Elijah Wood spielt den jungen Huck Finn, der bei einer alten Witwe relativ glücklich aufwächst, bis schließlich sein brutaler, andauernd betrunkener Vater, gespielt von Ron Perlman, wieder auftaucht und ihn entführt. Huck kann entkommen und seinen Tod vortäuschen. Er beschließt, sein altes Leben aufzugeben und macht sich zusammen mit einem schwarzen Sklaven, gespielt von Courtney B. Vance, auf den Weg stromabwärts des Mississippi.
Mark Twains Roman "Die Abenteuer des Huckleberry Finn dürfte so ziemlich jedem ein Begriff sein, da er sich der Roman, ähnlich wie das vorangegangene Werk "Tom Sawyers Abenteuer" großer Bekanntheit erfreut und filmisch mehrfach umgesetzt wurde. Regisseur Stephen Sommers, der hier sein Debüt gibt und später vor allem durch "Die Mumie", "Die Mumie kehrt zurück" und "Van Helsing" in Erscheinung treten sollte, entschied sich in diesem Fall für eine besonders kindgerechte Umsetzung des Stoffs, die aber auch für Erwachsene durchaus unterhaltsam ist.
Besonders gut ist dabei die audiovisuelle Umsetzung von Sommer, so ist der Score sehr harmonisch, meist getragen, unterlegt den Film zu jedem Zeitpunkt stimmig, setzt aber auch Akzente, wenn die Spannung erhöht wird. Die verschiedenen Landschaften Amerikas, vor allem der Mississippi sind malerisch in Szene gesetzt und auch die Dörfer und Städte, die dem Ende des 19. Jahrhunderts entsprechen, wissen zu gefallen, genauso, wie die sehenswerte und detailverliebte Ausstattung, die einen Großteil des stilvollen, sympathischen Flairs des Films ausmacht.
Passend dazu ist das Erzähltempo ebenfalls ruhig und getragen, aber schnell genug, dass der Film nicht langweilt. Ein paar amüsante Stellen werden ebenfalls eingebaut, wobei diese vielleicht teilweise ein wenig zu kindgerecht und naiv daherkommen, aber den einen oder anderen zusätzlichen Sympathiepunkt bringt der kindliche Humor Sommers Werk dann doch und damit sei dieser marginale Fehler soweit verziehen. Stellenweise ist "Die Abenteuer von Huck Finn" mit dieser, schon etwas märchenhaften, kindgerechten Machart ein wenig naiv, temporär mag es dem einen oder anderen auch etwas kitschig erscheinen, denn an etwas überproportionierten Gefühlen spart Sommers nicht gerade, aber die positiven Eindrücke überwiegen und der Unterhaltungswert ist auch für den erwachsenen Zuschauer nicht schlecht.
Einen zentralen Makel, der auch nicht so richtig durch den sympathischen Grundeindruck kompensiert werden kann, ist, dass die gesellschaftskritischen Züge der Vorlage von Twain, wie die tiefere Charakterkonstruktion, die Kritik an der Sklaverei, oder das Zeitportrait kaum vermittelt werden und irgendwo zwischen schönen Bildern und anderen vordergründigen Reizen praktisch untergehen. So bleibt es bei oberflächlichen Moralappellen und sehr simpel übermittelten Botschaften, die zudem recht kitschig erscheinen und damit allerhöchstens den ganz Kleinen einen tieferen Denkanstoß geben dürften. Hier wird Potential verschenkt, wobei der Film, der als Klientel alle Alterklassen zu bedienen versucht, ansonsten kaum an seiner Zweigleisigkeit scheitert.
Elijah Wood leistet als Huck Finn gute Arbeit und zeigt damit bereits im Alter von zwölf Jahren, was er so am Kasten hat. Er ist in der Rolle sympathisch genug, um den jüngeren Zuschauern eine geeignete Identifikationsfigur bieten zu können, leistet aber darüber hinaus auch darstellerisch ordentliche Arbeit. Courtney B. Vance spielt seine Figur solide und passt mit seiner sympathischen Art ebenfalls sehr gut in den Film. Zwar hat Ron Perlman lediglich einen kurzen Auftritt als brutaler und versoffener Vater, aber er spielt diesen derart bösartig, dass der Film nicht zu naiv wirkt und ist daher sehr wichtig für das Gelingen des Werks und auch der restliche Cast ist durchaus gut besetzt.
Fazit:
Audiovisuell vorbildlich inszeniert, langsam und getragen erzählt und mit sympathischen Hauptdarstellern besetzt, ist diese märchenhafte, liebenswerte Adaption von Mark Twains Roman auch für Erwachsene durchaus unterhaltsam, auch wenn die tieferen, gesellschaftskritischen Ansätze von Regisseur Sommers weitestgehend vernachlässigt werden und der Film teilweise etwas zu kindlich daherkommt.
60%