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Seit Simon Pegg die Untoten für die britischen Inseln als Comedygrundlage salonfähig gemacht hat, werden in good old england wieder ordentlich Horrorfilme mit reichlich roter Soße gedreht und wie es sich für britischen Humor gehört, immer mit einem leichten Augenzwinkern.
Dazu muß man aber eben nicht unbedingt lesbische Vampire jagen, auf einen Betriebsausflug gehen oder vom simplen Arbeiteralltag bis zur Katatonie angeödet sein, es genügt inzwischen, ein typisch britischer "lad" zu sein, ein leicht schmuddeliger Hängertyp, der gern im Pub sitzt, Fußball guckt und die Playstation niederkämpft, wenn er sich nicht durch billige Barbekanntschaften vögelt.

Mit einem Grinsen widmet sich nun "Doghouse" diesem Typ, nicht eben dem aufpoliertestem Männertyp, der sich zwar nach weiblicher Gesellschaft sehnt, aber im Grunde seines Herzens ein kerniger Testosterontyp sein möchte, wäre er nicht so schlurig, schmuddelig und ungekämmt. In Jake Wests Film suchen die geschlagenen Männerherzen nach neuem Anklang in einem frauenlastigen Schlafmützennest namens Moodley, wo einer der Ihren die gerade vollbrachte Scheidung vergessen soll. Also rein in den Mietbus und ab in die Provinz, wobei alle Archetypen moderner Mannsbilder die Sitze vollmachen: der arschige Frauenaufreißer; der leicht schusselige Schwarze, der selbst unter dem Pantoffel steht, das geknickte Scheidungsego; der Quotenschwule (komplett mit ebenso nicht erfreutem männlichen Widerpart daheim), der Comicfan, der New Ager mit den Golfschlägern, der absolute Trottel, fehlen nur noch Bohnen auf Toast zum Bier.
Doch in der Provinz ist auch nichts mehr so, wie es mal war: das Dörfle ist ein Hort sabbernder Mordbestien, die es vorzugsweise auf Männer abgesehen haben, weil man ein wissenschaftliches Experiment mit sexistischen Untertönen hier probiert hat, was aber derbe in die Hose ging.

Wer jetzt von "Doghouse" eine Menge Hintergrundstory erwartet, liegt leider unbequem, denn obwohl der Film immer mal wieder Erklärungsansätze streut, bleibt dieses Plotelement definitiv am unterentwickelsten und bis zum Schluß nicht vollkommen entwickelt. Das ist den Machern aber auch egal, weil sie es eher darauf abgesehen haben, die üblen Männerklischees erst vorzuführen und sie dann unter noch renitentere Frauen"räder" kommen zu lassen, denn von der dicken Metzgerin über die scherenbewehrte Friseuse bis zur schwertbewerten Barbarin sind alle vertreten. Wehren darf man sich dementsprechend nur mit den ihnen eigenen Waffen, also arg zaghaft, weil sie eigentlich rückratarme Weicheier sind, die am liebsten aus Plastikgewehre disfunktionale Flammenwerfer basteln oder mit Fernlenkautos abgetrennte Köpfe durch die Straßen rasen lassen, wobei sie ihre eigene beklemmende Situation stets gedankenlos aus den Augen verlieren. Schlußendlich schlüpft die Bagage auch noch notgedrungen in "drag", während sie sich von Haus zu Haus flüchtet, einfallsreich aber ineffektiv.

Der Zuschauer hat derweil Spaß an den blutsabbernden Weibsmonstren, die etwas eckig, aber mit viel Liebe zum Detail zur Sache gehen - und mal wieder ins Gesicht noch geistloserer Zuschauer: es sind KEINE ZOMBIES.
Das Problem des Ex-Horror-Doku-Regisseurs West, der mit "Evil Aliens" schon mal ähnlich grob debütierte: er fährt den Zug dann doch trotz guter atmosphärischer Grundlagen nach nirgendwo. Eine Stunde lang vergnügt man sich mit den Trotteln, doch der Background des Virenunfalls bleibt diffus. Und dann geht plötzlich auf den letzten Drücker doch noch das flotte Meucheln los und dezimiert die Jungschar auf die Schnelle um die Hälfte, was aber nicht so recht gefallen will, hat man sich an den Deppenton doch eigentlich schon gewöhnt. Schlußendlich entscheidet sich man aber doch noch zu einem parodistischen Wegruf auf die verschüttete Männlichkeit der hart arbeitenden Mittelalters, als Männer noch Männer waren und was zu sagen hatten, als die Szenerie aber im praktisch letzten Lacher mit einem leicht offenen Ende schon einfriert.

"Doghouse" ist flotte Unterhaltung mit Splattereinlagen, aber er ist nicht konsequent zuende gedacht worden und es mangelt dem Film nicht nur an einer richtigen Pointe, sondern auch an den nötigen Steigerungen und Überhöhungen, wenn man von den grotesk verschobenen Geschlechterrollenbildern mal absieht, die amüsieren, aber kaum satt machen. Für die Zielgruppe, die sich von den dargestellten Figuren wohl nur marginal unterscheidet, dürfte das reichen, für eine satte und blutige Komödie ist der Film jedoch einfach zu sehr nach allen Seiten offen, obwohl sein Spielfeld optimal eingeschränkt ist.
Möglicherweise wollte man sich ja auch nur an eine ironisch gebrochene Mini-Welle dranhängen, immerhin ist Danny Dyer aus "Severance" auch hier wieder am Start, aber der wirkte witziger, treffender, härter und besser durchdacht bei aller dramatisch-komödiantischen Unebenheit. Potential verschenkt, aber fürs ein, zwei Pints reichts noch. (6/10)

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