Als Bankräuber auf der Flucht, der trotzdem für andere einstehen will, befindet sich Actionstar Van Damme bald in einer Situation „Ohne Ausweg“.
Sam Gillen (Jean-Claude Van Damme) ist Sträfling, der wegen Bankraubes sitzt. Doch sein Partner Billy (Anthony Starke), für den Sam ins Gefängnis ging, befreit ihn während eines Transports. Die beiden wieder vereinten Kumpane können nach kurzen Handgreiflichkeiten die Kurve kratzen, doch ein Polizist erschießt Billy bei der Flucht. Ausbrüche sind im Actionfilm nichts neues, aber der hier ist trotzdem gut gemacht und taugt als ordentlicher Opener.
Sam versteckt sich auf dem Farmgelände der Witwe Clydie Anderson (Rosanna Arquette), die dort mit ihren Kindern Mike (Kieran Culkin) und Bree (Tiffany Taubman) wohnt. Doch seine Anwesenheit wird von Mike bemerkt, als Sam nachts Salz aus der Küche stibitzt. Der Junge findet Sams Lagerplatz und freundet sich mit Sam an, der trotzdem hofft unbemerkt zu bleiben. Ganz witzig an der Sache ist, dass Mike erst denkt, E.T. wäre bei ihnen gelandet und würde wie in dem Spielberg-Film ihren Haushalt etwas durcheinander bringen, als er das Fehlen des Salzes bemerkt.
Doch der Landstrich ist nicht ganz so idyllisch, wie es anfangs scheint: Der Grundstücksspekulant Franklin Hale (Joss Ackland) plant eine riesige Anlage und braucht das Land der Farmer. Wer nicht verkaufen will, wird mit Gewalt dazu gezwungen. Als man diese Methoden auch bei Clydie anwenden will, schreitet Sam ein und beschützt sie – auch wenn er damit Gefahr läuft von den Behörden erkannt zu werden…
Neu ist die Story sicher nicht, aber „Ohne Ausweg“ legt trotz Van Damme den Schwerpunkt interessanterweise nicht komplett auf die Action wie verwandte Werke der Marke „Death Wish 3“. Stattdessen legt man überraschend viel Wert auf die Darstellung von Gefühlen, was Van Damme sogar überraschend gut hinkriegt (besser als seine Versuche von Gefühlsduselei in „Leon“ einige Jahre zuvor). Ab und zu trägt Robert Harmon zwar etwas zu dick auf (meist wenn die Blagen flennen), aber im Großen und Ganzen werden die Emotionen doch mehr als passabel rübergebracht.
Die Story läuft nach bekanntem Schema ab, aber Regisseur Robert Harmon zieht den Plot recht spannend und temporeich vom Leder. Die Wendungen hingegen überraschen kaum und laufen meist darauf hinaus, dass Sam in letzter Sekunde den Retter spielen dar. Da wäre etwas mehr Überraschungspotential definitiv wünschenswert gewesen. Einige wenige Gags lockern die Handlung auf, aber der Humor wird hier nicht sehr groß geschrieben.
Vor der schönen ländlichen Kulisse darf Van Damme allerdings auch diversen fiesen Subjekten auf die Moppe hauen, denn mal ehrlich: Was ist die Hauptattraktion eines Van Damme Films? Leider verbaut sich „Ohne Ausweg“ hier die Chance auf ein echtes Highlight, denn die Menge der Action könnte mehr sein. Gerade der Showdown ist enttäuschend kurz, aber immerhin gibt es die gewohnt ansehnliche Kampfkunst zu sehen. Es wird fast ausschließlich gekämpft, hinzu kommt noch ein wenig nett gemachtes Geballer und eine Verfolgungsjagd gegen Ende, aber beides ist nicht so gut gemacht wie die Nahkämpfe.
Van Damme spielt überraschend überzeugend; natürlich ist er trotzdem nicht oscarreif, aber derartiges erwartet man in einem Actionfilm auch nicht. Rosanna Arquette bleibt leider ziemlich blass, Ted Levine mangelt es an Entfaltungsmöglichkeiten, während Joss Ackland mal wieder hübsch fies rüberkommt. Auch Kieran Culkin zeigt, dass er mehr als Macaulays kleiner Bruder ist und die Nebendarsteller machen einen ganz guten Job.
„Ohne Ausweg“ setzt seine Standardstory ganz flott um und versagt auch auf der Emotionsebene nicht, aber die Action kommt leider etwas zu kurz. Macht 6,5 Punkte.