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STURM wird einige Freunde üblicher Politthriller oder Gerichtsdramen amerikanischer Prägung vor den Kopf stoßen. Es gibt so gut wie keine Action oder dämliche Verfolgungsjagden. Auch wird nicht in stundenlangen Sitzungen auf die 12 Geschworenen eingeredet und jeder einzelne überzeugt bis zum großen Finale mit emotionaler Musik und sicherem Happy End. Es gibt auch keine mega-attraktive Staranwältin die vielleicht mehr mit Glück als Hirn den Fall löst, sondern wir erleben Hanna (Kerry Fox) als ganz normale Frau mit Stärken und Schwächen, die sehr authentisch (hier passt das Wort mal und so weit das in einem Film geht) die Anklägerin spielt. Und dieser Mega-Realismus ist die wirkliche Stärke des Films.

Hier ein wenig Hintergrund zur Handlung ohne etwas zu verraten (OHNE SPOILER!): Duric ist serbischer Kriegsverbrecher und sitzt seit 3 Jahren in Untersuchungshaft. Die Fakten scheinen klar, aber mit wechselnden Zeugen versucht Anklägerin Hannah Maynard trotz großem politischem Druck von mehreren Seiten Duric für seine Taten zu belangen……Für Filmfreunde mit ein wenig juristischer Vorbildung wird STURM wirklich zum aufwühlenden Drama aufgrund der politischen und prozesstechnischen Gründe für die Machtlosigkeit von Anklägerin Hanna. Dies ist für Laien unverständlich, aber entspricht oft den Fakten, auch in unwichtigeren Fällen die nicht beim Kriegsverbrechertribunal in Den Haag landen.

In sehr unterkühlter Form und fast ohne die übliche vermeintlich hypnotische oder dann wieder aufpeitschende Musik liefert uns STURM einfach nur die Handlung pur und fängt uns mit diesen leisen Tönen mehr und mehr in den beklemmden Strudel der Ereignisse ein. Was für den einen deshalb etwas zäh daherkommt weil er nicht in der üblichen Weise emotional durch solche Hilfsmittel geputscht wird, ist für Minimalisten und Puristen Spannung und Realismus pur. So auch für mich in STURM. Man erfährt einiges über die Mechanismen in solchen Tribunalen und kann sich somit selbst die Frage nach Recht und Gerechtigkeit dieser Institutionen stellen und wird schmerzlich an die im Balkan begangenen Gräueltaten erinnert.

Alle Rollen sind exzellent besetzt und in der Mitte steht Kerry Fox als Hannah die wirklich ihre Rolle lebt und völlig menschlich agiert und reagiert. Sie wirkt für mich wie eine ältere Schwester von Maybritt Illner, nur mal zum unwichtigen Vergleich. Zu kritisieren gibt es fast nichts, einzig die Synchronisation war hier und da nicht optimal. Aber das überstrahlt nicht ein Gerichtsdrama welches sehr positiv hervorsticht unter den sonst oft so glattgebügelten Mainstream-Filmchen mit den Massen-Ikonen solcher Filme wie z.B. Julia Roberts oder Richard Gere.

7,5/10 Punkten

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