Ein Zug fährt durch die Winternacht. Viele Passagiere sind es nicht, mehr oder weniger in jedem Waggon einer. Im letzten Waggon sitzen allerdings gleich 3 Fahrgäste: Ein besoffener Verkäufer, eine stille Medizinstudentin – und ein Toter. Dieser Tote besitzt, bzw. besaß, ein kleines Kästchen, und wer in dieses Kästchen schaut sieht das, was er sich schon immer gewünscht hat. Die Legende sagt aber auch, dass jeder, der hinein geschaut hat, noch vor Sonnenaufgang sterben wird. Und er wird den grausamsten aller Tode sterben, denn seine Seele wird zerrissen werden. Der Verkäufer schaut hinein, und die Studentin auch, genauso aber auch der Schaffner, der den Tod eigentlich der Polizei melden möchte. Die anderen beiden wehren sich aber mit Händen und Füßen, denn wenn die Leiche spurlos verschwinden würde, dann verschwindet auch eine mögliche Untersuchung durch die Polizei. Und die Reichtümer im Kästchen gehören mir … Nein, mir … Nein MIR!!!
Der erste Eindruck war nicht schön: Billige Computereffekte, billige Effekte, billige Videooptik. Aha, eine Fernsehproduktion zum Wegschlafen. Es war sichtlich überhaupt kein Budget vorhanden, und das was vorhanden war, floss in die Gagen. Und somit hat der Regisseur alles genau richtig gemacht, denn die Schauspieler retten den Film (und nicht die Effekte, wie es heutzutage so oft irrtümlich geglaubt wird). Danny Glover als alternder Schaffner, Steve Zahn als habgieriger und feiger Verkäufer, und vor allem Leelee Sobieski als Frau die buchstäblich über Leichen geht, die drei bringen den Film definitiv in knochentrockene Tücher. Die Handlung wird ihrem Fortschreiten immer dichter und dichter, und je mehr sich die Leichen häufen, umso verzwickter wird die Situation und umso verzweifelter die Protagonisten. Ein paar unschöne Sprünge verzeichnet das Drehbuch schon, vor allem wenn gegen Ende der Bodycount geradezu apokalyptische Ausmaße annimmt. Aber das kann ohne weiteres verschmerzt werden, die Geschichte ist bei aller Geradlinigkeit und Vorhersehbarkeit immer spannend und, wie erwähnt, dicht. Vor allem Leelee Sobieskis Charakter wird mit zunehmender Filmdauer immer wilder, immer monströser, und ihre Aktionen werden immer blutrünstiger. Man fragt sich unweigerlich was sie gesehen hat. Eine der am Ende offenen Fragen, die angenehmerweise nie beantwortet werden, und die auch nicht beantwortet werden müssen. Eine spannende Frage, die sich nach dem Film fast automatisch stellt: Was hättest Du gesehen?
Zwei Highlights müssen einfach erwähnt werden: Da ist zum einen das Wiedersehen mit Miss Froy aus Alfred Hitchcocks EINE DAME VERSCHWINDET, die hier in einem anderen Zug wieder auftaucht. Und da ist das offene Ende, das eine bittere kleine Pointe enthält. Insgesamt also runde 90 Filmminuten die sich absolut lohnen, behagliches Schaudern und entsetztes Kopfschütteln inklusive …