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Madeline Matheson (Jordan Ladd) wünscht sich nichts sehnlicher als ein eigenes Kind. Zweimal war sie bereits schwanger, doch beide Male erlitt sie Fehlgeburten, was ihr Vertrauen in Ärzte stark erschütterte. Nun hat es mit der Befruchtung erneut geklappt, und Madeline wendet sich an ihre Schulfreundin Dr. Patricia Lang (Samantha Ferris), die sich als Geburtshelferin selbständig gemacht hat (es wird angedeutet, daß die beiden früher eine Liebesbeziehung hatten). Die Schwangerschaft verläuft im Großen und Ganzen komplikationslos, doch wenige Wochen vor der Niederkunft schlägt das Schicksal abermals erbarmungslos zu. Nach einem Autounfall, bei dem auch ihr Mann Michael (Stephen Park) ums Leben kommt, stirbt das Ungeborene noch an der Unfallstelle. Trotzdem ist Madeline fest entschlossen, das Baby auf natürlichem Wege auf die Welt zu bringen, um es zumindest einmal in den Armen halten zu können. Als es dann soweit ist, geschieht das Unfaßbare: Grace, das tote Baby, kehrt ins Leben zurück! Madeline ist überglücklich, und auch als sie feststellt, daß ihr Baby anders ist, übertönt die Mutterliebe sämtliche Stimmen der Vernunft. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf...
Bevor Grace das Licht der Welt erblickte, gab es einen Kurzfilm gleichen Namens, der sehr positiv aufgenommen wurde und schließlich für die Finanzierung des Langfilmes sorgte. Und dieser macht es seinem Publikum alles andere als leicht. Paul Solets Film erweist sich nämlich als spröder, schwer verdaulicher und tief unter die Haut gehender Schocker, der keine Gefangenen macht und seine an und für sich einfache Geschichte ungemein kompromißlos erzählt. Darüber hinaus entwickelt sich das Geschehen sehr langsam und bedächtig, wobei sich Solet (der auch das Drehbuch verfaßt hat) voll und ganz auf seine Figuren konzentriert und die Erwartungen des Zuschauers oftmals ins Leere laufen läßt (außerdem verzichtet er darauf, den Erklärbären raushängen zu lassen). Immerhin ist Grace im Prinzip ein Film über eine Mutter mit einem Zombiebaby, und doch ist Grace auch gleichzeitig so völlig anders und so viel mehr. Hauptdarstellerin Jordan Ladd (Genrefans bekannt als Karen in Cabin Fever und Shanna in Death Proof) liefert eine grandiose und intensive Performance ab, doch Gabrielle Rose als ihre herrschsüchtige Schwiegermutter Vivian (die das Baby bereits fix als Ersatz für ihren verstorbenen Sohn eingeplant hat) steht ihr in nichts nach. Die dichte Atmosphäre des Grauens, der Paranoia und der Isolation setzt dem Zuseher ebenso zu wie die zum Teil präzise und unvermittelt daherkommenden Schockszenen, die ihre Wirkung nicht verfehlen (man beachte auch die letzte Einstellung... ein echter Kracher!). Mit etwas Phantasie und gutem Willen könnte man sogar behaupten, daß Grace da anfängt, wo Rosemary’s Baby aufhörte. Keine Frage, Grace ist ein origineller, guter und sehr aufwühlender Film, der von werdenden Müttern aber unbedingt gemieden werden sollte. Und das ist keine leere Phrasendrescherei.

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