Review

Wie weit die Füße den Wanderer tragen, bestimmt am Ende immer seine Willenskraft. Bereits in Stephen Kings „Todesmarsch“ konnte nur der gewinnen, der ein deutliches Ziel vor Augen hatte.
So erging es auch Kriegsheimkehrer Clemens Forell, dessen auf wahren Begebenheiten basierende Flucht aus einem sibirischen Kriegsgefangenenlager geschildert wird.

Im Juli 1945 wird der deutsche Oberleutnant Forell zu 25 Jahren Zwangsarbeit in einem Bleibergwerk im tiefsten Sibirien verurteilt. Der erste Fluchtversuch schlägt fehl, doch 1949 gelingt ihm mit Hilfe eines krebskranken Arztes der Ausbruch. Sein Weg führt ihn durch die Tundra bis nach Persien. Über 14000 Kilometer legt Forell größtenteils zu Fuß zurück, bis er im Iran landet, um im Winter 1952 wieder bei seiner Familie in Bayern zu sein.

Hier zeigt sich die schier endlose Willenskraft eines Menschen, so unglaubliche Gefahren und Strapazen auf sich zu nehmen. Beginnend mit dem Weg durch die Eiswüste Sibiriens, ohne Fixierungspunkt, nur mit einem Kompass ausgerüstet. Zudem ist er stets auf der Flucht vor dem verantwortlichen Oberleutnant Kamenev und seinem Gefolge.
Bei den Menschen, denen Forell begegnet, kommen auf einen guten mindestens zwei Bösewichte. Von dubiosen Goldschmugglern über den sympathischen Indianerstamm der Jakuten, bis ihm in Teheran ausgerechnet ein Jude zur endgültigen Sicherheit verhilft. Das stimmt nachdenklich und zeigt, wie sehr die Menschlichkeit am Ende in den Vordergrund rückt.

Das Abenteuer-Drama ist eine deutsch-russische Co-Produktion. Viele Szenen wurden in Russland und Usbekistan gedreht, was für abwechslungsreiche und vor allem authentisch wirkende Kulissen sorgt. Die Kamera hält die einzelnen Fluchtstationen Forells sehr sauber fest, von Schneestürmen in der Tundra über eine Floßfahrt durch Stromschnellen bis zu einem Wolfsangriff. Die Dreharbeiten zogen sich über anderthalb Jahre hinweg und das merkt man der Produktion auch deutlich an. Allein der Dreh der Floßfahrt nahm 6 Tage in Anspruch, im Film sind davon aber nur 20 Sekunden zu sehen…

Eine ziemliche Strapaze für Hauptdarsteller Bernhard Bettermann, der seine Rolle sehr überzeugend verkörpert, was man auch von den anderen Akteuren wie Michael Mendl behaupten kann.
Die Geschichte der abenteuerlichen Flucht sorgt durchaus für Abwechslung, allerdings setzt das Drehbuch auf teilweise unglücklich gewählte Schwerpunkte. Allein der Weg ins Gefangenenlager nimmt recht viel Zeit in Anspruch, die Schilderung des harten Alltags dort, noch ein wenig mehr, dafür werden einige Stationen der Flucht zu kurz geschildert, wie der Aufenthalt beim polnischen Juden im Iran, von dem man nicht allzu viel erfährt.
Auch Momente an Hochspannung bleiben größtenteils aus, da der Zuschauer von Beginn an weiß, dass Forell es lebend bis nach Hause schaffen wird.

Dennoch kann man sich über 150 Minuten gut unterhalten lassen und wer dann noch nicht genug hat, kann sich auf der Bonus-DVD einige Vergleiche mit dem Original von 1959 ansehen und beim Making-of die landschaftlich eindrucksvollen Drehorte genießen.
8 von 10 Punkten

Details
Ähnliche Filme