„Nightstalker“ wurde Richard Ramirez genannt, der um 1985 vierzehn Menschen tötete und die meisten davon vergewaltigte.
Ein Serienkiller also und wenn es um solche geht, ist der Ulli Lommel nicht weit, um aus der historischen Vorlage das mit Abstand übelste zu schustern, was man sich als Vielseher, der sich mit viel Grütze umgibt, nur vorstellen kann.
Was erstmal nervt, ist das latente Voice-over der Hauptfigur Richard. Die Monologe seiner Gedankenwelt schwanken zwischen erklärend, verzückt und völlig besessen und nach fünf Minuten möchte man bei der unangenehmen Betonung und Stimmlage direkt den Ton ausstellen.
Was ebenfalls sogleich ins Auge sticht, ist die desaströse Bildqualität, als hätte man von VHS auf VHS kopiert. Es gibt keinerlei scharfe Konturen, ausgeblichene Kontraste und wahllos gewählte Perspektiven runden den Eindruck noch ab, - soweit zu den Rahmenbedingungen.
Nun ist der Lommel offenbar seit Jahren nicht mehr daran interessiert, sich um einen Storyaufbau zu kümmern, geschweige denn, so etwas wie Spannung oder Atmosphäre zu erzeugen und immerhin: Er bleibt seiner Linie treu.
Der ganze Schlamassel wirkt wie unter Drogen gedreht, wozu auch der minimale Traumtänzer-Score passt.
Einzig und allein der junge Killer steht im Vordergrund, latscht durch die meist nächtlichen Straßen von L.A., blubbert wirres Zeug vor sich hin, entdeckt und beobachtet eine „Prinzessin“ und wägt ab, wie er sie für sich behalten könnte.
Dazwischen sich zigfach wiederholende Rückblicke aus der Kindheit, wie der Onkel seine Frau erschoss und ständig dieses Gelutsche am Lolli, was zusätzliche Übelkeit schafft.
Über Frauenhasser und Killer Ramirez lernt man indes rein gar nichts, zumal der historische Hintergrund arg verfremdet wurde. Später gesellt er sich zu Satanisten, auf dass die Off-Stimme derlei Beschwörungen im Chor durcheinander wirbelt und am Ende geht man gar in eine brabbelnde Fantasiesprache über, da macht dann rein gar nichts mehr einen Sinn.
Vom Tathergang der Morde fehlt natürlich jede Spur. Zwar sieht man mal vage eine Leiche auf dem Boden und ein wenig Kunstblut in der Umgebung, doch von expliziter Darstellung hält der feine Herr Lommel seit langem Abstand, stattdessen sieht man immerhin zwei Frauen barbusig.
Ach, wären die 70 Minuten bloß mal schon um, kreist es in der Gedankenwelt des Betrachters, der sich gar nicht näher auf diese verhunzte Kollage einlassen sollte.
Und während der Nightstalker sein neues Opfer im Visier hat, Drogen nimmt und eine weitere Kindergarten-Philosophie vom Stapel lässt, wird jede Sekunde zur Qual.
Vom Darstellerischen, Inszenatorischen, Dramaturgischen…, ach, vergesst es, - die Sache ist schlicht unsehbar.
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