Das Rumpelstilzchen ist wieder unterwegs…18.04.2009
Und wieder einmal wird ein hervorragender, sehr origineller Film dem ehernen Gesetz des Geldausquetschens unterworfen. Es ist leider immer wieder das gleiche…gutes alleine genügt nicht, nein, man muß das Konzept melken, bis kein Dollar mehr zu generieren ist. Dabei verzichtet man auf subtile Stilmittel, sondern klotzt mit voller Wucht genau die Batzen aneinander, von denen man als Produzent denkt, daß diese das Publikum dazu bringen werden, in Scharen in die Lichtspielhäuser zu laufen. Leider aber bleibt Charme des Originals auf der Strecke, böser Witz wird durch derben Humor ersetzt, die Hauptfigur einem Supermann gleichgestellt…und den Rest erledigt wieder einmal und in bewährter Weise die üble, kalauernde deutsche Synchronisation. Nun, ich bin ja selbst schuld, hätte ja ein bißchen warten und mir die DVD aus Amerika importieren können…
Es geht genau da weiter, wo der erste Film aufgehört hat, und das ist schon mal eine gute Sache. Vorkenntnisse sind aber auch angeraten, denn ansonsten kann man als unbedarfter Zuseher mit den auftauchenden Figuren nicht viel anfangen. Denn diese, und das ist eines der vielen Mankos des Streifens, tauchen auf, werden nicht weiter erklärt, sind eine Weile da und dann auch bald nicht mehr wichtig. Chev Chelios müßte nach seinem Sturz aus dem Hubschrauber zum Ende des ersten Teils eigentlich tot sein, Gift und Aufprall hätten das erledigen müssen. Weit gefehlt, eine chinesische Ärztetruppe hat den Mann gefunden und verwendet ihn nun als Ersatzteillager für den uralten Anführer der Triaden. Doch Chelios ist kein Mann wie Du und ich, nein, er will leben um jeden Preis – und sein Herz zurück, welches man ihm entnommen und an seiner Statt eine Plastikpumpe eingebaut hat. Also auf durch die Stadt, getrieben von der Suche nach dem Organ und der Suche nach Elektrizitätsquellen, denn die braucht Chev, um sein Kunstprodukt in der Brust am Laufen zu halten. Dabei setzt man auf die bewährten überdrehten Mittel des Ausgangsfilms, doch man begeht Todsünden…man wiederholt Dinge, aber durch die Maxime des schneller – höher – weiter leider in schlechter Qualität.
Auf seinem Zug durch die Gemeinde begegnet Chelios wieder allerhand wunderlichen Figuren, die sämtliche völlig überspitzt sind und wie aufgedreht agieren. Störend dabei sind vor allem eine Chinesin und ein Chicano mit Ganzkörpertourettesyndrom. Und nach dem recht guten Begin wird das Triebn zusehends zu einer reinen, zwar recht bluthaltigen, aber dennoch nicht mehr sehr spannenden Komödie. Chelios ist unbesiegbar, keine Stromquelle vermag ihn zu verletzen, der Griff in die Hochspannungsleitungen erzeugt nur Blitze…wenn ich derartiges sehen will, bin ich schnell beim völlig mißglückten „Robocop 3“. Das alles mag nun klingen wie ein totaler Verriß, aber ganz so ist es nicht, denn der Streifen hat seine Momente, die leider erst mit zeitlicher Verzögerung wirken. Es gibt wirklich gute und innovative Szenen, das ganze erinnert teilweise an „Natural Born Killers“ in lustig, und natürlich geht es gemäß der seit „Bourne“ stilbildenden Mittel auch technisch sehr hektisch zu. Das nervt, genau so wie die zu dummen und zu platten Sprüche, die man dem Film seitens der Synchronisation aufpropft. Dennoch: da es derzeit kaum noch Kino für Erwachsene gibt, ist der Film generell zu empfehlen, auch wenn er durch Mätzchen wie gozillaartige Kämpfe bei mir eher Unmut hervorruft. Doch Statham ist als kleines Rumpelstilzchen wieder einmal prima – sollte es indes einen dritten Teil geben, habe ich da schon heute meine Zweifel hinsichtlich der Qualität.
Erstaunlich ist zudem, daß ich in der Rückschau die etwas ruhigeren Momente des Films besser finde als die hektischen Actionsequenzen. Sehr gut zum Beispiel und auch witzig die Talkshowsequenz mit dem jugendlichen Chelios. Besser möge also Chelios in Frieden ruhen…denn was bleibt haften? Der dicke winkende Chinese mit dem roten Höschen…für den zweiten Auftritt daher hier noch knappe 7/10.