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Colin Egglestons "Long Weekend" aus dem Jahr 1977 ist bis heute den wenigsten bekannt. Ein äußerst atmosphärischer und sehr beklemmder Horrorfilm, der ohne jegliche Brutalitäten und Effekte auskommt. In diesen Punkten bleibt auch das Remake sehr bodenständig. Man huldigt Eggleston mit einer Widmung vor dem Abspann, zudem wurde das Hotel, wo Peter den Rum kauft nach ihm benannt. Leider hat es Everett De Roche (Storm Warning, Razorback) nicht für nötig gehalten, irgendeine Veränderung vorzunehmen. So bekommen wir eine 1:1 Kopie geliefert, die nach der Sichtung des Originals kaum noch fesselt. Regisseur Jamie Blanks (Düstere Legenden, Storm Warning) kann man dabei kaum Vorwürfe machen, denn in diesem Genre ist er heimisch und er sorgt für eine optisch sehr ansprechende Inszenierung.

Die Beziehung zwischen Peter (Jim Caviezel) und Carla (Claudia Karvan) läuft alles andere als gut. Mit zwei Bekannten wollen sie ein langes Wochenende an einem versteckten Surfstrand verbringen. Während Peter und Carla den abgelegenen Strand sogar beim Unwetter finden, tauchen ihre Bekannten erst gar nicht auf. Und etwas scheint in diesem Paradies nicht zu stimmen, denn nachts hört man seltsame Geräusche, die Tiere sind äusserst angriffslustig und die Streitereien zwischen Peter und Carla arten immer mehr aus. Als Peter die Leichen von anderen Campern findet, versuchen die Beiden zu fliehen, doch da ist es schon zu spät.

Die Kamerafahrten und Panoramabilder zeigen die traumhaft schöne Natur Australiens, man möchte am liebsten selbst sofort die Koffer packen. Glasklares Wasser und weisse Sandstrände in Kontrast mit den sattgrünen Wäldern, die Optik ist atemberaubend schön. Doch mit der Einführung von Peter und Carla ist die Schönheit vorbei, denn die Beiden haben sich auseinander gelebt. Da liegt auch ein Ereignis zu Grunde, trotzdem kann sich der Zuschauer mit keinem der Beiden identifizieren. Peter liebt das Campen, während Carla der Hass ins Gesicht geschrieben ist, so setzt es zahlreiche Zankereien, bis man endlich mal dort ist. Ein naturverbundener Mensch ist Peter jedenfalls nicht, denn er überfährt ein Känguru ohne mit der Wimper zu zucken, schmeisst seine Kippe aus dem Fenster was sofort einen Brand auslöst, desweiteren katapultiert er stets seinen Müll in die Landschaft. So errichtet man sich ein Lager in der Nähe des Strandes, doch jeglicher Ansatz seiner Konversation endet in einem Streit. Carla ist äusserst zickig und sensibel, während Peter eher der Machotyp ist, eine explosive Mischung die immer mehr ausser Kontrolle gerät. Doch dafür lässt man sich erstaunlich viel Zeit und nicht durchweg ist eine Bedrohung zu spüren.

Obwohl Peter von einem dunklen Schatten im Meer verfolgt wird, die Insekten langsam zu einer Plage werden und die vermeintlich tote Seekuh langsam auf das Lager zurobbt. Zwischendurch ist immer wieder Peters Hund Crickett spurlos verschwunden und auch ein Adler attackiert Peter plötzlich. Doch die sich rächende Mutter Natur ist nicht das Hauptproblem, sondern Peter und Carla beginnen sich zu beschimpfen, leisten sich sogar eine Keilerei und schließlich findet man das total verwüstete Lager anderer Camper. Eine Erklärung für die ganzen Phänomene gibt es nicht, der Zuschauer soll sich selbst einen Reihm darauf machen, was die ganze Sache noch intensiver gestaltet. Ein Hilferuf ist unmöglich, denn das Handy ist in den Wäldern unbrauchbar und dank der vielen Waldwege scheint man sich immer im Kreis zu drehen. So wird der drastische Überlebenskampf immer mehr zu einer ausweglosen Situation, wo das Original aber wesentlich spannender daherkommt. Es mangelt beim Remake deutlich an eigenen Innovationen, die wären dringend von Nöten gewesen, um auch Kenner des Originals erneut zu schocken. Auf die beiden Hauptdarsteller Jim Caviezel (Der Schmale Grat, Angel Eyes) und Claudia Karvan (Daybreakers, Star Wars III - Die Rache der Sith) ist dabei stets Verlass, ihre gewollt unsympathischen Charaktere verkörpern sie mit viel Einsatz.

Eine 1:1 Kopie des Originals, die geringen Abweichungen lassen sich an einer Hand abzählen. Ein bisschen Veränderung sollte ein Remake schon mit sich bringen, doch hier hat man es sich extrem einfach gemacht. Eine aufpolierte Optik und zwei glaubwürdige Darsteller reichen nun mal nicht aus, doch das Remake hat einige mulmige Momente zu verbuchen, aber auch viel Leerlauf. Es fehlt dieses gewisse Etwas des Originals.

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