Review

Oh, oh! Ein Mix aus Kammerspiel, Naturdoku und Greenpeace-Propaganda. Und dann auch noch ein Remake! Kann sowas funktionieren? Ja, es kann. Tut es das im vorliegenden Fall? Nun ja, soso lala.

Das voneinander entfremdete Ehepaar Peter und Carla will ein verlängertes Wochenende (ratet mal woher der Titel des Films stammt) nutzen, um mit einem weiteren Pärchen an einem australischen Strand, der unter Surfern als Geheimtipp gilt, ein paar schöne Stunden zu verbringen – und eventuell die angeschlagene Ehe zu retten. Schon die Vorzeichen stehen nicht besonders gut, denn der Trip ist nicht auf beider Mist gewachsen, sondern allein Sunny-Surferboy Peters Idee. Sie hasst das Campen und wäre ja viel lieber in Bangkok eingecheckt. Doch schon bald wird klar, für einen Naturburschen verhält sich der „Mann im Haus“ ganz schön daneben, lässt den grünen Daumen erst mal stecken, überfährt ein Känguru, fällt einen Baum – einfach weil man das mal gemacht haben muss, stielt ein Adlerei und erschießt eine Seekuh. Mutter Natur lässt sich das natürlich nicht gefallen und schlägt zurück.

Long Weekend“ ist wirklich ein zweischneidiges Schwert und das zeigt sich in allen Bereichen, ob nun inszenatorisch, kameratechnisch oder beim Drehbuch. So nah liegen starke und schwache Szenen beieinander, dass man teilweise meinen könnte, zwei Regisseure hätten sich hier ausgetobt (ähnlich dem erst kürzlich gesichteten Schocker „Two evil eyes“).

Auf der einen Seite hätten wir den gemächlichen aber keineswegs uninteressanten Spannungsaufbau. Lange Zeit passiert so gut wie nichts, dennoch herrscht eine bedrohliche Grundstimmung und man fiebert irgendwie mit. Mit der Geschichte wohlgemerkt, nicht mit den äußerst unsympathisch gezeichneten Protagonisten. Diese werden von James Catweazle und Claudia Carvan gut und gar nicht mal so eindimensional verkörpert. Kleine Andeutungen lassen immer wieder den Grund für das gespannte Verhältnis durchsickern. Peter behandelt seine Frau einerseits wie Dreck, verhält sich machohaft, grob und teilweise auch ungeschickt – zeigt aber hin und wieder auch so etwas wie Emotionen und macht den Eindruck als hege er noch immer Gefühle für seine Frau. Da der Urlaub von Anfang an unter keinem guten Stern steht, versucht er seine Wut und Trauer durch Alkohol und plumpe Gewalt gegen die Natur zu kanalisieren. Carla wiederum gibt sich erst einmal als Großstadtzicke, die Urlaub anscheinend nur dann genießen kann, wenn sie in einem weichen sagrotangereinigten Himmelbett liegt und die Weintrauben vom Hotelboy geschält bekommt. Gleichzeitig lässt das anfangs als Pflänzchen-rühr-mich-nicht-an, das anscheinend in einem Zustand der Dauermenstruation festhängt, gezeichnete Frauchen immer wieder durchscheinen, dass sie innerlich gebrochen und traumatisiert ist. Eine Tatsache die sie hinter dieser „hässlichen“ Fassade zu verbergen versucht.  Gegen Ende wird dann auch klar, wie es zu diesem „Eheglück“ kam, Mitleid mit den Beiden will sich aber dennoch nicht einstellen. Das alles jedoch ist natürlich vom Drehbuch beabsichtigt.

Dann hätten wir noch den dritten Hauptdarsteller und hier wird es etwas schwieriger: die Natur. Schon zu Beginn werden Hinweise eingestreut, dass es mit diesem  Strand  etwas Besonderes auf sich hat. Fast scheint es, als vereine dieses Stückchen Land viele der menschlichen Sünden, die an der Natur verbrochen wurden (etwa die beiläufige Erwähnung, dass in der Vergangenheit zahlreiche Seekühe wegen ihres Fettes ihr Leben lassen mussten). Gegen Ende werden die Andeutungen und Situationen immer grotesker und mit Logik sollte man lieber nicht versuchen dem Ganzen auf die Sprünge zu kommen. Ich würde immer noch gerne wissen, wie es die Natur schafft einen Mann dazu zu bringen sich zu erhängen, Pfeile in Bäume zu ritzen (was theoretisch bedeutet, dass sie sich selbst schadet), Harpunenpfeile bogenförmig abzuschießen oder eine Art Elefantenfriedhof für Camper zu erschaffen. Aber im Grunde kann man das alles als große Metapher erklären, denn hier geht es nicht um das wie sondern das warum. Und auch wenn Herr und Frau „Jedermann“ teilweise mit ihren Handlungen über´s Ziel hinausschießen, bekommt man doch – vor allem zu Beginn – ein leicht schlechtes Gewissen. Denn so abwegig, wie etwa das Erschießen der armen Seekuh oder der Diebstahl der Adlereier, sind längst nicht alle Handlungen. Aus Versehen Tiere überfahren, Kippen aus dem offenen Fenster werfen, lästige Insekten per Spray in`s  Jenseits befördern – immer wieder ertappte ich mich beim Gedanken, „Mensch, das macht doch jeder mal!“ Hätte man diesen Teil der Handlung, also die alltäglichen kleinen Sünden, nicht durch die abwegig brutalen Verbrechen Mensch vs. Natur von der Realität entfernt, „Long Weekend“ wäre ein wirklich nahe gehender Gänsehautgranat geworden.

Und dann noch die Inszenierung: Einerseits haben wir hier wunderschöne Landschaftsaufnahmen, die in ihrer Postkartenidylle ganz im Gegensatz zum dunklen Geheimnis der Natur stehen, andererseits zeigen gerade die Nachtaufnahmen – vor allem die Autofahrtszenen – einen geradezu schrecklichen Mangel an Können. Ganz als hätte man für die verschiedenen Segmente jeweils andere Kameramänner verpflichtet (eventuell war dem ja auch sogar so). Die Inszenierung derweil kann wirkliche Spannung nicht aufbauen: das fällt vor allem gegen Ende auf, wenn Peter, verlassen von seiner Frau, alleine im Dunkeln der Natur ausgeliefert ist. Von nervenzerfetzendem Thrill keinerlei Spur. Positiv hingegen wird es, wenn langsam das komplizierte Seelenleben der beiden Yuppies aufgedeckt wird. Hier schafft es die Regie, den beiden unausstehlichen Großstadtsnobs ein mehrdimensionales Innenleben zu geben. Sie haben sich gegenseitig innerlich genauso verwüstet, wie sie es nun mit ihrer Umgebung machen. Dafür: Respekt.

Insgesamt bleibt somit ein langsam inszeniertes, nicht auf Action gebürstetes Quasi-eins-zu-eins Remake, bei dem es die kleinen Akzente sind, die es dann doch wenigstens einigermaßen sehenswert machen. Auf jeden Fall mal etwas anderes und definitiv kein Horrorfilm im eigentlichen Sinn. Eher eine Beobachtung des menschlichen Egoismus, der sein eigenes Wohl, seine Bedürfnisse und Probleme immer als wichtiger einstuft als das seiner Umwelt (ob Mensch oder Natur). Trotz guter Schauspieler und schöner Landschaft jedoch nur eingeschränkt und wohl auch nur einmal genießbar. Wer sich jedoch abseits der ausgetretenen Genrepfade umsehen möchte, dem sei „Long Weekend“ dann doch ans Herz gelegt.

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