Review

Ich war sehr gespannt auf diesen Film, da ich einige Wochen zuvor das Hörbuch (übrigens sehr gut gelesen von Bernhard Bettermann) genossen hatte. Leider hat mich die filmische Umsetzung sehr enttäuscht. Während im Buch die Flucht aus dem Arbeitslager erst zur Halbzeit des Buchs stattfindet, widmet sich der Film gerade mal 30 Minuten dieser Phase (etwa 25%). Die meisten Ereignisse werden einfach weggelassen, wie beispielsweise die Konflikte des jungen Mattern und sein Unfalltod, der zunächst erfolgreiche Fluchtversuch eines Kameraden nach Alaska, diverse Krankheitssimulationen, der "Vratsch" (unfähiger russischer Arzt) und das meiste um die Krankenschwester "Spinnwebe" und die umfangreichen und langwierigen Fluchtvorbereitungen (Liste nicht vollständig).

Auch nach der Flucht fehlen nicht nur wichtige Stationen, sondern es werden auch viele Szenen verändert. Warum beispielweise wurde Grigorij weggelassen, der Dritte im Bunde von Anastas und Semjon? Semjon will im Buch Grigorijs Gold, tötet Anastas und wird von Grigorij im Gegenzug ebenfalls erschossen. Im Film muß Semjon Anastas töten, weil er um sein eigenes Gold bangt, das Anastas ihm klauen will. Statt Grigorij überlebt er als einziger der Bande und zieht mit Forell weiter. Er übernimmt Grigorijs Part bei der "Beseitigung" Forells und erhängt sich später, als er erwischt wird, anstatt erschossen zu werden (wie Grigorij im Buch).

Ebenfalls komplett weggelassen wurden die vergeblichen Versuche, über die mongolische Grenze zu kommen. Forells Hund (der im Film einen anderen Namen bekommt; warum?) rettet ihm sowohl im Film als auch im Buch das Leben (wobei er seines opfert), allerdings wurde im Film die Rolle des ihn bis an die iranische Grenze verfolgenden russischen Lagerkommandanten hinzuerfunden.

Zu guter Letzt mußte im Film natürlich auch ein tränenrührendes Wiedersehen mit Frau und Kind her, das im Buch nicht erwähnt wird.

Wenn man behauptet, eine wahre Geschichte zu erzählen, sollte man nicht so dreist andere Geschichten dazudichten.

Fazit: Der Film wird der faszinierenden Buchvorlage leider nicht gerecht. Um keine Längen zu erzeugen, wurde die Geschichte stark verändert und gekürzt. Aber Forells Reise HAT nun mal riesige Längen (sowohl von der zugelegten Entfernung als auch von der benötigten Zeit). Diese Längen wurden dem Zuschauer nicht nahegebracht. Gerade sie machen viel vom Reiz der Geschichte aus.

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