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Trixie (Julia Voth), Hel (Erin Cummings) und Camero (America Olivo) sind an ihrem Ziel angekommen, als sie inmitten einer kargen Landschaft langsam ihrem Wagen entsteigen. An diesem heruntergekommenen Ort befinden sich nur ein alter Trailer, Schuppen und aufeinander gestapelte Fässer, umgeben von Schrott und sonstigen Abfällen - nichts von Interesse scheint es hier zu geben. Doch das ist ein Irrtum, denn als sie den ramponierten Körper von Gage (Michael Hurst) aus dem Kofferraum ziehen, soll dieser ihnen das Versteck verraten. Was sich dort verbirgt, bleibt erst einmal unklar, deutlich wird hingegen, dass Gage nicht daran denkt, den Ort preis zu geben, sondern viel mehr beginnt, Misstrauen zwischen den Partnerinnen zu säen. Als er dabei Details über Camero zu verraten beginnt, erschiesst diese ihn kaltblütig. Jetzt müssen die Frauen graben, um das Versteck zu finden.

Doch dabei werden sie keineswegs in Ruhe gelassen, sondern erhalten in regelmässigen Abständen Besuch von unterschiedlichen Typen, die ihre eigenen Interessen vertreten. Während die schlagkräftige und skrupellose Camero sich zu wehren weiß, die intelligente Hel überraschend tough ist, wird die etwas naive Trixie zunehmend zum Ballast in dem Frauenteam, weshalb vor allem Camero sie loswerden möchte. Aber auch zwischen den Anführerinnen kommt es zunehmend zu Streitigkeiten, vor allem als das Versteck gefunden wird.

"Bitch slap" erzählt seine Geschichte im Zeitsprung - Modus, beginnt mit einer späten Szene, die die verzweifelte, blutverschmierte Trixie innerhalb brennender Trümmer zeigt, um dann, ausgehend von den oben geschilderten Ereignissen, immer weiter zurückzuspringen. Dadurch entschlüsselt der Film zunehmend das Geschehen, streut jedesmal neue Erkenntnisse hinsichtlich der Protagonisten ein, hangelt sich von Wendung zu Wendung - bis zum überraschenden Schluß...

Überraschend ? - Nur, wenn man noch an den Weihnachtsmann glaubt, denn "Bitch slap" tropft vor lauter Tarantino - Sexploitation - Attitüde, bei der höchstens die Normalität überraschend wäre und nicht die jeweils unwahrscheinlichste Lösung. Aber wirklich entscheidend ist das nicht für eine Story, die man bequem in eine Viertelstunde hätte packen können und der die wichtigste Tarantino-Eigenschaft fehlt - der ausführliche, unterschwellig aggressive Dialog. Stattdessen wird hier nur geflucht, Drohungen ausgesprochen und manchmal auch ein wenig Liebesgeflüster losgelassen - nicht überraschend stammen die interessantesten Beiträge von Kinki (Minae Noji), die gemeinsam mit dem abgefahrenen Punk Hot Wire (William Gregory Lee) kurz die Macht über die drei Frauen übernimmt, und ihre abschätzigen Bemerkungen immer auf chinesisch hinrotzt.

Doch auch das spielt natürlich keine Rolle, hinsichtlich der Beurteilung des Films, denn bei "Bitch slap" handelt es sich um ein selbstironisches, übertriebenes, comicartiges Werk, das unter der Überschrift "Style over Substance" firmiert, und damit quasi sacrosankt ist. Zudem scheint es der Film nur auf eine spezielle Zielgruppe abgesehen zu haben, die die Macher um Regisseur und Autor Rick Jacobson immerhin für so groß hielten, dass sie ihrem Werk Chancen am Markt zutrauten. Und dieser Gedanke ist keineswegs falsch, denn wirklich entscheidend sind in "Bitch slap" nur die drei Hauptdarstellerinnen, die in knappsten Kostümen vor allem ihr üppiges Decolleté in die Kamera halten. Ständig gleitet das Objektiv in Zeitlupe entlang ihrer Rundungen, hält den ausgiebigen Hüftschwung fest und nimmt sich Zeit für völlig unmotivierte Wasserspielchen.

Zwar wird auch Mal den Männern ein wenig Honig um den Part geschmiert, wenn sich die Damen davon einen Vorteil versprechen, aber sonst leben sie konsequent ihre lesbischen Neigungen, was zu einer Liebesszene im Trailer und heftigen Eifersuchtsattacken innerhalb der Troika führt - ausgiebige, in Zeitlupe festgehaltene Schlägereien zwischen Hel und Camero inclusive. Mehrfach wird ein Wälzer in das Bild gehalten, der den schönen Begriff "Post - Feminismus" im Titel trägt, was vielleicht ironisch gemeint ist, aber den Nagel auf den Kopf trifft. Während die klassischen Sexploitation - Filme der 70er und 80er Jahre, die im Vorspann zitiert werden, tatsächlich feministische Züge an sich hatten, da sie das klassische Frauenbild in Frage stellten, ist "Bitch slap" ein Griff in die Mottenkiste. Mit moderner Bildsprache und flappsigen Sprüchen wird kaschiert, dass Frauen hier nur als "Pin-up" dienen und ihre Schlägereien auf "Schlamm-Catchen" - Niveau stattfinden.

Selbst dafür gibt es bekanntlich noch genügend Interessenten, die sich den Spaß nicht durch "political correctness" verderben lassen wollen, aber auch diesen müsste prinzipiell auffallen, dass "Bitch slap" zwar laut schreiend so tut, als wäre er ein gewalttätiges, sexistisches Machwerk, sich in Wirklichkeit aber nichts traut und fast prüde ist. Die schicken Klamotten der Mädels werden höchstens etwas gerafft, verlieren aber nie ihren Sitz, weshalb der immergleiche Anblick mit der Zeit langweilt. Dabei gäbe es genug Gelegenheiten über die Stränge zu schlagen und den Betrachter echt zu konfrontieren, aber selbst als die kleine Trixie vom bösen Punk und seiner chinesischen Gehilfin "benutzt" wird, reicht es gerade mal dazu, dass ein bisschen auf ihr geritten wird. Sprüche klopfen und den bösen Mann spielen kann er, aber mit einem Ruck ihr hübsches goldenes Kleid zerreissen - das würde ja das ästhetische Gleichgewicht zerstören.

"Bitch slap" ist so unangenehm verlogen, weil er behauptet, sein Frauenbild in ein ironisches Umfeld einzubetten, dabei aber genauso gewalttätig plakativ und gewöhnlich bleibt, wie es inzwischen aus unzähligen Filmen des Genres bekannt ist. Echte Tabübrüche oder Grenzüberschreitungen - wie sie die frühen Sexploitation-Filme noch wagten - finden hier nicht statt (1,5/10)

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