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Hintergrundinformationen zum Film

Die Schneekönigin aus der Drehmaschine 

Die Verfilmung des Märchens von Hans Christian Andersen über die Feundschaft, die ein  Eisherz zum schmelzen brachte, wird 50 Jahre alt.  Das Märchen verfilmte Regisseur Lev Atamanov im Jahre 1957. An dem Zeichentrickfilm mit einer Dauer von 1 Stunde arbeiteten nicht nur Zeichner, sondern auch Schauspieler.

 Dänemark in Tallin 

Noch vor Beginn der Dreharbeiten sammelten die Macher des Zeichentrickfilms Material über das Land, in welchem die Handlung des Märchens spielt. Von einer Reise nach Kopenhagen konnten die Zeichner damals nur träumen. Über einen Monat verbrachten sie in Bibliotheken, wo sie eine Riesenmenge von Zeichnungen und Fotos mit der Darstellung Dänemarks und der Natur dieser Gebiete durchsahen. Zusätzlich unternahmen die Zeichner Leonid Schwarzmann und Alexander Vinokurov zusammen mit Lev Atamanov Dienstreisen nach Tallin (Hauptstadt der damaligen Estnischen SSR (Estland)), Tartu (Stadt in Estland) und Riga (Hauptstadt der damaligen Lettischen SSR (Lettland)). Zwei Wochen lang gestalteten sie Entwürfe und Skizzen der Häuser, Gebäude und Paläste sowie Zeichnungen über die Natur dieser Ostseestädte.  „Selbsterlebte Eindrücke fördern die Phantasie mehr und sind produktiver für das künstlerische Schaffen, als Abbildungen auf einem Foto“, so Leonid Schwarzmann über seine Erfahrungen. Auf die Frage warum die Wahl gerade auf diese Städte fiel, antwortet Schwarzmann „Diese Städte hatten viele Ähnlichkeiten mit denen nordischer Länder: schmale Gässchen, Kirchen mit Spitzen im gotischen Stil und viele andere Besonderheiten westeuropäischer architektonischer Kunst.“  Aufmerksame Zuschauer werden sofort bemerken, dass der Platz in der Stadt, in welcher Kai und Gerda leben, der Stadtmitte Tallins sehr ähnelt.

 Die Eclair-Methode 

Während der Arbeit an Landschaften, Interieurs und handelnden Figuren teilten die Zeichner die „Einflusssphären“ unter sich auf. Den ganzen „Stadtteil“ und die Räuber fertigte Alexander Vinokurov. Die Figur Ole Lukoje (ein Männchen mit einem bunten Schirm, das den Kindern die Träume in Andersens Märchen „Ole Lukoje“ bringt) malte Fjodor Chitruk. Man gab ihm die Stimme des Schauspielers Vladimir Gribkov, und Chitruk stellte zu dieser Stimme die passende Gestalt dar. Leonid Schwarzmann war derjenige, der Regisseur Lev Atamanov vorschlug, dieses Männchen in dem Zeichentrickfilm „Die Schneekönigin“ einzuführen. Nachdem Schwarzmann auf diese Weise Andersen redigiert hatte, beschäftigte er sich mit den übrigen darzustellenden Figuren.  Bei der Erschaffung der Gestalt der hartherzigen und rachgierigen Königin setzten die Trickfilmzeichner „Eclair“ ein. „So bezeichneten wir eine von uns erfundene Methode“ erinnert sich Leonid Schwarzmann. „Zuerst wurde eine Episode von Schauspielern gespielt und auf Film aufgenommen. Danach übertrugen die Trickfilmzeichner ihre Konturen und Bewegungen auf Papier…als Bildzeichnungen.“  Als erster wendete Walt Disney eine ähnliche Methode in „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ an. Beim Versuch Walt Disney einzuholen bzw. zu überholen half den sowjetischen Zeichnern eine alte Drehmaschine, welche auf einem abgeschiedenen Flur des Filmstudios stand. Diese lange Tischwerkmaschine wurde von der französischen Firma „Eclair“ hergestellt.  „Wir befestigten an einer Seite der Werkmaschine ein Bildwändchen, und an der anderen Seite einen Bildwerfer. Die Schauspieler wurden aufgenommen, dann wurde die Abbildung durch den Bildwerfer auf die Bildwand weitergeleitet. Dort stand ein Zeichner an der Bildwand, welcher ein Papier unterschob und auf dieses die für ihn erforderliche Lage der handelnden Figuren übertrug. Auf diese Weise wurde die Gestalt der Schneekönigin erzeugt, die für uns Maria Babanova gespielt hatte.“

 Der vergessene Troll 

Es gibt einige Unterschiede zwischen dem Trickfilm von Lev Atamanov und dem Märchen Andersens.  „Im Buch drang ein Splitter vom Spiegel eines bösen Trolls in Kais Auge ein, weil die ungeschickten Helfer des Trolls, die den Spiegel über die Stadt hoben, den Spiegel zerschlugen“ bemerkt Schwarzmann. Die Drehbuchautoren Nikolai Erdmann, Georgij Gräbner und Lev Atamanov änderten diese Episode selbst um. In ihrer Variante wurde jener Troll vergessen. Stattdessen ist es die Schneekönigin, die mit dem Stab auf den Spiegel schlägt und somit die „bösen“ Splitter in das Haus von Kai und Gerda bringt, nachdem sie die Worte von Kai hörte, der versprach, sie auf einen heißen Ofen zu setzen.  Auch das Ende wurde von den Trickfilmzeichnern etwas korrigiert. Bei Andersen kommen Kai und Gerda als erwachsene Menschen nach Hause, die kleine Räubertochter wird erwachsen und der Rabe stirbt. Die Helden im Zeichentrickfilm hingegen bleiben Kinder, obwohl sie auch ein bisschen erwachsen wurden.  Die Hauptrolle der Königin wurde damals mit der berühmten Maria Babanova vertont; die Rivalin der Eisschönheit, die kleine Gerda, wurde von der Stimme der nicht weniger populären Janina Shejmo gesprochen, und der weise Rabe fasste seine Gedanken mit der Baritonstimme von Sergej Martinsohn.

„Vor fünfzig Jahren“, so erinnert sich ein Zeichner, „schufen wir nicht nur einen Film, der von Liebe, Freundschaft und Treue handelt. Sondern zeigten auch eine Kraft, die diese schönen Gefühle zerstören wollte. Das wichtigste jedoch ist die Niederlage dieser bösen Kraft.“

 Regisseur:

Lev Atamanov

 Drehbuchautoren:

Nikolai Erdmann

Georgij Gräbner

 Zeichner:

Fjodor Chitruk

Leonid Schwarzmann

Alexander Vinokurov

 Die Rollen sprachen:

Schneekönigin = Maria Babanova

Kai = Anna Komolova

Gerda = Janina Shejmo

Ole-Lukoje = Vladimir Gribkov

Rabe = Sergej Martinsohn

Alte Fee = Irina Mursajewa 

Auszeichnungen:

-         Goldener Löwe – 22. Venedig Film Festival 1957

-         1. Preis              – 11. Cannes Film Festival  1958

-         1. Preis              –       Rom Film Festival      1958

-         Spezialpreis       – 1.   Moskau Film Festival 1958

-         Bester Film        –       London Film Festival 1959  

Am 24. Februar 2005 gab die Nationalbank von Weißrussland (dem Heimatland von Leonid Schwarzmann – der Zeichner wurde in Minsk geboren) eine 20 Rubel Gedenksilbermünze (Gewicht: 28,28 g / Durchmesser: 38,61 mm) mit einer Auflage von 20 000 Stück heraus. Auf der Münze ist der Kopf der Schneekönigin dargestellt. Dieser ist von einem dekorativen Kragen eingefasst und mit einer Krone aus blauen Kunstzirkoneinsätzen geschmückt. Die Münze ist gesetzliches Zahlungsmittel in Weißrussland.

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