In den Fünfziger Jahren unterstand vieles einer umfassenden Veränderung. Die Große Depression und der darauf folgende Zweite Weltkrieg waren vorüber, und der sich ankündende Aufschwung der Wirtschaft ließ die Menschen wieder Morgenluft atmen. Mit der Erholung ging aber auch eine latente Angst vor dem Unbekannten einher; eine Angst, die möglicherweise darauf basierte, das gerade Überwundene würde in einer neuen Form wieder zurückehren und den kurzen Moment der Zufriedenheit hinfortspülen. Es beherrschte speziell die USA eine Furcht vor äußeren Kräften, die das harmonische Gleichgewicht wieder zerstören konnte. Eine Furcht vor politischen Fehlentscheidungen, vor dem anziehenden Kalten Krieg und der Atombombe im Zuge der Wettrüstung.
Das Science Fiction-Genre musste sich vor diesem Hintergrund zwangsläufig ebenfalls wandeln. Mehr oder weniger von unterschwelligen Subtexten befreite Space Operas, die sich seit den späten Dreißigern herausgebildet hatten, wurden rückblickend für eine gewisse Periode zurückgedrängt, um eigentlich erst in den Siebzigern durch die “Star Wars”-Trilogie wieder ein Revival zu erleben. Die Fünfziger Jahre hingegen wurden beherrscht von Alien-Invasionsfilmen. Das Science Fiction-Kino nahm seine Pflicht wahr, immer dort unterschwellig Kritik an Regierungsformen zu üben und offen gesellschaftliche Ängste anzusprechen, wo es in der Öffentlichkeit nicht möglich war.
Die Bedrohung aus dem Weltall stellte sich zu diesem Zweck als perfekte Metapher heraus. Denn im eigentlichen Sinne ist das Szenario von Außerirdischen, die auf der Erde landen, nichts als ein übergeordnetes Modell der amerikanischen Angst vor dem Unbekannten, das jenseits ihres Kontinents lauert. Im Gegensatz zum tendenziell positiv-euphorischen Evasionsfilm, der schlicht den menschlichen Trieb nach Ausdehnung und Kolonialisierung für sich verwendet, ist der Invasionsfilm deutlich defensiver und bedrohlicher. Man könnte sogar sagen, dass sich der Invasionsfilm nicht wie sein konträres Gegenstück mit Genres wie Romantik und Abenteuer, sondern eher mit solchen wie Horror und Thriller verquickt.
Im Grunde genommen ist Jack Arnolds Beitrag “Gefahr aus dem Weltall” thematisch kein besonderer Vertreter seiner Gattung. Dabei könnte man im ersten Moment durchaus davon ausgehen, denn es handelt sich hier nicht um das, was man gemeinhin unter dem Begriff “Invasionsfilm” versteht - es ist keine Geschichte vom Schlage “Independence Day”, also von Alien-Flotten, die in böswilliger Absicht den Planeten angreifen, etwa um ihn auszubeuten. Vielmehr geht es um ein Raumschiff, das auf der Erde notlanden muss und nur übergangsweise einen Aufenthalt auf der Erde beabsichtigt, um das Schiff reparieren und weiterreisen zu können. Arnolds Werk handelt also nur im übergeordneten Sinne wirklich von einer Invasion, nämlich darauf bezogen, dass nicht etwa der Mensch das All erkundet, sondern Aliens die Erde - wenn halt auch unbeabsichtigt.
Mit diesem Konzept bewegt er sich allerdings anno ‘53 in einer stark ausgeprägten Tradition. Bis dahin waren die meisten Außerirdischen der Erdenbevölkerung freundlich gesonnen (“Der Tag, an dem die Erde stillstand”) - lediglich “Das Ding” brach schon vorher mit diesem Brauch. Interessanterweise setzte noch im gleichen Jahr “Kampf der Welten” mit seiner konsequenten Darstellung von zerstörungswütigen Aliens einen neuen Trend frei, die Invasoren zugleich als Aggressoren zu zeichnen.
Obwohl man sich rein thematisch von “Gefahr aus dem Weltall” also keine neuen Innovationen erhoffen konnte, so verstand es Genrespezialist Jack Arnold doch, einen astreinen Unterhaltungsfilm auf die Leinwand zu zaubern, der mit optischen Tricks und ausgefeilten Spezialeffekten damals zu begeistern verstand und hiermit heute auch noch für Kurzweil sorgt. Diesbezüglich ist sein Werk ein absoluter Klassiker, denn das Ideenreichtum sorgt bis zum Ende für kurzweilige Atmosphäre und einen erfrischenden Handlungsverlauf.
So ist schon die Eröffnungsszene mit dem kometenhaften Absturz des Raumschiffs ein tricktechnisches Juwel, das sich für sein Alter auch heute noch sehen lassen kann. Als Nebeneffekt stellt sich ein, dass gleich zu Beginn ein Mordstempo vorgelegt wird, auch wenn der Absturz nur Sekunden dauert und anschließend eine gemütliche Einführung ins Dorf folgt. Die wiederum wird aber auch mit einer wunderschönen Kamerafahrt über die steinigen Hügel zur im Tal liegenden Kleinstadt eingefangen, und genau dieser einleitende Szenenwechsel ist schon exemplarisch für das, was den Reiz an diesem Film ausmacht. Tempo- und Perspektivenwechsel, Szenenkompositionen, wechselnde Handlungsorte, Stimmungsschwankungen und gar Genreübergriffe erfolgen hier im Minutentakt - ohne dass man den Überblick verlieren würde. Statt dessen verhindert Arnold geschickt, dass auch nur einmal Langeweile aufkommt. Dazu fehlt schlichtweg die Zeit.
Die Darstellung der Aliens kommt ebenso multipel daher wie alles andere: Sie erscheinen in Form des Raumschiffes (als sternschnuppenartiger Blitz am Himmel zu Beginn), als schattenhafte Gestalt im Dunkel der Höhle, wo der Absturz erfolgte - nur die (menschlichen) Stimmen sind zu hören. Weiterhin haben die Effekte- und Make Up-Artists alles daran gesetzt, den Aliens in ihrer wahren Erscheinungsform eine möglichst fremdartige und furchteinflößende Anatomie zu verleihen. Im Prinzip sind die Außerirdischen seltsame, Bug-ähnliche Schleimklumpen mit einem riesigen, in der Mitte platzierten Auge - aus heutiger Sicht selbstverständlich ein Alien-Design, dem man keine Authentizität mehr zugestehen würde. Die Fremdartigkeit der Wesen wird ohnehin vielmehr durch Kameratricks erreicht - so sehen wir sie niemals in der Totalen. Wenn, dann sind sie zur Hälfte im Dunkel ihres Refugiums verborgen oder sie füllen den kompletten Screen aus und verbergen somit ihre körperlichen Umrisse. Mehrmals treffen die menschlichen Protagonisten auf den einsamen Highways während der Autofahrt auch auf eines dieser Monster, welches dann scheinbar eine geisterhafte Form annimmt, vor dem Auto auftaucht und plötzlich verschwunden ist. Des weiteren wird auch die Möglichkeit genutzt, ihnen formwandlerische Fähigkeiten zuzugestehen und in Menschenform durch die Gegend zu laufen - eine Sache, für welche drei Jahre später Don Siegels “Invasion der Körperfresser” durch die gelungene Darstellung der parasitären Ausbreitung über menschliche Körper hochgelobt wurde.
Eine sehr einnehmende Darstellung der Aliens ist diejenige, dass der Zuschauer deren Perspektive einnimmt - ein von Arnold gerne gebrauchtes Mittel, das auch bei seinen späteren Klassikern (“Tarantula”, “Der Schrecken vom Amazonas”) oft verwendet wurde. Realisiert wurde es hier durch eine Überblendung des Sichtfeldes des Aliens (simple Egoperspektive der Landschaft) mit der Aufnahme von Öl, das durch Spiegelungen zum Schimmern gebracht wurde. Der Effekt ist der, dass man glaubt, durch ein riesiges, glibberiges Auge hindurch als fremdes Wesen die Erdenlandschaft zu begutachten. Zwar begibt man sich dadurch zeitweise in das Sichtfeld der Invasoren, doch werden ihre Handlungsmotive dadurch nicht vertraut und damit nachvollziehbar, sondern sie bleiben durch den Spiegelungseffekt eine fremdartige, unheimliche Perspektive, die dem Menschen unbekannt bleibt. Will man hier einen Bezug zur gesellschaftlichen Lage herausstellen, so muss man daraus schließen, dass mit dem Film nicht versucht wurde, Verständnis für osteuropäische Mächte zu entwickeln oder deren Kultur dem amerikanischen Publikum vertrauter zu machen, sondern dass es bei der reinen Nachzeichnung des gesellschaftlichen Empfindens bleibt, wahrscheinlich eine unbewusste Geste des reinen Reaktionismus.
Ansonsten beschränkt sich das Werk recht geradlinig auf die Unterhaltung. “Gefahr aus dem Weltall” war als 3D-Film konzipiert. Genaugenommen war das Jahr 1953 das erste einer ganzen Welle von abendfüllenden 3D-Spielfilmen, nachdem zuvor erst “Robinson Kruzo” (1947) und “Bwana, der Teufel” (1952) diesen Weg gegangen waren. Demzufolge erweisen sich einige der spektakuläreren Szenen bei genauerem Hinsehen als reine Effekthascherei - das trifft wenigstens auf den Steinschlag zu, in den der Hauptdarsteller nicht weit entfernt der Absturzstelle gerät. Dennoch mutet diese Effekthascherei zu keinem Zeitpunkt selbstzweckhaft an, was auch darin begründet liegt, dass nichts bis zur Ermüdung übertrieben wird. Es macht einfach Spaß, sich an dem etwas hilflosen Umgang der Menschen mit den Fremdlingen zu laben, denn in dem Verhältnis zwischen Mensch und Alien liegt die ganze Würze der Story. Wie die Intelligenz der Aliens verbildlicht wird, mag heute durchaus etwas platt und abgedroschen wirken. Doch man muss sich nicht an dem philosophischen Unvermögen der etwas zu menschlich wirkenden Dialoge zwischen Irdischen und Außerirdischen stören, denn erfreulich ist es, mit welcher Abgeklärtheit Letztere den Ersteren gegenübertreten. Der Zuschauer stellt sich mit seinem Wissensstand selbstverständlich an die Seite der überforderten Menschen, die bis zum Ende nie so recht einschätzen können, ob die Aliens wirklich so friedfertig sind, wie sie behaupten, oder ob sie nicht doch eine potenzielle Gefahr darstellen. Mit anderen Worten, diese Ungewissheit im Umgang mit den Aliens trifft genau den Zeitgeist.
Daraus erfolgende Szenarien bedienen hier über weite Strecken das Horror/Grusel-Genre. Speziell die zombiehafte Präsentation der Aliens in Menschenform weist Parallelen zu “Invasion der Körperfresser” oder auch “Das Dorf der Verdammten” auf. Immer wieder gelingen Arnold sogar erstaunlich gut funktionierende Schockmomente, so etwa bei der Suche nach dem Monster im Dunkel der Straße bloß mit dem Scheinwerferlicht des Autos. Andererseits kippen solche Szenen nicht selten auch zur Komödie, denn wenn sich Barbara Rush mit einem gellenden Schrei vor einem Baum oder vor einem Kind im Spacesuit erschreckt, kann man dies mit keinem anderen Genre bezeichnen als mit dem der Komödie.
Erwähnenswert ist zuletzt noch der prägnante Score, der mit seinen hochgespielten Synthesizern und mechanisch-geisterhaften, so genannten “Theremins” ein Klischee des Alien-Invasionsfilms begründet hat, das in den Vierzigern bereits seinen Ursprung nahm, als mentale Verwirrung dargestellt werden sollte, wie etwa in Hitchcocks surrealem Thriller “Spellbound”. Tim Burton griff es in den Neunzigern mit seinen Hommagen “Mars Attacks” und “Ed Wood” wieder auf und befestigte somit den klischeehaften Unterton dieser speziellen Art von musikalischer Untermalung.
Jack Arnold mag mit “Gefahr aus dem Weltall” weder die beste Arbeit seiner Karriere vorgelegt haben noch den bedeutendsten Beitrag zum Alien-Invasionsfilm der Fünfziger Jahre. Um einen Klassiker dieser Zeit handelt es sich dennoch vollkommen zu Recht, da der Unterhaltungsfaktor mit den gelungenen Perspektivenwechseln und Spezialeffekten selbst heute noch Bestand hat. Der Kontakt mit den außerirdischen Invasoren wider Willen ist gruselig und doch komisch, er ist spannend und doch gemütlich, er ist spektakulär und nimmt sich doch Zeit für seine Figuren. Es ist das anhaltende Wechselspiel mit den Zutaten, das so erfreut und mich auch in Zukunft immer wieder dazu motivieren wird, auf diesen Arnold-Klassiker zurückzukommen.
7.5/10