Es ist immer schade, wenn ein Remake nicht den Mumm aufweist, ein wenig vom Original abzuweichen und eventuelle Schwachstellen auszugleichen.
Noch ärgerlicher kommt es, wenn man so sehr auf der sicheren Schiene fahren will und gleich die komplette Vorlage 1:1 kopiert.
Und das ist mit dem außergewöhnlichen „Long Weekend“ von 1977 geschehen. Leider.
Das Zwei-Personen-Stück in der einsamen und rauen Landschaft an einem Strand Australiens bietet nur geringfügige Veränderungen: Handy, Navi und obszönere Beschimpfungen.
Ansonsten sind Peter (James Caviezel) und Carla (Claudia Carvan) ein zerstrittenes Yuppie Paar, welches kurz vorm Ehe-Aus steht und auch herzlich wenig dafür tut, um es zu vermeiden. Während er den Macho heraushängen lässt, zickt sie nur rum und beide transportieren ihren Frust in die Natur, indem eine Kippe aus dem Wagen geschnippt, ein überfahrenes Känguru nicht weiter beachtet wird und die Ameisen mit Insektenspray bekämpft werden.
Doch schleichend rächt sich die Natur, sie scheint sich für beide zur tödlichen Falle zu entwickeln.
Zwar ist der Grundtenor dieses Ökothrillers aktueller denn je, und er wirkt aufgrund seiner kopierten Szenen fast so zeitlos wie das Original, allerdings nicht mehr ansatzweise so bedrückend und atmosphärisch.
Auch wenn die Landschaftsaufnahmen mit ästhetischem Schwung eingefangen wurden und man diverse Tiere in Nahaufnahme gekonnt ablichtet, fehlt der Inszenierung komplett die eigene Note.
Caviezel spielt zwar gewohnt souverän und seine Partnerin agiert ebenfalls ordentlich, doch auch diese beiden können die Einfallslosigkeit des schlicht übernommenen Skripts nicht kaschieren.
Denn die Stichworte des Ablaufs sind völlig identisch: Die sich scheinbar bewegende Seekuh am Strand, das verschimmelte Hähnchen, die sich von selbst lösende Harpune, der verschwundene Hund, die Schlangen und eine Hatz durch den Wald, verschiedene undefinierbare Geräusche und dazwischen immer wieder Streit zwischen dem Paar mit nur wenigen Versuchen einer Annäherung.
Vielleicht wirkt die Neuverfilmung auch deshalb nicht so grantig, weil diese dreckige 70er Atmosphäre fehlt und stattdessen alles ein wenig hochglanzpoliert ausschaut, selbst die wenigen, durchaus sehenswerten FX.
Für Neulinge, das sei unbestritten, bietet der Streifen eine ungewöhnliche Erfahrung im Bereich mythologisierte Natur, für etwas ältere Hasen einen müden Aufguss ohne Kreativität.
5 von 10