Review

„Wer traut sich heutzutage noch, ein ganzer Mann zu sein?“

Mit dem fulminanten „Shaun of the Dead“ wurde eine kleine Welle britischer Zombie-/Splatter-Komödien losgetreten, an der auch Jake West partizipierte. Nach seinem recht gelungenen „Evil Aliens“ drehte er 2006 „Pumpkinhead: Asche zu Asche“ fürs Fernsehen und legte 2009 „Doghouse“ nach, der den ewigen Kampf der Geschlechter aufgreift:

Vince (Stephen Graham, „This is England“) ist frisch geschieden und bläst in Folge dessen Trübsal, kann sich jedoch auf seine Kumpel Neil (Danny Dyer, „The Football Factory“), Mikey (Noel Clarke, „Sex & Drugs & Rock & Roll“), Matt (Lee Ingleby, „Die letzte Legion“), Patrick (Keith-Lee Castle, „Chucky’s Baby“), Graham (Emil Marwa, „Tu£sday“) und Banksy (Neil Maskell, „The Football Factory“) erlassen. Diese haben kurzerhand einen Reisebus mitsamt Chauffeurin (Christina Cole, „Surviving Evil“) gemietet, um ins abgelegene Nest Moodley zu reisen, wo Mikeys Großmutter sesshaft ist. Vor allem interessant: Dort sollen auf jeden Mann gleich vier Frauen kommen und so stehen die Zeichen auf Sturm, mal wieder als reine Männerclique so richtig einen draufzumachen. Dumm nur, dass die weiblichen Bewohner just allesamt zu reißenden Bestien mit ausgeprägtem Appetit auf Männerfleisch – und zwar im wörtlichen Sinne – mutiert sind. Das geplante Männlichkeitsabenteuer wird zum knallharten Überlebenskampf…

„Habt ihr was eingeworfen…? Habt ihr noch was?“

Die Unterschiede zwischen Frau und Mann bieten seit jeher viel Anlass für Komik, manch Komiker treibt sie, mutmaßlich vor dem Hintergrund der immer stärkerer Aufweichung klassischer Geschlechterrollen, seit einigen Jahren derart auf die Spitze, als wolle er zunehmend verunsicherten konservativen Bevölkerungsanteilen Halt dadurch geben, dass er ihnen Geschlechterklischees in Gag-Form ins Gesicht brüllt und dadurch zu manifestieren und reproduzieren versucht. Was jedoch bei Mario Barth und Konsorten nervt, kann in Form einer frechen Horrorkomödie wiederum eine Karikatur eben dieser Entwicklung sein, wenn es nur stark und absurd genug übertrieben wird.

In „Doghouse“ haben wir mit nur einem Wort, nämlich „hysterisch“, zu charakterisierende Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts inkl. eines „weibischen“ Schwulen (Christopher Elson, „Hepzibah - Sie holt dich im Schlaf“) und aus Autorensicht anscheinend grob die Bandbreite typischer männlicher Briten widerspiegelnder Klischees: einen prolligen Sexprotz, einen Übersensiblen, einen „Star Wars“-Nerd und Comicverkäufer, einen etwas drömeligen Adipösen, einen Esoteriker und einen Homosexuellen. Diese treffen sich erst einmal stilecht zum Saufen im Pub, bevor sie ihre verhängnisvolle Reise gen Moodley antreten. Dort stoßen sie auf einen Sergeant (Terry Stone, „Footsoldier - Hooligan, Gangster, Legende“), der bereits ob der Bedrohung weiß, dem die Freunde jedoch zunächst keinen Glauben schenken. Doch das Unheil nimmt dann sehr bald seinen Lauf und äußert sich in ansehnlich verunstalteten Masken der sich wie Zombies gerierenden „Damen“ und partytauglichen Splattereien auf der Höhe der Zeit. Kreativität beweist Jake West in der Wahl der Waffen seiner Protagonisten, allen voran während der köstlichen Szenen im Spielzeugladen (über den sich natürlich der Comic-Nerd am meisten freut), in denen manch Spielzeug zweckentfremdet wird.

Das ist launig anzusehen und unterhält, der geneigte Zuschauer hat seinen „good friendly violent fun“. Nach ca. einer Stunde indes wird die Sause dann doch etwas langatmig, zumal der alberne Humor, der auffallend oft ans Kind im Manne appelliert, gern witziger wäre, als er letztendlich ist. Das wird auch West bemerkt haben, weshalb er nun noch flugs eine Erklärung für die Geschehnisse in Form eines militärischen Experiments anbringt, das jedoch lediglich Alibi-Funktion besitzt und zur Handlung nicht weiter beiträgt. Ferner lässt er seine Männergruppe, die bisher stets glimpflich davongekommen war, nun auch doch diverse nicht nur sprichwörtliche Tode sterben, dünnt sie also deutlich aus. Die Futterhöhle voller Männerleichen ist dann noch mal eine originelle Idee; dass sich unsere „Freunde“ jedoch nach einer pathetischen Rede im Bus mehr und mehr wie komplette Vollidioten verhalten, ist nahezu unerträglich – und nicht nur irgendwie war ich dann froh, als es vorbei war und dass „Doghouse“ keine Überlänge hat.

Nein, ausgemachten Sexismus kann man „Doghouse“ sicherlich nicht vorwerfen: Tatsächlich erscheint mir das Herunterbrechen des Geschlechterkampfs auf eine Splatterorgie mutierter gefräßiger Weiber versus trotteliger versoffener bis debiler Kerle wie eine Verballhornung desselben. Doch um damit über die volle Distanz zu punkten, verharrt „Doghouse“ selbst zu sehr in Klischees und bemühtem Humor, der meist nur dann so richtig zündet, wenn er sich darauf konzentriert, die Macho-Attitüde seiner Herren der Schöpfung ad absurdum zu führen – beispielsweise indem er ihnen kleine Spielzeugpistolen in die Hände drückt. Was man „Doghouse“ weitaus stärker als vermeintliche Frauenfeindlichkeit vorwerfen kann, ist seine Gefälligkeit, die kaum einen Zweifel daran lässt, wie weit sich der sog. Fun-Splatter bereits in Richtung Mainstream vorbewegt und seine provokante Garstigkeit in Zeiten, in denen man mit karikierend übertriebenen und ironisch gebrochenen Splatter-Einlagen kaum noch schockieren kann, verloren hat. Vielversprechende Ansätze und eine ebensolche Grundidee waren da, doch das Mario-Barth-Publikum schien man dann eben doch eher bedienen denn vor den Kopf stoßen zu wollen und wo Raum für hintergründigen Witz oder interessante Wendungen gewesen wäre, bleiben Beliebigkeit und Behäbigkeit.

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