„One-Armed Boxer“ ist ein weiteres Werk aus einer ganzen Reihe von Filmen mit Jimmy Wang Yu. Neben Bruce Lee und einigen anderen namenhaften Darstellern gehörte er zu den populärsten und erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft in den 70’ern. Mit „The One-Armed Swordsman“ und der Fortsetzung „Return of the One-Armed Swordsman“ wirkte er an zwei der bedeutsamsten Hongkong-Filme dieser Ära, die bis heute zu seinen herausragendsten Rollen gehört. In „One Armed-Boxer“ nimmt er den um sich selbst geschaffenen Kult des einarmigen Kung Fu Kämpfers erfolgreich selbst auf die Schippe.
Wang Yu zählt dabei sicher nicht zu den besonders versierten Technikern, was unter anderem damit zusammenhängt das er eigentlich überhaupt keinen Martial Arts Background hat, im Gegensatz zu den meisten Kollegen. So glänzen seine Kampfszenen nicht durch Beweglichkeit und Power, sondern sind zumeist sehr simpel gestrickt ohne die Raffinesse eines Bruce Lee oder Jet Li. Das Wang Yu dennoch zum Star wurde ist vor allem seiner Präsenz auf der Leinwand und dem Auftreten zu verdanken. Außerdem suchten die Shaws Ende der 60’er nach einer Gegenspielerzu Bruce Lee, da der bei Raymond Chow‘s Produktionsschmiede Golden Harvest unter Vertrag stand.
„One-Armed Boxer“ entstand zu einer Zeit als Kung Fu gerade in Mode kam und klassische Swordsplay Produktionen etwas in den Hintergrund drängten. Gleichzeitig gehört auch zu den Vorreitern der Eastern-Trash Welle, die sich selbst und das Genre nicht mehr so sonderlich ernst nahmen.
„The One-Armed Boxer“ persifliert den Erfolg der Figur des einarmigen Kämpfers aus heutiger Sicht ganz gut auch wenn dies seinzeit vielleicht nicht beabsichtigt war. Allerdings liegt das weniger an der Figur Wang Yu, sondern der insgesamt etwas absurden Personenkonstellation. Während in anderen Interprationen des Stoffes immer ein Schwertkämpfer diesen Part übernahm, ist es hier ein Kung Fu Kämpfer. Im ersten Film schlüpfte Wang Yu übrigens ebenfalls in die gleiche Rolle, die in einer späteren Neuverfilmung dann vom jüngeren David Chiang übernommen wurde.
Im Gegensatz zu einigen späten Wang Yu Filmen gehört dieser ohne Frage zu den Besseren und überzeugt weit mehr als billige Fließbandware wie „Der Karatebomber“. Schade das er es später nie wieder schaffte an seine frühen Erfolge anzuknüpfen, was weniger dem Darsteller sondern den Rollenangeboten angerechnet werden muss.
Inhaltlich hebt sich dieser Vorreiter der später folgenden Kung Fu-Mania, vom Durchnschnitt kaum ab und bietet aus heutiger Sicht kaum mehr als eine Ansammlung von Klischees. 1971 war dies allerdings nicht so, fairer Weise muss man also sagen, dass sich viele der späteren Filme zwangsläufig von „One-Armed Boxer“ inspirieren ließen. Einige davon sind auch ein ganzes Stück besser umgesetzt, aber vielleicht macht gerade das den besonderen Charme dieses Filmes aus.
Da hätten wir das Ausgangsszenario: Zwei rivalisierende Kung Fu Schulen zur Zeit der Ching Dynastie geraten aneinander, als es zwischen dem Schüler Yu Tien Lung (Wang Yu) von der Cheng-Schule mit den Konkurrenten der Shao-Schule zu einer Schlägerei kommt. Es folgt der Eklat als die Schüler Shaos ihrem Meister gegen die Cheng-Schule aufhetzen. Der gedemütigte Meister startet eine große Keilerei in der Ching-Schule, muss sich aber seinem Gegner geschlagen geben. Wutentbrannt heuert Shao Söldner aus ganz Asien an, alle geschult in verschiedenen Kampfsportdisziplinen. Der Rachefeldzug führt zu einem furchtbaren Gemetzel, bei dem Yu Tien Lung im Kampf der Arm abgehackt wird. Mit letzter Kraft kann er fliehen und wird von fürsorglichen Menschen aufgenommen. Mit nur noch einem Arm fühlt er sich zunächst unnütz, erfährt aber von einer Methode, aus seinem verbliebenen Arm einen Stahlhammer zu machen. Die Rache für seinen ermordeten Meister folgt umgehend, nacheinander knöpft sich Yu alle Söldner der Reihe nach vor.
Neben den üblichen Clinch zwei verfeindeter Kung Fu Schulen, zieht „The One Armed Boxer“ seine Faszination aus den verschiedenen Kampfstilen der angeheuerten Söldner. Im Gegensatz zu z.B. „Heroes oft he East“ spielen die verschiedenen Techniken der Kontrahenten, allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Unter den Söldnern sind neben Vertretern einiger bekannter Stile wie Karate, Tae Kwon Do und Judo auch kuriose Darbietungen eines indischen Yogi oder tibetanischer Mönche. Realistische Kampfkunst sucht man allerdings vergebens, denn die Scharmützel gehören eher in die Kategorie fantastisch. Der Trash-Faktor ist dabei sehr hoch und sorgt immer wieder für Erheiterung. Der japanische Großmeister scheint z.B. von den Vampiren abzustammen, anders kann man die vorstehenden Schneidezähne nicht erklären. Geradezu abgefahren ist der Yogi, der auf dem Kopf springend seine Gegner um den Verstand bringt oder die Mönche die eine mysteriöse Aufblastechnik besitzen und dann aussehen wie ein Michelin-Männchen. Für den Liebhaber geistiger Trennkost wird einiges geboten was nicht heißt das man als gewöhnlicher Filmliebhaber dem lustigen Treiben nichts abgewöhnen kann. Trotz eher mäßiger Choreographie ist eigentlich immer was los und die Fäuste fliegen im Minutentakt. Die solide Inszenierung, vernünftige Kameraarbeit und ein angemessenes Setting heben „The One-Armed Boxer“ trotz ulkiger Handlung und dümmlichen Figuren über den üblichen Einheitsbrei und kann sich durchaus mit den besseren Filmen dieser Dekade messen.
Fazit:
Spaßiger Eastern-Trash mit witzigen Kämpfen und einer altbackenen aber gut erzählten Rachegeschichte. „The One-Armed Boxer“ gehört zu den Begründern der 70’er Jahre Kung Fu Welle, auch wenn in den Folgejahren ohne Frage weitaus bessere Filme produziert wurden – allein schon aus Nostalgie damit also Pflichtprogramm.