Review

Ist ein kleiner Triumph, trotz Schwächen. Phantastisch bebildert. Effektiver Musikeinsatz. Reich an gelungen Regie- und Drehbuch-Ideen. Offenbar grenzenlose Kreativität in der Schaffung von mal skurrilen, mal chaotischen, mal surreaken, mal poetischen, mal anrührenden, mal verträumten Momenten. Der argentinische Regisseur dieses französisch-spanisch-britischen Films, Alexis Dos Santos, versteht es trotz geringem Budgets und schäbigen Setting, etwas absolut Magisches und Einnehmendes auf die Leinwand zu bringen. Wie er szenenabhängig immer wieder eine neue Atmosphäre/Stimmung aufbaut, welche die jeweilige Gefühlslage einer Figur spiegelt und für den Zuschauer erlebbar macht, ist schon prima gelungen. Und wie dieser preiswert produzierte Film ständig absolut beeindruckende Bilder- und Klangwelten aus dem Hut zaubert, ist beeindruckend. Stark absorbierender, fast schon hypnotisierender Film.
Der Inhalt der kreisförmig Erzählung an sich überzeugt zwar nicht durchgängig. Da sind massive Schwächen. Doch ist es die Verbindung von Form und Inhalt, die "Unmade Beds" sehenswert macht. Vereinfacht gesagt geht es um kurzlebige Begegnungen von orientierungslosen und suchenden jungen Menschen in der grenzenlosen EU. Der Spanier Axl (Fernando Tielve) trampt nach England, um seinen leiblichen Vater ausfindig zu machen. Er ist irgendwo ein Heimatloser, der jede Nacht in anderen fremden Betten schläft, zudem keine wirkliche Orientierung, keine Ziele im Leben zu haben scheint. In London angekommen landet er schließlich in einer Hausbesetzer(?)-Wohngemeinschaft junger Künstler und Aussteiger, wo er sich dem exzessiven, ausgelassenen Leben und unverbindlichem Sex und Hirnzudröhnung hingibt. Cool ist, dass der Film das Leben in dieser heruntergekommenen WG als positiv darstellt, als Zufluchtsort, der jeden Fremden mit offenen Armen aufnimmt.
Ebenfalls nach London getingelt ist die junge Französin Vera (Déborah François -- in ihrer bisher beeindruckendsten Rolle, yeah!!), die sich nach einer gescheiterten Beziehung emotional abschirmt und nur oberflächige Bindungen zu anderen Menschen eingeht, ihre Brötchen mit nem miesen Job in ner Buchhandlung verdient und generell ziemlich orientierungs- und ziellos durchs Leben dreht wie der Spanier Axl.
Der Film ist so strukturiert, dass die beiden Figuren umkreist werden. Oftmals berühren sich die beiden Handlungsstränge, jedoch ohne dass die beiden Figuren aufeinander aufmerksam werden. Erst gegen Ende treffen sie aufeinander in einer absolut famosen Sequenz, die völlig unwirklich und wunderschön zugleich wirkt (und psychedelisch "Donny Darko" reminisziert). Wer aber meint, da bahne sich eine Liebesgeschichte und ein Happy End an, der irrt. 
Sicher, was über die Befindlichkeiten der Jugend und über die Anonymität der modernen Welt erzählt wird, ist nicht neu. Zudem hat der Film bisweilen arge strukturelle Schwächen (der Subplot mit dem leiblichen Vater ist ja mal völlig fürn Arsch). Nichtsdestotrotz ist "Unmade Beds" ein absolut sehenswerter, experimentierfreudiger und phantastisch gestalteter Film voller menschlich ansprechender Momente einerseits und magischer Momente andererseits. Kreativ inszeniert und photographiert, atmosphärisch absolut packend.

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