Die größten Probleme an deutschen Independentfilmen sind ja meist genau zwei Sachen: Eine schwache Story und dann eine oftmals zu lange Laufzeit. Mit Sick Pigs versucht Stefan Schwenk, der sich in der Szene mit Montrak schon einen Namen gemacht hat, nun diese zwei Schwächen zu seinem Vorteil zu nutzen. Aber wird ihm das auch gelingen, oder scheitert er genauso, wie viel vor ihm?
Juwelen, Geld und Kokain, all das spielt eine verdammt große Rolle in Sick Pigs. Die Story präsentiert dem Zuschauer zwei separate Geschichten, die sich jedoch zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Zum einen geht der Film um eine vierköpfige Bande, die zwei Juwelen in ihrem Besitz haben. Diese planen zudem einen Banküberfall, der natürlich mehr als in die Hose geht. Zum anderen wird ein Kokaindeal gezeigt, der für große Verwirrung sorgt.
Die Story sinnvoll zusammenzufassen fällt relativ schwer, da sie sehr komplex daher kommt. Viele Charaktere spielen in beiden Geschichten eine sehr wichtige Rolle und alle Charaktere werden dem Zuschauer immer und immer wieder präsentiert. Zudem arbeitete Schwenk sehr viel mit Rückblenden, was in einer solchen Pulp Fiction Hommage wohl auch mehr als treffend sein dürfte. Aber nicht nur Pulp Fiction wird hier die Ehre erwiesen, auch Tarantinos Erstling Reservoir Dogs wird bei einigen Szenen recht deutlich erwähnt. Besonders zu Beginn wirkt das Ganze, fast wie ein Versuch, eine deutsche Adaption von Reservoir Dogs zu bieten, jedoch weicht der Film, je weiter er voranschreitet, immer mehr von diesem Schema ab und kann ganz eigene Ideen einbringen.
Die Schauspieler sind erfreulich gut und können wahrhaftig überzeugen. Es gibt keinerlei komplett Ausfälle, was ja bei einer deutschen Produktion nicht immer der Fall ist. Man hat sich wirklich Mühe gegeben, dem Film vernünftige und glaubwürdige Schauspieler zu geben. Leider sind die Schauspieler sehr unbekannt, sodass ich den Rollen nicht die entsprechenden Schauspieler zuordnen kann, deshalb werde ich die besten Leistungen anhand der Charakternamen nennen. Zum einen hätten wir hier den sehr verrückten Gangster, der ein großes Problem mit seiner Verdauung und seinem Darm hat. Seine schauspielerische Leistung ist wirklich hervorragend, wenn auch für manche sicherlich etwas too much. Dennoch sorgt er immer wieder für lustige Situationen, die immer wieder zum lachen animieren. Des weiteren hätten wir Rex und Jacko, die zwei Gangster, die während des ganzen Films auf der Suche nach den Juwelen sind. Jacko ist ein extremer Kiffer und Kokser, der Rex auf Grund seiner idiotischen Einfälle oftmals zur Verzweiflung bringt. Rex hingegen ist der kühle Kopf, der immer wieder einen Einfall parat hat. Die beiden agieren im Team grandios und ergänzen sich perfekt. Dadurch entsteht eine absolut traumhafte Dynamik, die den Zuschauer immer wieder zum schmunzeln bringt. Abschließend möche ich noch die weibliche Hauptakteuren nennen, diese macht einen sehr guten Job, wird aber leider etwas zu blauäugig präsentiert. Ein ganz besonderer Gastauftritt dürfte Willi Thomczyk darstellen, den die meisten aus „Die Camper“ kennen dürften, denn dort spielte er den immer schlecht gelaunten Benno. Ich hab mich wirklich riesig gefreut, diesen Schauspieler mal wieder zu sehen und er ist genauso schlecht gelaunt wie damals.
Da der Film als Hommage an den Actionfilm der 80er und 90er gedacht ist, hat man sich ein paar nette Gimmicks einfallen lassen. Zum Beispiel kriegt man immer wieder Störlinien präsentiert, die einem das Gefühl geben, als würde man eine alte Videokassette im Player haben und das einige Jahre bevor Tarantino und Rodriguez auf die gleiche Idee gekommen sind. Großes Lob an Schwenk für diese Idee. Die ganze Atmosphäre gleicht zudem der, eines alten Actionfilms, die Farben wirken manchmal etwas verwaschen und man kommt sich wirklich immer wieder so vor, als würde man sich eine alte Kopie von Reservoir Dogs oder anderen Filmen anschauen. Die Musik ist nett gewählt worden, auch wenn sie zu keinem Zeitpunkt die Klasse eines Tarantinos erreicht, so passt sie doch hervorragend zu dem Low-Budget Charakter des Films. Hier wird viel Wert auf Synthieklänge gelegt, zudem kommen aber auch einige coole Hip Hop Beats zum Einsatz. Unpassend wirkt das Ganze Gott sei dank nie.
Bei den Effekten darf man auf gar keinen Fall zu viel erwarten, immerhin hat der Film eine FSK 16 Freigabe bekommen. Aber hier sind die Effekte eh nur nettes Beiwerk, da das Hauptaugenmerk auf einer guten Story liegt. Wenn man dann mal etwas zu Gesicht bekommt, ist dies durchweg gut umgesetzt und kann überzeugen.
Abschließend kann man sagen, dass Stefan Schwenk hier gezeigt hat, dass deutsche Filme nicht immer nur aus Blut und Gore bestehen müssen, sondern auch durch eine gute Story punkten können. Auch die Laufzeit von fast 2 Stunden vergeht wie im Flug, da der Film immer wieder neue Charaktere präsentiert und damit immer wieder aufs neue für Spannung und Interesse des Zuschauers sorgt. Wer also mit den Film von Tarantino was anfangen kann und zudem auf spannende Gangsterfilme steht, sollte Sick Pigs eine Chance geben!
Objektive Wertung: 5/10 Punkten
Subjektive Wertung: 9/10 Punkten