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Auf einem kleinen Frachtschiff tuckert eine Gang von schweren Jungs zu einem Luxusdampfer, den es zu überfallen gilt. Der Kapitän und einige andere Gesellen bekommen es jedoch schnell mit der Angst zu tun, als sich bei Betreten des besagten Frachters herausstellt, dass eine gigantische Tentakelkreatur ihr Unwesen treibt.

Hach, die 90er... Man merkt dieses Jahrzehnt – für viele immer noch DAS ästhetische Verbrechen der Neuzeit – diesem Film in jeder Sekunde an. CGI, unerträgliche, auf „cool“ getrimmte Bösewichte und ein mehr als fraglicher Humor, der der gängigen Foto-Lovestory aus der Bravo Konkurrenz macht. Das alles bildet eine denkbar schlechte Ausgangslage, aber kann „Octalus“ dennoch überzeugen?

Abgesehen von den bereits genannten Schwächen, kann man auch ganz klare Stärken ausmachen. Das Monster wird gut eingesetzt und verbreitet wirklich ein Gefühl von Gefahr und Bedrohlichkeit. Gerade die anfänglichen Szenen, in denen nur vereinzelte Tentakel zu sehen sind oder zerberstende Türen und Wände das Unheil verheißen, kann man schon als wirksam bezeichnen – vor allem da das Unterwasserszenario ein dankbares ist. Ebenso verhält es sich mit den Angriffen, die die Menschen erleiden müssen, allen voran der bemitleidenswerte Herr, der mit halb verätztem Schädel ausgespuckt wird. Hier fühlt man sich an die Gewaltspitzen des vierten „Alien“-Filmes erinnert, der wohl als Inspiration hergehalten haben könnte.

Dennoch ist „Octalus“ mindestens 15 Minuten zu lang und der Genremix aus Horror und Action wirkt nicht immer optimal abgestimmt. Weniger schmerzhaft peinliches Gangster-Gehabe und mehr Horror wäre hier sicherlich förderlich gewesen, aber dennoch vermögen die bereits genannten Stärken das Gesamtbild niemals zu sehr ins Negative abdriften zu lassen. Auch das Monster selbst ist kein Totalausfall, selbst wenn 90er CGI bekannterweise altert wie Erdbeerjoghurt. Irgendwo ist das Design abstrakt genug um zu funktionieren und die vielen Szenen, in denen man eher die einzelnen Teile des Ungetüms sieht, sehen nicht zu sehr nach Windows 98 Screensaver aus. Auch vermögen die gefunden Leichen und Massengräber das ansonsten eher knallige Gesamtbild mit einem Schuss Lovecrafteanischem Grusel anzureichern, der sehr willkommen ist. Davon hätte man mehr gebraucht.

Fazit: Cooles Monster, kurzweilige Passagen einerseits, Längen und anstrengende Charaktere andererseits. „Octalus“ aka „Deep Rising“ ist konfliktbehaftet und verschenkt Potential, hinterlässt aber am Ende doch einen eher positiven Eindruck, bei dem die handfesten Fehlentscheidungen ein wenig in den Hintergrund rücken. Das immer noch glaubhafte Monster macht hierbei den entscheidenden Unterschied. Mit mehr Horror, weniger Laufzeit und einer Loslösung von 90er-Konventionen wäre der Film gut bis sehr gut geworden, so bleibt er leider nur oberer Durchschnitt.

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