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Crank: High Voltage



Fortsetzungen unterliegen gewissen Kriterien um eine Daseinsberechtigung rechtfertigen zu können. Dabei ist natürlich kommerzieller Erfolg des Erstlings bzw. des Vorgängers Vorraussetzung. Egal ob dann Niveau, künstlerischer Anspruch und Kreativität auf der Strecke bleiben. Der Schotter zählt und abgerechnet wird am Schluß.

Mehr Budget, mehr Gewalt, mehr Action, mehr Tode, gleicher Hauptdarsteller bzw. gleiche Hauptfigur, ein unmittelbar am Ende des Erstlings anschließender Plotfaden und Chev Chelios (Statham) darf (oder sollte man sagen MUSS) wieder agieren. Natürlich stehen wir, ganz im Sinne des Titels, unter Hochspannung und dürfen dementsprechend zu Werke gehen.

Die Pumpe lässt sich Chev noch nehmen (nicht das er eine Wahl hätte), aber ohne Schwanz weiterleben, dass geht ja mal gar nicht. Also werden die asiatischen Chirurgen flott ins Jenseits befördert und die Jagd nach dem verlorenen Herz kann beginnen.

"Crank: High Voltage" will alles und das mit aller Gewalt! Das fängt mit dem Tempo des Films an. Er beginnt und schon befinden wir uns im Showdown. Blieb im Erstling schon wenig Zeit zum verschnaufen, darf hier gar nicht mehr geatmet werden. Die Hauptfigur flitzt, cruised und killed sich von einem Szenario zum nächsten. Dabei werden Elemente aus dem Vorgänger erneut aufgegriffen und manche Szene wirkt nur noch wie ein Plagiat. Auch die Sterberate wurde erhöht und passt diesbezüglich gut zum allgemeinen Erzähltempo. Doch wirklich erquickend gestaltet sich nichts. Entertainment zählt und wird irgendwie auch geboten. Allerdings ohne dramaturgischen Hintergrund. Dies fällt jedoch auf, zumal der Vorgänger schon nicht das Rad Neu erfunden hat und das ist auch das ganz große Manko. Die Macher konzentrierten sich primär nur noch auf die Präsentation und verloren dabei ein wenig den Überblick (oder auch nicht?!). Schock und Provokation sind Trendy. Moral ist hier ein Fremdwort, und so sehen wir hier abgeschnittene Brustwarzen, öffentlichen Koitus, ne Schwanzmassage mal anders, eine Godzillaparodie, ein Pferdepenis, ne nervige Asiabitch, Action und eine kompromisslose Hauptfigur, welche einen ähnlichen Stellenwert im Film hat wie all die Junkies, Latinos, Asiaten und sonstigen Freaks und Rednecks, die von ihr dezimiert werden. Das eigentliche Ziel gerät sogar zeitweise in Vergessenheit. Ausserdem ist Chev Chelios eigentlich genauso ein Arschloch, ein Killer und Egoist wie all die anderen und hat es wahrscheinlich schon 3mal verdient zu sterben. Nur leider wird der Charakter von dem überaus sympathischen Jason Statham verkörpert und somit gewähren wir ihm seinen Weg und all die Schnapsideen, welche er, der Drehbuchautoren wegen, durchleben muss.

Natürlich hat der Streifen seinen Unterhaltungswert. Ein ungemein hohes Tempo lässt so manche Geschmacklosigkeit (z.B. abgeschlagener Ellenbogen, zerschossene Silikonimplantate) gleich wieder vergessen und sorgt teilweise für solch einen Input das man in Verbindung mit den Schnittfolgen und Bildmontagen auch mal überfordert sein kann. Der Score rockt gewaltig, bietet wie schon im Debüt ne satte Ladung Aggressivität und dabei auch eine der witzigsten Ideen im Film überhaupt, nämlich dann wenn Chev, eine Pumpgun schwingend, zum Soundtrack mit pfeift. Leider bleibt, wie bereits erwähnt, Innovation vollkommen auf der Strecke und dabei ist es nicht gerade hilfreich das Chev wie eine Maschine, und frei von jeglichen menschlichen Emotionen, agiert. Der Zuschauer weiß von Beginn an: „ Es kann nur einen geben“. Somit fiebert man nicht mit der Figur mit, sondern wartet nur auf die Resultate und Folgen, von Chev's Aktionen. Null Identifikation, null Spannung.

Zu allem Übel will es die Macherschmiede wissen und gönnt sich nach einem lächerlich unspektakulären Finale die Option auf eine zweite Fortsetzung! Wie gesagt, Überraschungen werden nicht wirklich geboten. Jedoch die Jagd nach einer kompatiblen Haut, mit Statham als Mumie, wäre ja mal was.

5/10

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