine intensive Spannung zunächst fast ausschließlich über beispielsweise per Handy übermittelte Berichte aus der Außenwelt. TV-Berichte großer Fernsehsender vermögen wenig Licht in das Dunkel zu bringen. Einzig die Quellen direkt vor Ort vermögen über die brisante Situation adäquat zu berichten.
So wird das gesprochene Wort im wahrsten Sinne des Wortes schließlich zur letzten Option der Eingeschlossenen...

Dummerweise verflacht "Pontypool" nach grandios spanneder erster Filmhälfte zusehens. Die Bedrohung wird immer klarer umrissen, auch für die Hauptcharaktere immer greifbarer. Im Gegenzug gibt es überraschenderweise und fatalerweise keinerlei Twist oder anderweitig interessante Storyelemente. Lediglich ein wenig Survivalaction wird ganz zum Schluss noch geboten, aber das in derart unspektakulärem Maße, dass man es kaum noch auf der Habenseite verbuchen kann. Wenn man es denn irgendwie positiv sehen möchte: Wenigstens bleibt Regisseur McDonald da seinem extrem minimalistischen Inszenierungsstil konsequent treu.

Dennoch dürfte die zweite Filmhälfte die allermeisten Zuschauer zweifelsohne enttäuschen. Jeder Billig-Horrostreifen ist in Ermanglung vorzeigbarer Storylemente in der Lage, wenigstens halbwegs überzeugende Action zu bieten. Da auch "Pontypool" zum Ende hin leider eben nicht mehr von der tollen Spannung des Auftakts zehren kann, wäre auch hier ausgleichend ein wenig Krawumm (oder zumindest noch ein netter Kniff) sehr angebracht gewesen. Es ist somit schon extrem ärgerlich, wie hier das große Potenzial der Ausgangskonstellation leichtfertig verschenkt wurde. Als völlig unnötig, ja geradezu zerstörerisch erweist sich da unter anderem ein Nebencharakter von "draußen".
Ein 9 v. 10-Punkte Horrorknaller wäre hier drin gewesen...

So verpuffen besonders zum Ende hin leider auch die zunächst tollen schauspielerischen Leistungen von Radiomoderator Stephen McHattie (mit Hugh "Dr. House" Lauries Synchronstimme), Lisa Houles und der süßen Georgina Reilly ein wenig. Alle drei vermögen es generell, ihren Figuren überdurchschnittlich viel Profil zu verleihen. Definitiv keine Selbstverständlichkeit in diesem Genre und somit doppelt schade für das Gesamtresultat!

Fazit: Für Genrefans aufgrund der drückend spannenden ersten Hälfte immer noch sehr sehenswert. Danach wird leider nur 08/15-Kost und bisweilen sogar weniger geboten. Auch die Logik kommt bald hier und da etwas zu kurz. Schade!

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