LONG WEEKEND
AUSTRALIEN 2008 / REGIE Jamie Blanks
Mit seinen ersten beiden Werken Urban Legend (1998) und Valentine (2001) gelang es Jamie Blanks, sich einen im Horrorgenre zu machen. Verwirklicht wurden sie in den Vereinigten Staaten, doch anschließend verschlug es den australischen Horrorregisseur wieder in sein Heimatland, um dort weiter an der Karriere zu arbeiten. Sechs Jahre lang war es still um Blanks, doch vor zwei Jahren meldete er sich mit seinem Survival-Horrorthriller Storm Warning (2007) zurück. Jedoch fielen die Kritiken erneut sehr unterschiedlich aus. Einige kritisierten zu Recht den Stumpfsinn der Story, andere hingegen feierten die harte Gangart. Hierzulande wird es Horrorfans aber seit mehr als einem halben Jahr ausreichend schwer gemacht, den Film zu sehen, denn seit dem 10.12.2008 ist die Uncut Edition von "Storm Warning" auf Grund expliziter Gewaltdarstellung offiziell beschlagnahmt worden.
Darüber muss sich sein aktueller Streifen Long Weekend aber keine Sorgen machen, denn mit einer FSK 16 veröffentlicht, feierte das gleichnamige Remake des im Jahre 1978 erschienen Originals bei den diesjährigen Fantasy Filmfest Nights 2009 Deutschland-Premiere. Die Laufzeit des Films beträgt nur ca. 80 Minuten (ohne Abspann) und erzählt dabei folgende Geschichte:
Für ein Wochenende fahren Peter und Carla an die australische Küste, fernab der Zivilisation - nur sie, das Meer, der weiße Strand und die Wildnis - ein Traum. Doch dieser wird sehr schnell zum Alptraum. Das Paradies verwandelt sich nach und nach zur leibhaftigen Hölle. Unheimliche Geräusche, dunkle Schatten im Meer und das bedrohliche Verhalten der Tiere steigert die innere Unruhe der beiden. Hysterisch beginnt Peter auf alles zu schießen, was sich bewegt. Carla dreht durch und flüchtet mit dem Auto, um dem Wahnsinn zu entkommen, aber das undurchdringbare Dickicht gibt den Weg nicht frei. Verzweifelt versucht sie, zu Fuß weiter zu kommen. Da fällt plötzlich ein Schuss...(www.blairwitch.de)
Welche Richtung "Long Weekend" nach diesem besagten Schuss einschlägt, werde ich natürlich für mich behalten, ansonsten würde ich spoilern, doch davor gelingt es Blanks zu erstem Mal im Gegensatz zu seinen vorausgehenden Werken, richtig Spannung ohne blutige Effekte und rasante Schnitte aufzubauen. Das gelingt ihm vor allen Dingen mit Hilfe einer - aus meiner Sicht - stimmigen Exposition, die zwar für eine Einleitung recht lang ausfällt, aber genau seinen Zweck erfüllt. Man gewinnt einen brauchbaren Eindruck vom Yuppie-Paar, erfährt Motivationen und Charakterzüge und bekommt außerordentlich schnell mit, in welch einer Krise sich das Ehepaar befindet.
Für die Charakterisierung würde dem Film zwar kein Preis verliehen werden, aber sie reicht vollkommen aus, um im späteren Verlauf sogar Mitgefühl mit unseren - bemerkenswert unsympathischen - Antihelden Peter und Carla (gekonnt verkörpert durch James Caviezel und Claudia Karvan) trotz ihres niedrigen Umweltbewusstseins zu empfinden. Sie verhalten sich sprichwörtlich wie die Axt im Walde, hinterlassen rücksichtslos viel Müll und schrecken ebenso nicht davor zurück, das ein oder andere Tier zu töten. Und der Ansatz gefällt mir in diesem Film, denn nun ergibt sich die Natur nicht bedingungslos seinem Schicksal und schlägt grausamer zurück und entschuldigt dabei nichts.
Wobei? Meiner Ansicht nach lässt Blanks in seinem Film offen, ob die Natur bzw. eine höhere Macht wirklich hinter diesen Taten steckt oder ob bei all diesen bizarren Ereignissen nicht die Fantasie unserer Protagonisten verrückt spielt. Dieser Ansatz und in welcher Weise der Australier seine Zuschauer zum Deuten anregt, gibt einen weiteren Pluspunkt. Imagination oder echte Gefahr? Das ist hier die Frage, die zum Glück nicht beantwortet wird.
Wie zuletzt bei "Storm Warning" zeigte sich Blanks auch in "Long Weekend" besonders fleißig und übernahm neben der Regie die Aufgabe der Produktion, der Bearbeitung des Bildmaterials sowie der musikalischen Untermalung. Dass der Regisseur musikalisch veranlagt ist, bewies er bereits in "Storm Warning", aber auch in dem Remake bekräftigen die Klänge Blanks die Bedrohung durch die Natur sowie die fiese Fratze, welche sich hinter der umwerfenden Fassade verbirgt / verbergen kann. All das kann natürlich unfreiwillig komisch wirken, aber "Long Weekend" wirkt durch seine Vorkommnisse vielmehr beängstigend als belustigend - bestes Beispiel der Seehund. Eine überzeugende Abwechslung zur Bedrohung wird durch wunderschöne Landschaftaufnahmen geboten.
Alles in allem ein gelungener Survival-Thriller vom Australier Jamie Blanks, der damit bewiesen hat, dass er mit einer ruhigeren Gangart, abseits von hektischen Schnitten, in Zukunft wohl die besseren Filme machen wird. Leider wusste das Drehbuch von Autor Everett De Roche samt dem abrupten, wenig plausiblen Ende (anscheinend konnte Blanks nicht komplett auf Gore verzichten) nicht zu gefallen. Insgesamt gibt es:
3 / 6 Sternen