Review

Nie werde ich den Hinweis jener TV-Ansagerin bei der (damals zweiteiligen) Ausstrahlung dieses Films in den 70ern oder frühen 80ern vergessen, dass Kinder ihn lieber in Gegenwart eines Erwachsenen sehen sollten - sowie mein gleichermassen mulmiges wie freudig-erregtes Gefühl, den dann doch alleine zu gucken (nicht, dass ich das unbedingt gewollt hätte, aber meine Mutter hatte was anderes vor ..........)

Diese russische Zeichentrick-Adaption des Andersen-Märchens gewann damals zahlreiche Preise (u.a. in Cannes und Venedig), hat das Animé-Genre inspiriert und gilt heute als veritabler Klassiker.
Tricktechnisch ist das eindeutig von Disney beeinflusst und auf einem vergleichbaren Qualitätslevel, streckenweise auch düster (die Figuren der alten Zauberin oder der hungrigen Räuberhexe..) und durch die dauerpräsente klassische Musikbegleitung mit einem opernhaften Anstrich - russische Machart halt ...
Inhaltlich bietet das Märchen nichts Aussergewöhnliches: seines Freundes Kai beraubt, der durch die Schneekönigin in das Reich des Ewigen Eis' entführt wurde, macht sich das Mädchen Gerda auf eine Reise voller Abenteuer, bevor am Schluss ein "liebendes Herz" über allem obsiegt ...
"Star" des Films ist natürlich die erstklassig umgesetzte Schneekönigin, die noch heute als ultimative Abbildung dieser ikonenhaften Figur gelten dürfte - mit ihrem langen ebenmässigen Gesicht, dem eindringlichen Blick und der ausgefallenen Kopfbedeckung erinnert sie an eine Mischung aus heutigem Topmodel und Nofretete-Büste, überdies ganz in kühlem Hellblau gehalten und mit riesenhafter Statur wirkt sie schön und grausam zugleich und durchaus unheimlich - allerdings bei weitem nicht so sehr, wie ich sie ihn Erinnerung gehabt habe ... lagen halt ein paar Jahre dazwischen ...

Auch wenn ich heute kaum mehr Kinderfilme konsumiere, so kann ich aus Nostalgie und Respekt vor der zeitlosen Qualität dieses Klassikers doch nicht anders als gut bewerten ...

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