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Dass so einem ausstrahlungsstarkem Schauspieler wie Ray Liotta der große Durchbruch verwehrt blieb, liegt vor allem an seiner katastrophalen Rollenauswahl. Nebenrollen in „Cop Land“ und „Hannibal“ oder die Hauptrolle im Low-Budget-Geheimtipp „Narc“ stehen solche Enttäuschungen wie „Heartbreakers“, „No Escape“ und eben „Unforgettable“ gegenüber. In diesem haarsträubend abstrusen Thrillerquatsch von Regisseur John Dahl („Red Rock West“, „Joy Ride“) versucht Liotta als Assistent der Gerichtsmediziner David Krane den wahren Mörder seiner Frau zu finden.

Er selbst war nämlich der Hauptverdächtige, nach einem belastenden Beweisstück schon so gut wie sicher eingekerkert, und nur aufgrund eines Verfahrensfehlers nicht angeklagt worden. Die nun für die Erziehung seiner beiden Töchter zuständige Schwester (Kim Cattrall, „Big Trouble in Little China“, „Sex and the City“) seiner Frau hält ihn noch immer für den Mörder, seine Töchter sind ihm gegenüber skeptisch und seine Kollegen behandeln ihn mit Argwohn. Besessen von dem Ziel den wahren Mörder zu finden, tritt er an die junge Ärztin Martha Briggs (Linda Fiorentino, „Dogma“, „Liberty Stands Still“) heran. Die Wissenschaftlerin gelang es in Experimenten Erinnerungen von Ratten auf andere Artgenossen zu übertragen. Krane sieht darin seine Chance und injiziert sich Gehirnflüssigkeit seiner Frau. Doch das soll Nebenwirkungen nach sich ziehen...

Auch wenn man hier beide Augen zudrückt, lassen sich die klaffenden Logiklöcher nicht übersehen. Mal angenommen, man könnte diese Erinnerungen tatsächlich übertragen: Warum sieht Krane immer die Schlüsselsituationen, wo das Gehirn doch voller Lebenserinnerungen steckt? Und warum zieht man den Gehirnsaft aus dem Gehirn ab und pumpt ihn sich in die Blutlaufbahn? Krane wird vom Dienst suspendiert, weil er ohne zu Fragen einen Bluttest gemacht hat? Ja, ne.. is klar...

Sieht man von diesen Ungereimtheiten mal ab, bekommt man mit „Unforgettable“ ganz solide Thrillerunterhaltung geboten. Krane spritzt sich nicht nur die Erinnerungen seiner Frau, sondern später, um sicher zu gehen, auch noch die des, von ihm später aufgespürten, auf der Flucht jedoch erschossenen, Mörders und stößt dabei auf Ungeheuerliches. Von Halluzinationen und Flashbacks gebeutelt, versucht der nun aufgrund des Selbstexperiment gesundheitlich schwer angeschlagene Witwer endgültig Licht ins Dunkel zu bringen. Gut, dass das Drehbuch von Beginn an den möglichen Täterkreis, dank geringer Anzahl von Nebencharakteren, möglichst klein hält und den Zuschauer mit seiner finalen Auflösung auch nicht mehrsonderlich überraschen kann.

Ray Liotta ist hier zwar nicht vollends fehlbesetzt, tut sich jedoch in seiner Besessenheit schwer die Sympathien des Publikums zu erlangen. Etwas leichter hat es da Lina Fiorentino. Ihr Charakter verhält sich zwar etwas merkwürdig (Warum hilft sie Krane, obwohl der die nur ständig ausnutzt?), kann jedoch mit seinem leicht unbeholfenes, schüchternes Wesen punkten. Die in Nebenrollen agierenden Kim Cattrall, Peter Coyote und Christopher McDonald („Happy Gilmore“, „The Skulls“) haben in ihren einsilbigen Rollen (von Hass erfüllte Schwester, unsympathischer Kollege, etc.) sowieso zu wenig Screentime um wirklich auf sich aufmerksam machen zu können.

„Unforgettable“ ist, insbesondere für Genrekenner, ein sehr vorhersehbares Stück Thriller, das in den üblichen Bahnen verläuft und kaum echte Überraschungen zu bieten hat. Da vermögen auch die teilweise recht brutalen Morde nichts mehr zu retten. Insbesondere der Mangel an einer schweißtreibenden Jagd auf den Killer und das schrecklich verhunzte Ende kosten dem Film dann auch das Mittelmaß.


Fazit:
Belangloser Thriller mit eklatanten Logikschwächen und durchwachsenen schauspielerischen Leistungen. Regisseur John Dahl gelang es leider nicht das ohnehin schwache Skript einigermaßen spannend auf die Leinwand zu bringen. Dass solche Ideen so oder ähnlich schon mal da waren, erleichtert dem Film seinen Stand in diesem Genre auch nicht gerade.

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