Wurde dieser Film vom Papst bzw vom Vatikan gesponsort?
Dieser Verdacht hat sich bei Sichtung des Filmes nicht nur einmal aufgedrängt sondern schon fast durchgehend. So eine penetrante "Ich bin ein Katholik" Botschaft ist mir glaube ich in keinem anderen Film aufgefallen. Bemerkenswert dass das ausgerechnet in einem japanischen Film so vertreten wird, da ja bekanntlich Buddhismus als Religion dort auch nicht gerade selten ausgeübt wird. Im Film spielt Buddhismus allerdings überhaupt keine Rolle, (und wird bis auf ein Dialog am Rande auch nicht weiter erwähnt) nein im Gegenteil: man explodiert fast schon richtig vor "erzkonservativem Katholizismus"mit einer stocksteifen Einstellung, dass selbst der Papst persönlich das ganze eher lockerer sehen würde, wie hier der Priester/Vater im Film dargestellt wird.
Erwähnenswert sind sicherlich auch die Gebete vor dem Essen, man ist ja schließlich ein (guter) Christ! So ein Verhalten würde ich (wenn überhaupt) realistischer empfinden auf einem Bauernhof der Vereinigten Staaten aber im überfüllten Industrial "Hentai" Land Japan? Tja so viel zur Glaubwürdigkeit dieses Konzeptes, was das Gerüst des Filmes ausmacht. Der Vater demonstriert dem Sohn dass man ohne Sünde auch nicht wirklich kann (welch Erkenntnis)und verlangt dass er ihm jeden Tag die Sünden krampfhaft beichtet. Das "Highlight" dieser Sünden sind Unter-dem-Rockbilder von verschiedenen Passantinnen, auf die sich der Sohn wenig später spezialisiert und eine Art "Wissenschaft" und "Weltgeschehen" daraus macht. Also ich habe mir gedacht, als Gag am Rande schön und gut, aber dass man sich derartigst darauf fokusiert? Wieso geht er nicht in ein Strip-lokal um zu sündigen, Pornostar Meeting, Hentais zeichnen, anschauen, etc.. (viel kontroversere ideen hätte ich ja auch, die ich hier nicht erwähne). Nein die "Peek-a-Panty" Bilder sind das tolle Maß aller Dinge und permanent wird an dem Schlagwort "Sünde" herumgeritten. Ziemlich einfältig, genauso wie die lachhafte Einstellung (bzw Darstellung)des Vaters.
Später greift der Film dann die "Bukkake" thematik der Pornos auf, die sogar halbwegs amüsant ist, aber es bleiben nur interessante Fragmente und Ideen, eine Minderheit dieses 4 Stunden "Epos" (Übrigens wird der Sohn wegen den ah so kontroversen Bildern tatsächlich als arger "Hentai" angeprangert..) Gut finde ich lediglich die "Sasori" Anspielung und die niedliche Darstellerin.
Was hier Regisseur Shion Sono abliefert ist eine wahrlich uneinheitliche mischung aus naiver und einfältiger Benjamin Blümchen Welt (total "cool" wie der Sohn die Unter-dem-Rock Bilder macht, sicherlich beeindruckend für 14jährige)die sich schon fast schizophren abwechselt mit Pseudo-Dramatik u Tiefsinn auf Seifenopernniveau und (verhältnismässig) "derben" Szenen wie eine graphische *enis-ab szene. Die mehr als hysterische und nervende Frau die den Priester ständig drängt sie zu heiraten, will am Anfang des Filmes einfach nur "Christin" werden. Da wird nicht erklärt wieso eigentlich und was sie dazu bewegt Christin zu werden, nein dass wird in 3 Sekunden beschlossen und dennoch nimmt der Film 4 Stunden Laufzeit in Anspruch..für eine in der Essenz doch ganz einfachen Geschichte.
Teilweise fragt man sich durch dieses Gemisch aus verschiedenen Elementen was für eine Zielgruppe dieser Film ansprechen soll: besagte Szene könnte von manchen als zu "derb" empfunden werden, während andere Leute die mit Filmen mit "kontroversen" inhalten vertraut sind, besonders diese naiven "Barbapapa" elemente als schlecht empfinden könnten. Ein wirklich seltsames Ergebnis weder Fisch noch Fleisch, wenn man bedenkt dass Regisseur Sono mit "Suicide Circle" einen durchaus guten Film abgeliefert hat. Sein "Strange Circus" hingegen war aufgrund der sehr bedenklichen Thematik Kindesmissbrauch (alles andere als mit Samthandschuhen behandelt) schon wiederum zu krank, um ernsthaft diesen Film zu "mögen". Hier hat er aber den "Jackpot" gewonnen, nicht meiner Meinung nach, sondern wenn man bedenkt wie dieser Film doch als "Meisterwerk" abgefeiert wird dem ich definitiv nicht zustimmen kann. Das alles "rein subjektiv" ist mag beileibe keine Neu-Entdeckung sein, allerdings kann man genauso gut behaupten dass "Titanic" ein "sehr guter" Film ist und "Vom Winde verweht" der beste Film aller Zeiten.
Hätte man die furchtbaren absurden und naiven ersten 40 bis 50 Minuten dieses Films enfternt, und nicht dermaßen stark auf der christliche Tube gedrückt, wäre es vielleicht möglich gewesen sogar den Film als "ok" zu bezeichnen. Womöglich kann er Leute die überwiegend Hollywoodfilme und Seifenopern sehen vielleicht beeindrucken, jedenfalls muss man einen Hang zur "rosa Welt" haben um so etwas als "berauschende Grenzerfahrung" (Dvd Cover Zitat) in den (heiligen und christlichen) Himmel hochzuloben.
Dass es "ungewöhnliche" (zugegeben ein breiter und abgenutzter Begriff) japanische Filme gibt, die wirklich überzeugen können hat "Survive Style" mehr als bewiesen. Sion's Film hingegen ist viel möchte-gern und Effekt-hascherei mit wenig dahinter, die wenigen guten Ideen die doch da sind ersticken an der absurden Religionsthematik(den "einfallsreichen" Schluss hätte man genauso gut einen Film wie "Crocodile Dundee" entnehmen können). Da ist mir auch sein solider und geradliniger "Exte - Hair extensions" lieber, als dieser als "Meisterwerk" getarnte Blümchen-Film. 4/10